Wasserburg/Inn - Bregenz - Wandern so lange der Urlaub reicht

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Jakobsweg

Eine Karpaltunneloperation an Christas Hand wirft die Frage auf, was tun im diesjährigen Urlaub? Radltour zu den Plitvicka Seen? Tiroler Höhenweg? Via Alpina? Alles scheint nicht machbar; Christa kann nicht bremsen, Wandern im Hochgebirge erscheint zu gefährlich, Stockeinsatz, fehlende Kraft in den Händen. So wurde die Idee geboren, den Jakobsweg schon in diesem Jahr zu beginnen und wenn schon, dann von zu Hause weg. Recherchen haben ergeben, dass der Weg in nächster Nähe bei uns vorbeigeht.



01 Sonntag 27.05.07
6 km / 87 hm / 18:00 – 21:00 Wasserburg bis Edling

Es ist Sonntagabend, wir lassen uns von Stefanie nach Wasserburg fahren, um unseren Jakobsweg offiziell von der Jakobskirche zu starten, auch wollen wir den ersten Pilgerstempel einholen. In der Kirche liegt aber keiner auf und die Pfarrei hat zu, also gehen wir zur Polizei, diese sind das zwar nicht gewohnt, drücken aber freudig unseren ersten Stempel ins Pilgerbuch. Vor dem Weggang treffen wir noch Theo Spiel mit Frau, welche von unserem Vorhaben begeistert sind. Dann also los, der Weg führt den Inn entlang zur Burgau, kurzzeitig finden wir die Beschilderung nicht mehr, dann über Gabersee, Kornberg zur Attlerau. Wir aber gehen über Reitmehring direkt nach Hause, den oberen Weg sind wir schon oft gelaufen. Die Abendsonne stimmt uns ein auf unser Abenteuer.

02 Montag 28.05.07
26 km / 223 hm / 9:15 – 16:30 Edling bis Tuntenhausen

Los geht`s, unsicher ob wir auch an alles gedacht haben, verabschieden wir uns von Opa und dem Kater und marschieren über Breitbrunn, Daburg, Bruck, Richtung Ramerberg. Das Wetter ist optimal zum eingehen, nicht zu heiß, nicht zu kalt. Gleich oberhalb des Berges von Ramerberg führt der Weg in den Wald, gut dass Christa aufpasst, ich währe vorbeigelaufen. Es ist schön die Teerstraße hinter uns zu haben und im Walde bei Vogelgezwitscher pilgern zu können. Gegen Mittag ziehen dunkle Wolken auf, wir bewegen uns zwischen Meiling und Rott, gerade rechtzeitig erreichen wir das Sportheim zum Pausemachen, als es auch schon loswettert. Der Spuck ist bald vorüber, es geht weiter. Voraus sehen wir eine Spaziergängerin die uns entgegen kommt, es ist Rike Schalk. Sie meint sie hätte gerade daran gedacht Pilger auf dem Jakobsweg zu treffen, dann sind nur wir es. Sie kann kaum glauben dass ihr Gedanke richtig war. Etliche Zeit plaudern wir, ich werde schon ungeduldig, dränge auf das Weitergehen. Stöbersberg, Ostermünchen liegen auf dem weiteren Weg nach Tuntenhausen, deren gefälschter Doppelturm schon von weitem sichtbar ist. Sosehr wir auch suchen, es gibt keinen Stempel, ich fotografiere den hl. Konrad statt Jakob und warten dann auf Stefanie, die uns zum Übernachten nach Kolbermoor abholt. Sie hat auch lecker gekocht für uns. Das hier gesparte Geld wollen wir später sinnlos verprassen.

03 Dienstag 29.05.07

12 km / 97 hm / 7:45 – 11:30 Tuntenhausen bis Weihenlinden

Bei Dauerregen werden wir schon um 7:45 in Tuntenhausen ausgesetzt, Stefanie muss zur Arbeit. Der Weg schlängelt sich über Beyharting, den Jakobsberg nach Maxlrain. Der direkte Weg wäre viel, viel kürzer, so in etwa lernen wir mit der Beschilderung und Wegführung umzugehen, eine gewisse Unsicherheit aber bleibt. Wir pilgern weiter nach Weihenlinden, der Wind peitscht, es regnet in Strömen, das Wasser läuft uns aus den Schuhen, es ist saukalt. Gehen wir weiter? ja, nein, doch nicht, endlich entscheide ich, zu bleiben. Die Kirche ist sehr schön, ein erhebendes Gefühl, aber die Kleidung ist klamm, die trockene Gaststube einer Bäckerei ist noch schöner. Wir machen Mittagspause mit warmen Wienern, wir möchten bleiben, für heute ist Schluss. Die Zimmer sind belegt, somit werden wir vermittelt zum „Bauernnachbarn“. Dort ein geräumiges Zimmer, das groß genug ist, alle nassen Sachen aufzuhängen. Die Schuhe trocknen derweil in der Biogasanlage. Die Zeit erlaubt uns noch mal in die Kirche zu gehen und den indischen Pfarrer zwecks Stempel aufzusuchen. Irgendwie sieht dieser komisch aus, einen Registrierstempel wollten wir eigentlich nicht, dieser Fehler wird aber sogleich behoben.

04 Mittwoch 30.05.07

26 km / 273 hm / 9:15 – 17:30 Weihenlinden bis Irschenberg

Im Frühstücksraum steht ein Korb mit jungen Miezen, sind die nicht süß? Gutes, nettes Palaver mit dem Bauern, der die Kätzchen mit seinen groben Pranken liebevoll streichelt. Es ist komisch, zweimal übernachtet und doch so nah Zuhause. Dicke Wolken ziehen noch über den Himmel, die Sonne ist zwar auch da, aber so ganz trauen wir der ganzen Sache noch nicht. Also Regenkleidung drüber und ab die Post. Bei Heufeld treffen wir Ralf Henne, ein alter Bekannter, dieser wundert sich schon ein bischen über uns und unser Unternehmen. Bei Bärbling gibt’s Brotzeit und die Klamotten werden gewechselt, danach gehen wir weiter geradeaus, das Jakobszeichen ist ja da. Der Bauch sagt mir, es stimmt was nicht, aber es wird schon noch weggehen nach Irschenberg. Zwischen Au und Bad Feilnbach gucken wir ein letztes Mal in die Karte und entschließen uns umzukehren, es kann einfach nicht mehr stimmen! Mit dem Bus zurück nach Dettendorf, dort finden wir keine Übernachtung, aber es wird angerufen in Irschenberg. Später wissen wir, besagte Schilder führen über Kufstein weiter! Der Weg hoch zum Irschenberg, noch ca. 6 km ist wunderschön, tolle Sicht, es ist schwül, wir kommen ins schwitzen. Belohnt werden wir mit einem preiswerten, feinen Menü. Was haben wir heute gelernt? Besser gleich auf den Bauch hören, als mit ungutem Gefühl weitergehen!

05 Donnerstag 31.05.07
30 km / 505 hm / 9:00 – 18:30 Irschenberg bis Osterwarngau

Ein wunderbarer Tag tut sich heute auf mit strahlendem Sonnenschein, erstmal pilgern wir weiter Richtung Mc Donalds und zur Abzweigung nach Miesbach. Dort bemerken wir einen verdrehten Wegweiser (diese Schufte) der uns aber nicht in die Irre führt. Ab der Auerschmiede führt ein toll angelegter Meditationsweg bis nach Reichersdorf. Beim dortigen Kloster werde ich von zwei Damen angesprochen, die dann staunen? „Da ist ja eine Frau dabei.“ Nach der Kirchenbesichtigung in Weyarn, bilde ich mir einen Stempel ein. Ein Paar steht gerade an der Eingangstür zum Pfarrheim und sagt, der Pfarrer komme gleich. Ist auch so, leicht genervt muss er wieder die Treppe hoch um unsere Pässe abzustempeln. Das Paar will eine Kirchenführung und darf wegen uns Pilgern sogar in die kleine Jakobskapelle mit wertvoller Ignaz-Günther Figur. Die Frau, Kunstliebhaberin oder einfach durch den Wind? ist hier die Frage? kriegt sich ob der kirchlichen Schätze, gar nicht mehr rein, oh, oh, und noch dreimal, oh ist das schön!!! Heute gehen wir Mittags zum Essen, beschließen wir, aber die Wirtschaft öffnet erst um 17 h. So gehen wir die Mangfall entlang, in der Hoffnung eine Bank zu finden, ist aber nicht, so muss etwas wie ein Wasserbunker als Sitz herhalten, egal, Hauptsache Pause. Nur vereinzelt treffen wir in den nächsten 4 Std. Leute auf dem Meditationsweg zum Taubenberg. Das Haus oben hat leider keine Übernachtung, also Abstieg. Unten angekommen fragen wir den Nächstbesten um Quartier, er hat keins, kennt aber Edling und plötzlich bemüht sich die ganze Familie, für uns was zu finden. Wir müssen nach Osterwarngau weiterwandern, nach „Allerheiligen“ kehren wir erst zum Essen (Biergarten) ein, bevor wir in die bestellte Pension gehen.

06 Freitag 01.06.07
28 km / 222 hm / 9:00 – 19:00 Osterwarngau bis Geretsried

Wahnsinns Frühstück, Eier, Obst, Wurst, Käse, Joghurt, Marmelade, Honig, Cornflacks, Pallatschinken….., dafür aber auch 30 Euro pro Person. Was müssen wir wohl abbüßen? fragt die schon etwas hantige senior Hausmutter?!? Wir kaufen Brotzeit und Schuhcreme ein, das Wetter scheint etwas durchwachsen zu werden und bei der nächsten Bank werden die Schuhe eingecremt mit Lederfett. Zu schnell sind wir heute nicht unterwegs, es tröpfelt ab und zu, der Weg schlängelt sich durch wenige Orte und durch viel Wald. Die Vögelein zwitschern, viele Schmetterlinge begleiten uns. Bei Dietramszell lädt beim Pfarrhof eine Bank zum Brotzeitmachen ein. Im nahen Kloster mit sehr schöner Kirche bekomme ich einen Pilgerstempel von den netten Franziskanerinnen. Eine Schwester meint der Weg ginge rechts weiter, auf der Karte ist er nach links eingezeichnet, es geht hin und her zwischen uns, bis ich mich schließlich durchsetze. Beim nächsten Abzweig steht kein Schild, mit der Karte mogle ich mich durch, Christa ist noch angesäuert, bin ich froh, später wieder das Jakobszeichen zu sehen. Nach Geretsried wollen wir nicht rein zum Übernachten, zu schlecht sind die Erfahrungen von früher, ein Gewitter steht am Himmel, einen km Umweg nach Peretshofen, dort wird schon was zu finden sein. Pustekuchen, tote Ortschaft, wir müssen doch weiter nach Geretsried. Noch 5 km, es regnet, ein Stück voll befahrene Bundesstraße, über die Isar. Wir schleppen uns durch die Trabantenstadt, endlich eine Tankstelle, ich frage „wo kann man hier übernachten?“ „Geht die Straße immer weiter hoch, die zweite Ampel links, noch ca. 300 m, Gasthof Isarwinkel..“, Tun wir und ..stehen genau da wo wir nicht hin wollten. Ein Zeichen? Neue Pächter, spitzes Essen, gute Betten und ein Angebot, für 50 Euro morgen eine Isarflossfahrt zu machen (was wir aber ablehnen) zeigt, unsere negative Einstellung war unbegründet.

07 Samstag 02.06.07
28 km / 160 hm / 9:15 – 18:15 Geretsried bis Bernried

Wir finden gleich auf den Jakobsweg zurück, es nieselt den ganzen Vormittag so vor sich hin, die Gegend ist beschaulich, wir wandern auf einsamen Pfaden und Forststraßen durch viel Wald. Gegen 15 h erreichen wir den Starnberger See, die Sonne kommt, es wird warm, Zeit zum umziehen. Wir genehmigen uns in Seeshaupt ein Wahnsinnseis und bleiben bei dem Genuss über eine halbe Stunde sitzen. Zu lange….wie ich hinterher erfahre. Schon während des Weges war ich von dem Gedanken beseelt, heute im Kloster zu übernachten, behielt diesen aber für mich. Der Weg nach Bernried führte durch Schilf und toller Natur, was meiner Frau aber „Wurscht“ war. Sie wollte/konnte nicht mehr und war dementsprechend drauf. Ich wiederum war angefressen, weil dies so war und wir nicht vorwärts kamen. Nun, das Kloster haben wir dennoch erreicht, schöne Kirche und ich muss unbedingt noch einen Stempel haben, obwohl es schon so spät ist. Pst, ich wollte aber auch noch ein Klosterbett!! Und wir bekamen eins, plus Abendessen. Der Stress war weg und wir beide glücklich, die Aufnahme hier war sehr, sehr herzlich.

08 Sonntag 03.06.07
26 km / 264 hm / 9:30 – 18:15 Bernried bis Peissenberg

„Wir haben heute zwei Jakobspilger unter uns…“.. wurden wir beim Morgengottesdienst vom Pfarrer begrüßt, das verursachte Gänsehaut und die Schwestern spielten auf Ihren Instrumenten was das Zeug hielt, zum Thema „Dreifaltigkeit“. Bei schönem Wetter, aber trüber Sicht pilgern wir weiter, der Weg führt über die Orte Magnetsried, Murnbach, Deutenhausen nach Weilheim. Größere Städte mögen wir nicht so gern, man hat schnell ein Schild übersehen, hier kommen wir aber gut durch und erreichen dann Polling. Die Kirche hier ist sehr eindrucksvoll, auch ein Kloster gibt es hier, aber zum nächtigen ist es noch zu früh. Eine etwas verwinkelte Wegführung macht leichte Schwierigkeiten, wir freuen uns dass wir als Pilger erkannt werden und wünschen uns, bald Peissenberg zu erreichen. Die Tage bisher haben uns schon ganz schön geschlaucht, zudem wir auch sehr schwere Rucksäcke schleppen. Zum Abendessen wünsche ich mir einen Italiener und schwärme Christa von Pizzas und riesigen Salattellern vor. Der Wunsch wird gleich vierfach erfüllt, wir sind glücklich und hauen uns den Ranzen voll.

09 Montag 04.06.07

15 km / 516 hm / 9:45 – 15:00 Peissenberg bis Hoher Peissenberg

Wir haben recherchiert und festgelegt; in Bregenz ist Schluß, in die Schweiz pilgern wir nicht mehr. Dies war bis dato noch unklar. Wie kommen wir vorwärts? ist die Zeitplanung angemessen? Fragen, die einen Pilgerneuling täglich beschäftigen, besonders wenn keine eindeutigen Etappenbeschreibungen vorliegen, wie es bisher der Fall war. Heute stoßen wir auf den Jakobsweg München – Bregenz, ab hier wird`s leichter, den Zeitdruck haben wir mit unseren Entscheidungen rausgenommen. Es geht erstmal zur Post, Balast nach Hause schicken, die Karten von der Schweiz, den Biwaksack und sonstige Kleinigkeiten. Heute wird „nur“ der hohe Peissenberg bestiegen, der Tipp der Pensionsmutter dafür den „Stollenweg“ zu benützen, war wirklich gut. Kurz gesagt; ein herrlicher Tag in herrlicher Natur, nur die Fernsicht war getrübt. Über den „Hanslweg“ steigen wir wieder ab, aber nicht ohne vorher einen Stempel geholt und die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt mit Rokokofresken von Matthäus Günther besichtigt zu haben. Zudem gibt es auf dem Peissenberg das älteste Bergobservatorium der Welt, geführt von den Augustinern aus Rottenbuch. Um 15 h schon ein Quartier, heute ist`s gemütlich. Genau werden wir beäugt von Frau Pfleger, was wir wohl für welche sind? Etwa auch so penetrante Personen wie die Frau, die eine Bleibe auf Dauer sucht? Das Essen später ist besser als die Wirtschaft aussieht, relaxen auf der Terrasse, rundet den Tag ab.

10 Dienstag 05.06.07
17 km / 296 hm / 10:00 – 15:30 H. Peissenberg bis Rottenbuch

Eine Frau fährt bei einem Einkaufsladen fast eine Mülltonne über den Haufen, ich rette diese gerade noch, durch diese Aktion kommen wir ins Gespräch; Wie klein ist doch die Welt, sie kennt den „Auer Günther“ aus Attl. Optimales Wanderwetter begleitet uns in die wildromantische Ammerschlucht. Rauf und runter auf Steigen, wie wir sie lieben, der „Nollsteig“ allein hat 460 Stufen. Der Jakobsweg führt über schmale Stege und Brücken, luftige Treppen und windige Pfade, mal hoch oben am Steilufer, mal direkt neben der wilden Ammer. Fast zu schnell sind wir in Rottenbuch, durch das Klostergelände (Chorherrenstift) der Don-Bosco-Schwestern gelangen wir zur romanischen Stiftskirche. Die Kirche erschlägt uns schier mit ihrer Wucht an Fresken und barockem Stuck. Hier haben sich wohl alle Künstler mit „Wessobrunner“ Ausbildung versucht. Nur wenn man von Bild zu Bild geht kann man diese Vielfalt aushalten. Das Schild „geschlossen“ sehen wir nicht, als wir an dem kleinen netten Häuschen klingeln. Die Frau die öffnet beäugt uns, erzählt sie sei erst aus dem Krankenhaus entlassen worden, würde uns aber doch gerne aufnehmen. Ein Regenschauer „zwingt“ uns dazu, nach dem Duschen etwas zu kuscheln. Verdient haben wir`s und schön warm ist`s auch.

11 Mittwoch 06.06.07
22 km / 484 hm / 9:45 – 16:45 Rottenbuch bis Wildsteig

Bei optimalem Wanderwetter pilgern wir los, Richtung „Schleierfälle“. Ein Tipp unserer Pensionsfrau, beim Ratsch während des Frühstücks. Diese Fälle sind aber abseits des normalen Weges, was unseren Orientierungssinn stark fordert. „Wir werden auch nicht bei der Jakobskirche in Wildsteig vorbeikommen“, befürchtet Christa. Kreuz und quer geht`s an die Ammer, viele Schmetterlinge weisen uns den Weg, immer wieder fliegen sie voraus und warten auf uns, bis das Spiel von neuem beginnt. Das Naturschauspiel ist überwältigend, feiner Regen tropft stetig auf die mit Moos bewachsenen ausgehöhlten Felsen, eine grandiose Farbenpracht. Und auf noch was werden wir aufmerksam, ein Steig geht an der Ammer entlang, zwar wieder zurück, aber was soll`s, wir lieben doch solche Wege. Ca. eine Std. bergauf, bergab, mit immer neuen Blicken, wo wir wohl rauskommen werden? Egal, Gott schützt uns, Jakobus lenkt uns, mal links mal rechts, durch Wiesen und durch Wald, wohin?..zu seiner Kirche in Wildsteig! Da spreche noch einer von Zufall! Ein sehr relaxender Tag mit viel Harmonie und guter Stimmung, geht mit Abendessen und Gesprächen mit zwei Pilgerherren, zu Ende.

 

12 Donnerstag 07.06.07
22 km / 268 hm / 8:45 – 17:00 Wildsteig bis Bernbeuren

Die zwei netten Herren vom Vorabend gehen den König-Ludwig-Weg bis Füssen, mit leichtem Gepäck, das andere wird gefahren, das könnte in späteren Jahren auch für uns interessant werden. Immer wieder treffen wir auf sie und haben eine gute Unterhaltung. Prächtige Blumenwiesen säumen den Weg, schließlich erreichen wir die Wieskirche. Über deren Einmaligkeit brauche ich wohl nichts zu schreiben. Sehr gerne und überaus gesprächig drückt uns ein Geistlicher den Pilgerstempel in die Ausweise, dabei lernen wir zwei Pilgerinnen kennen, die auch schon einen Teil in Spanien gelaufen sind. Durch das bevorstehende moorige Gebiet (Wiesfilz) führt ein Brettersteg nach Steingaden mit seinem Welfenmünster. Eine Bank bei einem nahen Feldkreuz lädt zur Rast ein, wir bedanken uns mit einem Kreuzzeichen. „Dass es so was noch gibt“, lobt uns eine Frau die dort Blumen pflegt. Der Lech bei Lechbruck zeigt sich in seiner schönsten blaugrünen Farbe, wir versuchen telefonisch ein Zimmer zu reservieren. „Leider schon besetzt“, heißt es am anderen Ende der Leitung, „aber ich hätte ein paar andere Nummern“, das Spiel geht noch ein paarmal so, dann haben wir`s geschafft. Das private Quartier liegt abseits des Weges, wir müssen hoch zum Golfplatz, dort mittendurch, dann durch sehr hohes Gras bis zu einem Lokal. Beim „Schlafplatz“ gibt es kein Abendessen, also nehmen wir das gleich hier ein. Oben angekommen genießen wir die Terrasse, den wunderbaren Blick auf`s Gebirge mit dem Säntis, sogar das Schloss Neuschwanstein blinkt herüber. Wir beobachten Füchse und Rehe und werden sogar noch in die Imkerei eingewiesen.

13 Freitag 08.06.07
24 km / 496 hm / 9:30 – 17:45 Bernbeuren bis Gelnhofen

Ca. eine halbe Stunde brauchen wir bis Bernbeuren, der Jakobsweg ist schnell gefunden und die Brotzeit eingekauft. Wir sind sehr neugierig auf die Feuersteinschlucht, stellen uns wer weis was darunter vor und finden vor; einen netten Waldsteig mit Treppen und Brücken über ein kleines Bächlein garniert, auch ganz schön. Über den Jägersteig pilgern wir dann hoch zum Auerberg. Ich steige noch auf die Plattform des Kirchendaches über deren Turm und werde wohl den Klang der Glocke, direkt neben mir, nicht so schnell vergessen. Der lang gezogene Abstieg ist vom feinsten, Mutter Pferd beschützt ihr Fohlen, ein Brunnen gibt frisches Trinkwasser. Ein weiter Weg durch fast unberührte Natur liegt vor uns, bedenklich stimmen uns die Gewitterwolken am Himmel, die von Osten aufziehen. Trotzdem genießen wir das Blau der Schwertlilien, die zuhauf am Wegrand blühen. Gerade noch erreichen wir nach 4 km den Ort Burk und warten bei einem Hof mit vier Miezen, das Ende des Gewitters ab. Nach 45 Minuten ist der Spuk vorüber, wir gehen weiter bis Gelnhofen. An einer Bushaltestelle setzen wir uns und rufen den Königswirt an, „ja ich habe ein Zimmer für euch“, „wo müssen wir denn hin?“, „schaut über die Straße, ich winke euch“; direkt neben der Hauptstraße ist die Wirtschaft und wir sehen sie nicht! Zeit zum Schluß machen! Wieder einmal können wir das feine Essen in einem Biergarten einnehmen. Geht`s uns gut! Christa sticht sich eine Wasserblase auf.

14 Samstag 09.06.07
26 km / 348 hm / 9:00 – 18:00 Gelnhofen bis Kaltenbrunn

„Das Frühstück steht im Kühlschrank, werft den Schlüssel in den Briefkasten, es ist keiner im Hause“, lautete die Anweisung für den heutigen Morgen. Laut Führer wartet wieder eine landschaftlich schöne Strecke, aber erst mal müssen unsere Füße über viele Teerstraßen laufen. Über Bertholdshofen erreichen wir die wunderschöne, 2 km lange Lindenallee mit z. Teil 200 Jahre alten Bäumen, die uns nach Marktoberdorf führt. Die schwäbische Rokokokirche wird gerade frisch renoviert, im Pfarramt hält uns der Pfarrer mit seiner Neugierde gut 30 Min. auf. Sehr kritisch äußerte es sich über „Hapes“ Buch „ich bin dann mal weg“, es sei „zu wenig religiös“ und frägt uns so manches andere. „Zwei Wege führen aus Marktoberdorf, beide sind nur schwer zu finden und überhaupt ist die Beschilderung chaotisch“, klärt uns ein hilfsbereiter vorbeikommender Radfahrer, entschuldigend auf, „er werde sich aber darum kümmern, dass dieser Missstand behoben wird“. Nun, so dramatisch haben wir das gar nicht empfunden, wir haben uns entschlossen über den Ettwieser Weiher und den Ort Wald, nach Kaltenbrunn zu wandern. Vor dem Ort Wald, fehlt uns plötzlich die Beschilderung und wir stehen wörtlich „mitten im Wald“, es wird sumpfig, umkehren? Nein, mit Glück und Geschick finden wir doch hinaus. Frisches Wasser bietet uns der Kaplan der Pfarrkirche St. Nikolaus an und preist den Ort als den schönsten in Bayern. Wieder ziehen Gewitterwolken umher, wir gehen trotzdem weiter. Links oder rechts, zur Wertachleite oder nicht, das wird zu lang, das Gewitter.., wieder einmal haben wir mit Entscheidungen zu kämpfen. Eine halbe Lösung führt uns zuerst mal etwas hoch, dann über Almwiesen querfeldein zu einer kleinen Kapelle. Die drei Nischen darin sind als Muschel gestaltet, in der mittleren blickt ein Auge ausdrucksvoll aus einem Dreieck auf uns. Direkt blickt es einen an, man nimmt sich Zeit zum nachdenken. Es wird wieder schwarz, zur Hängebrücke gehen wir besser nicht mehr, also Quartiersuche. Ein Bauernhof nimmt uns auf, wie sie auch ein angemähtes Rehkitz aufgenommen haben, aber nicht, weil wir so „fertig“ daherkommen. Unsere Brotzeit wird das Abendessen. Das Gewitter entlädt sich wenig später und macht die Sicht klar für die nahen Berge, sogar die Zugspitze lässt sich sehen. PS: Eine Hummel beißt Christa.

15 Sonntag 10.06.07
25 km / 338 hm / 9:30 – 17:30 Kaltenbrunn bis Kempten

Das Wetter ist heute sonnig und die Luft zumindest am Vormittag sehr klar. Nach einem ausgiebigen Frühstück wandern wir hinunter zur Hängebrücke die über die Wertach hilft. Auf der anderen Seite des Baches führt ein gut angelegter Steig über von Wasser überspültes Felsgestein, hinauf zu saftigen grünen Wiesen. Es ist Sonntag, unsere Brotzeit haben wir gestern zum Abendessen vertilgt, was tun? Im Ort Görisried ratschen wir mit Kirchgängern, die uns den Tipp geben, doch in der  Gaststätte nach einem Lunchpaket zu fragen. Für 9 Euro bekamen wir Wurst, Käse und Brot eingepackt, dass für drei Tage reicht! Jetzt konnten wir beruhigt weiterpilgern. Tatsächlich liefen wir gute 4 Stunden durch den Kemptener Wald, wo außer einer Waldkapelle mit Pilgerstempel, absolut nichts mehr kam um den Hunger zu stillen zu können. Keine Bank lädt zum verweilen und verschnaufen ein, so setzen wir uns kurzerhand unter die Autobahnbrücke, hier gibt es die Möglichkeit, die Beine ein wenig hinabhängen zu lassen. Uns graust in Kempten eine Übernachtung suchen zu müssen, Großstädte sind nicht so unser Ding und mieten uns somit nach erfolgreicher Preisverhandlung in einem Hotel vor der Stadt ein. Auf der Hotelterrasse nehmen wir ein super Abendessen ein, genießen den lauen Abend und studieren unseren Führer. Mit dem Bus durch Kempten zu fahren um eine Stunde zu sparen, oder doch durchzuwandern? Soviel Zeit muss sein, beschließen wir.



16 Montag 11.06.07
16 km / 493 hm / 8:30 – 14:30 Kempten bis Buchenberg

Der Weg durch Kempten ist entgegen unseren Zweifeln relativ gut zu finden, zudem überreicht uns ein freundlicher Straßenarbeiter einen Stadtplan. Wir überqueren die Iller und kommen der Altstadt immer näher. Prachtgebäude wie das Rathaus, die Residenz und die Basilika warten auf uns. In der Basilika wird noch Orgel gespielt, Schauer laufen über meinen Rücken, ob des prachtvollen Zusammenspiels von Musik, der Farbgebung und der grenzenlosen Freiheit die man hier verspürt. Eine Freiheit in der man sich aber geborgen und beschützt fühlt. Irgendwie schwer zu beschreiben. Zwei kämpfende Geißböcke unterhalten uns auf dem Weiterweg hoch zum Marienberg. Wir treffen auf eine Frau die mit Krücken den Berg hochgeht, sie schwärmt vom Weitwandern und Berggehen und kann kaum erwarten wieder aktiv sein zu können. Ein angehaltener Autofahrer zeigt uns die falsche Richtung an, hatte diese Type was zu verbergen? der war schon komisch drauf. Gleich viermal werden wir auf dieser Strecke von fremden Menschen angesprochen. Schon sehr früh erreichen wir Buchenberg, quartieren uns aber trotzdem in der Pension „Moorstubn“ ein und haben einen guten Griff damit getan. Seit Tagen schon juckt mein Gestrüpp um das Kinn, ich frage nach einem Bader der am Montag offen hat und bekomme einen Bartschneider gereicht, um selber Hand anlegen zu können. Nach der Einnahme des Pilgermenü`s, besichtigen wir den als Sonnenterrasse des Allgäus be zeichneten Ort. Am späten Abend fängt es an zu regnen, was sich die ganze Nacht durch zu einem Schütten wie aus Kübeln entwickelt. Na Mahlzeit.

17 Dienstag 12.06.07
24 km / 720 hm / 9:10 – 18:20 Buchenberg bis Wilhams

Beim Frühstück regnet`s immer noch, aber es lässt etwas nach, rein in die Regenklamotten und raus, bis Mittag hört es sogar auf zu nieseln. Ein Fuchs erschrickt als er uns sieht, ein junger Mann mit zerrissener Hose führt seinen Hund Gassi, das besondere daran; der Hund hat zwei verschieden-farbige Augen (ein braunes, ein grünes)! Babyschnecken säumen den Weg. Kühe kommen zur Begleitung herangaloppiert, unsere Wanderstöcke schrecken sie aber etwas ab. Einen geschenkten Holzklotz eines Waldarbeiters schleppen wir doch nicht mit. Unsere Brotzeit nehmen wir „gesichert“ (eingezäunt) ein. Wir gehen diesen wunderschönen Höhenweg weiter bis zur „Alt-Trauchburg“, zwar ein Umweg, aber ein lohnender. Der Sage nach wurde die Burg von einer sehr geizigen Heidin erbaut, die ihre Untertanen schikanierte. Besichtigung, dann Pause, dann einen sehr steilen ausgewaschenen Hohlweg hoch, wo uns drei Biker entgegenkommen. Bei letzterem geht beim Vorbeifahren hörbar die Luft aus, Pech gehabt. Ein schöner Blick tut sich auf ins Tal zur Ortschaft Weitnau mit ihrer wunderbaren gotischen Kirche. Bis Wilhams sind es ungefähr noch 2 Stunden, erfahren wir von einer Passantin, dies ist zu schaffen. Telefon raus und ein Quartier bestellt, „am Kinderspielplatz vorbei, das Haus mit der Nummer 11“ wird uns erklärt. Der Carl Hirnbeinweg, ein gut angelegter Aberteuerpfad mit allen möglichen Varianten, führt uns zu dieser Bruchbude. Christa kann es nicht glauben, dass dies das besagte Haus sein soll, „nein da geh ich nicht rein“.Tun wir dann aber doch und …unser Appartement ist im neu gebauten Nachbarhaus, das „Mutterhaus“ wird noch dieses Jahr abgerissen. Der Wirt im nahen Gasthaus, erzählt uns eine selbst erlebte Bergsteigergeschichte.

18 Mittwoch 13.06.07
24 km / 488 hm / 9:10 – 17:00 Wilhams bis Weiler

Diesen Tag reihe ich ein in einen Tag der Begegnungen. Etliche Leute sprechen uns an, oder wir suchen das Gespräch. Frauen die ihren Garten pflegen, Kunden beim Bäcker, oder andere Wanderer, mit allen haben wir eine gute lockere Unterhaltung. Interessant sind auch die Berichte eines „durchgehenden“ Pilgers, der die Strecke von Bad Tölz bis Santiago auf einmal geht; t`ja Zeit müsste man haben. Wir, die nur noch zwei Tage vor sich haben, sind schon etwas neidisch, andererseits dürfen wir uns auf ein „nächstes Mal“ freuen. Wieder ziehen Gewitterwolken umher, wir kommen aber trocken auf viel Teer und Schotter, in stetigem auf und ab, vorwärts. Unser Führer beschreibt die Strecke über den Ort Zell nach Genhofen, beide Kirchen sollen sehr interessant sein. Nun, die Straßenbeschilderung führte nicht mehr nach Zell, so dass wir diese Kirche auch auslassen. Die Filialkirche St. Stephan in Genhofen war wirklich einen Besuch wert. Prächtige mysteriöse alte Wandmalereien, sowie ein hölzernes, über uns hängendes Kruzifix beeindruckten uns sehr. Nach Simmerberg verlaufen wir uns etwas, um dann aber auf wunderschönem Waldweg in der Nähe der Hausbachklamm, nach Weiler absteigen zu können. Zum privaten Quartier geht`s wieder ein Stück des Weges retour, das Abendessen nehmen wir bei einem „deutschen Italiener“ ein.

19 Donnerstag 14.06.07
24 km / 752 hm / 9:15 – 18:45 Weiler bis Bregenz

Dieses Frühstück vergessen wir beide wohl nicht so schnell, nicht wegen der Speisen, sondern aufgrund der sehr intensiven Unterhaltung. Wir beide hätten schon etwas besonderes, so wie wir miteinander umgehen, wie wir uns geben; Sie, die „Herbergsmutter“ hätte schon einige Dinge mit Gästen erlebt, die weit vom wesentlichen Gedanken des Pilgerns weg waren. Das bewegt schon was in einem, von fremden Personen nach dem Wesen beurteilt zu werden. Die Sicht ist am heutigen Tag wieder prima, obwohl wir nicht glauben, vom Pfänder (höchster Punkt) alle 240 Gipfel sehen zu können, wie beschrieben. Plötzlich öffnet sich der Blick zum Bodensee, drei Stunden soll unsere Tour bis Bregenz noch dauern? kaum zu glauben. Schade, aus einer Übernachtung auf dem Berg und damit die Chance auf einen schönen Sonnenuntergang wird nicht`s, keine Betten mehr frei. Von der netten Kioskbesitzerin bekomme ich Telefonnummern, im Hotel Bären wird gebucht, gleich für zwei Nächte. Wir sind neugierig auf den als schwierig und steil beschriebenen Abstieg (Infos von anderen Pilgern) und entdecken, er ist gerade richtig für uns. Abwechslungsreich ist er, mit immer neuen Ausblicken auf die Stadt und dem See unter uns. Das Hotel ist bald gefunden, nahe davon steht ein griechisches Lokal in dem wir sehr gut zu Abend essen. Beim anschließenden Spaziergang am See ist Sturmwarnung, das Gewitter verzieht sich aber wieder.

20 Freitag 15.06.07
5 km / 87 hm Auslaufen in Bregenz

Eine Wandersfrau mit zwei Hunden hatte uns tags zuvor Altbregenz empfohlen, das gibt es heute zu erforschen. Erst holen wir uns in der Pfarrei den letzten Pilgerstempel unserer Fußreise ab, besichtigen die gotische Kirche und bummeln kreuz und quer durch die Altstadt. Für einen Ruhetag sind wir fast zu weit gelaufen, haben die Stadt unterschätzt. Dann legen wir uns etwas zur Ruhe und wollen anschließend etwas baden. Es regnet, trotzdem ist es schön am Strand zu sitzen, ins Wasser zu schauen und an das Erlebte zurückzudenken. Der Weg ist das Ziel, das Ziel ist? .sich selber zu erleben, seinen Körper, seine Gefühle, seinen Geist, zu lernen wer bin ich? Der Grieche macht heute erneut ein Geschäft mit uns.

21 Samstag 16.06.07 Heimfahrt nach Edling

Aufstehen, Packen, Frühstücken, Verabschieden, Gang zum Bahnhof, die Tickets haben wir schon. Wir sitzen im Zug und sind stolz auf uns, freuen uns auf die nächste Etappe. Die wollen wir entgegen der ursprünglichen Planung, auch gehen und nicht mit dem Radl fahren. Sind wir etwas gelassener geworden? Noch können wir es nicht beurteilen. Wir fühlen uns sauwohl! Wir freuen uns auf die Bilder, es ist der Wahnsinn wie beim Schreiben die Erlebnisse wieder aufblühen!

Auf ein Neues!




 
 
 

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