Pont-Saint-Martin - Großer Sankt Bernhard - Wandern so lange der Urlaub reicht

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via Francigena

Anreise

Wir gehen von Zuhause nach Wasserburg Bahnhof, der Zug fährt um 09:00 Uhr ab. Gleich 6 mal müssen wir auf dieser Reise umsteigen, wie üblich das erste Mal in Rosenheim. Von hier fährt ein Bus bis Kufstein, auf der Bahnstrecke wird irgendwo gearbeitet. Der erste Bus der wartet, erscheint uns schon als voll und steuern gleich auf den nächsten zu. Bis dessen Fahrer die Ladeklappe aufschließt, dauert etwas, er scheint überhaupt nicht motiviert zu sein und gibt sich stattdessen etwas pampig. Gepäck verstaut, einen guten Platz gesucht und warten. Die Busfahrer ratschen und ratschen, inzwischen ist der Bus proppevoll, erst da greift der Chauffeur ein und schickt wieder Leute raus. Mit etwas mehr Aufklärung im Vorfeld hätte er sich einigen Ärger erspart. In uns wächst die Ungeduld, wir sind über der Zeit, wann fährt er endlich ab, erwischen wir den Anschlusszug? Keine Angst, es klappt, die nächste Etappe ist Verona. Umsteigen in Vercelli, dann in Chivasso und ein letztes mal in Ivrea. Wo war das B&B? Im Antika Rustiko haben wir gebucht. Wir laufen von Bahnhof zur Ponte und von dort den Pilgerweg zurück bis wir unser Quartier finden. Kaum zu glauben, dass dies so weit weg war. Wir werden schon erwartet, Gepäck runter und dann zum Essen in eine Pizzeria nahe der Ponte. Eine gute Wahl. Beim Rückweg vermissen wir unsere Stirnlampen, einige Wegabschnitte sind schon sehr finster. Die armen Herbergsleute müssen uns die Tür öffnen, wir schaffen es einfach nicht aufzusperren. Gute Nacht.

 

Pont St. Martin -   Verres          
08:30 – 15:15      19,5 km   448 ^ 395


Draussen oder drinnen Frühstücken, wir entscheiden uns fürs Freie, obwohl es noch nicht zu warm ist. Für italienische Verhältnisse ein ausgezeichnetes und reichliches Frühstück. So gut gestärkt kann es losgehen, die Rucksäcke kommen uns ziemlich schwer vor. Wieder zur Ponte, der Pilgerweg führt über die Brücke und dann recht versteckt den Berg hoch bis zum Castello. Die Beschilderung ist recht mäßig, der Blick hinab und hinaus ins Tal beeindruckend. Der strahlend schöne Sonnentag lässt uns schwitzen. Wieder einmal suchen wir den rechten Weg, Donnas ist doch dort unten denke ich mir, der Weg scheint aber nach rechts hoch zu gehen. Fazit; beide führen zum Ziel. Die malerische Altstadt von Donnas ist erreicht. Enge Gassen mit blühenden Bäumen und Sträuchern, bemalte Häuser stimmen uns froh. Weiter vorne eine Frau mit einem riesigen Fotoapperat auf einem Stativ. Sie spricht uns an, kann auch deutsch. Sie warte auf Pilger, erklärt sie uns, ob wir welche seien, fragt sie dann. Verwundert bejahen wir und erklären die Via Francigena von Rom nach Lausanne zu gehen. Sie erklärt für das italieniche Fernsehen zu arbeiten und fragt ob sie uns filmen dürfe. Wir haben nichts dagegen. Aus einem Interviev und einer angekündigten Begleitung am nächsten Tag, wurde dann aber doch nichts mehr. Nicht weit von der Stadt entfernt kommen wir zum berühmten Torbogen von Donnas. Ein in den Felsen geschlagener Torbogen zeugt noch von der Römerzeit, ebenso beeindruckend sind die deutlichen bis zu 10 cm tiefen Rillen in den Felsblöcken der Pflasterstraße. Der Weg führt weiter, wird immer grasiger, links eine Abzweigung die mit einer Schranke versperrt ist. Geradeaus dann ist der Weg ebenfalls versperrt mit einem hohen Drahtgeflecht. Warnung vor Steinschlag können wir noch entziffern. Was tun? Ich zwänge mich zwischen Zaun und Felsen durch eine Lücke und erkunde den Weg nach vorne, Christa geht zur Abzweigung zurück. Noch eine Biegung und noch eine, der Weg immer noch breit und gut begehbar, aber weiter vorne ebenfalls mit einem Zaun abgesperrt. Und dieser ist zu hoch um drüber zu kommen. Rechts die Felswände auch unpassierbar, also zurück zu Christa die mir entgegenkommt. Ein Vorteil hatte die Erkundung, der nach links abzweigende Weg war etwas einsichtig und kommt vor der Absperrung wieder hoch, also nützen wir eben diesen. Weit nach der Absperrung sahen wir dann auch das Pilgerzeichen……kein Kommentar. Ausgrabungen können hier besichtigt werden, kostet zu viel Zeit, wir freuen uns mehr über einen wunderschönen Rastplatz unter Weinranken, mit Blick hinauf zum Forte Bard, welche schon ab dem 11. Jahrhundert gebaut und nach und nach auf drei Ebenen erweitert wurde. Später führt unser Weg zu den unteren Gebäuden und Mauern der Festung. Ein gläserener Aufzug führt nach ganz oben, einer nach unten zum Städtchen, den nutzen wir. Ein herrlicher Blick zu den Bergen, zu den Dächern der Häuser, den vielen malerischen Marktständen mit lebhaftem Treiben und zum grünen Wasser der Dora Baltea. Über eine Bogenbrücke erreichen wir den Ort Hóne, immer mit Blick auf die wuchtige  Festung. Waldwege spenden bald darauf Schatten, bis wir den Fluß noch mal auf einer Steinbogenbrücke überqueren und querfeldein dahinspazieren. Mangelnde Beschilderung lässt uns auf der Hauptstraße zum nächsten Ort und durch diesen hindurch laufen, bis wir wieder auf ein Pilgerzeichen stoßen. Verres liegt etwas abseits der Route, aber hier gibt es ein Ostello. Gesucht und gefunden. Erstmal in getrennten Zimmern untergebracht, was sich aber noch ändern sollte. Beim Stadtbummel finden wir keinen Laden zum einkaufen. Die schöne Altstadt wird hergerichtet für irgendein Fest, wir trinken entspannt Cappucino und schauen dem Treiben der Leute zu. Zurück beim Ostello das Angebot hier essen zu können, gerne nehmen wir an. Dann kommen sieben deutsche Motoradfahrer, die es ganz

schön krachen lassen. Eine schwache Logistik und sprachliche Probleme sorgen noch für ein Chaos bei der Bettenbelegung, zum Schluß kommen aber doch alle unter (Pilger, andere Gäste, Motoradfahrer usw.) und wir sind doch mit fünf anderen Personen (Weiblein und Männlein) in einem Raum vereint.

Verres          -   Saint Vincent      
08:45 – 17:15   22,7 km   948 ^ 709

Herzliche Verabschiedung von den Motoradfahrern (manche sind redselig, manche nicht) und den Wirtsleuten, dann sind wir wieder unterwegs. Wir haben uns vorgenommen ein Stück zurück zu gehen und nicht quer durch den Ort in der Hoffnung auf den Pilgerweg zu stoßen. Es soll eine Variante über die Berge bis Berriaz geben, schade daraus wird wohl nun nichts fürchte ich. Erstmal landen wir schon nach kurzer Zeit in einer Sackgasse und müssen wieder zurück. Dann halt doch über die Brücke bis Issogne (die Kirche steht auf dem höchsten Punkt) und über eine verwinkelte Wegführung wieder herab zum Fluß Dora Baltea. Aus einer späteren Schotterstraße wird ein Feldweg der über einen Steg in hohes Schilf führt. Wieder verkehrt? Nein, kaum sichtbar schlängelt sich eine Spur durch das Dickicht, später wird wieder eine Schotterstraße daraus. Unter der Autobahn hindurch, noch mal über den Fluß (Verres liegt immer noch rechter Hand, wir haben einen Riesenbogen um die Stadt gemacht), dann führt tatsächlich eine steile Pflasterstraße den Berg hoch. Irgendwie sind wir doch auf die Variante gestoßen. Das stimmt uns froh, wir sind im Grünen, haben eine tolle Aussicht, es blüht und uns umschwirren Schmetterlinge. Später führt der Steig in stetem auf und ab durch den Wald, wir zweifeln ob die Richtungs noch stimmt, bis uns wieder ein Wegweiser mit dem besagtem Zeichen darauf beruhigt. Siedlungsgebiet, wir fragen uns durch, schön langsam bekommen wir Hunger, aber keine Bank weit und breit. Pfirsiche wachsen im nahen Garten, ein Mann erntet gerade, mmmhhh.., machen wir, der Mann versteht und schenkt jedem einen leckeren Pfirsich. Danke! Immer höher führt die Schotterstraße, etwas weiter oben ist eine Kirche zu sehen, das könnte das Ziel sein. Wir gehen und gehen, wo ist die Kirche? Das kann nicht mehr stimmen. Wieder ein kleiner Ort, in unserem Wanderführer natürlich nicht eingezeichnet. Wir gehen die Teerstraße nach unten, noch weiter hoch? Das kann einfach nicht sein. Eine Kehre, eine Abzweigung, kurz geschaut, die Kirche liegt unter uns, aber auch da keinerlei Markierung mehr. Wir beschließen abzusteigen und tun gut daran. Unten im Tal endlich wieder das Pilgerzeichen und in einem Ort sogar eine schattige Bank, was haben wir Hunger. Der Weiterweg sehr abwechslungsreich und schön, vor uns kommt die Ruine Chenal ins Blickfeld. Ja, da müssen wir wirklich rauf, die Aussicht von oben ist die Anstrengung wert. Einige Leute sprechen uns an, meist Einheimische die vor ihren Haustüren sitzen oder aber in den Gärten arbeiten. Das tut gut, belebt und spornt an. Nach einem weiteren auf und ab auf unterschiedlichen Untergründen erreichen wir schließlich St. Vincent, für heute ist Schluss. Eine Vorgabe wie weit man kommen „muss“ gibt es nicht. Dusche und Toilette im Zimmer zu haben ist natürlich angenehmer im Vergleich zu den etwas herabgekommenen Sanitäranlagen der gestrigen Herberge.


Saint Vincent     -   Nus          
09:00 – 16:00    20,3 km   631 ^ 622

Wo es wohl weitergeht? Trotz kurzer Stadtbesichtigung haben wir gestern kein Pilgerschild mehr gesehen. Die Richtung ist natürlich nicht zu verfehlen, die Berge rings herum geben sie klar vor. Einfach mal der Straße nach, durch die Fußgängerzone, dann folgen wir einem gelben Pfeil auf dem Boden, die Nummer 42 steht manchmal daneben. Ganz unbedarft folgen wir dieser Markierung, (zwischenzeitlich sind gleich sechs farbige Pfeile auf dem Boden) welche uns tatsächlich nach Châtillon bringt. Ein malerisches Städchen mit altem Ortskern, trotz Einbahnstraße nerven aber die vielen Autos. Bei der Kirche san Pietro e Paolo weist uns wieder die bekannte Beschilderung den Weg, der bald in die Pampa führt. Ein wunderbarer Steig, unsere Füße freuen sich nach der anstrengenden Teerstraße auf den weichen Untergrund. Durch Wald, verwachsenen Wiesen, vorbei an alten verfallenen Gehöften und alten Mauern die den Wegrand säumen. Bänke für eine Pause gibt es keine, so suchen wir im Schatten nach passenden Steinen. Claudio fällt mir bei der Rast wieder ein und dass es zu wenige von dieser Sorte Mensch gibt, die Fremde mir nichts – dir nichts, einfach zum Kaffee einladen. Die Markierung heute ist gut, auch wenn wir mal nicht glauben wollen, dass der Weg steil durch Weinfelder nach oben führt. Das erste Pilgerpaar kommt uns entgegen, es sind Spanier. Irgendwann haben wir die Chiesa di Diemonz, ein Kirchlein aus dem 12. Jahrhundert, leider verschlossen, erreicht. Wo ist Chambave denke ich mir, durch diesen Ort müssten wir doch durch. Weit hinter uns, atme ich auf, als ich in meinen Wanderführer sehe. Der Pilgerweg führt aussen rum. Nus ist heute unser Ziel, seine Kirche Sant´llario ist schon ewig lange sichtbar, sie thront an einer sehr dominierenden Stelle. Der Weg dorthin sehr entspannend und angenehm. Abstieg in den Ort, um die Ecke, dort steht das Hotel Florian, es ist auch im Reiseführer erwähnt. Da bleiben wir, aber; zugesperrt. Drinnen regt sich was, geklopft, niemand macht auf. Auf einem Schreiben steht so etwas wie „offen erst ab 18:00 Uhr“. Solange warten? Nein! Nochmal klopfen, wir dürfen rein, juhuu! Wir buchen Halbpension. Nach dem „Reinemachen“ raus, das ehemalige Schloss besichtigt, Eis gegessen. Beim Abendessen sitzt eine italienische Familie mit zwei Kindern, Tochter etwa 7-8 Jahre, Sohn ca. 5 Jahre, an einem Nebentisch. Das Essen kommt, die Kinder sind nach wie vor mit ihren Handy´s beschäftigt. Die Eltern sind mit dem Essen fertig, die Tochter nicht mal zur Hälfte, der Sohn hat noch nicht mal richtig begonnen. Er (Vater) meint zu den Kindern so in etwa, „legt doch mal Eure Handy`s weg und esst“. Worauf er sehr energisch von seiner Frau gerügt wird und sich dann still verhält. Die Tochter isst zumindest zwischendurch ein paar Bissen und der Sohn? Er wird doch tatsächlich von seiner Mutter „gefüttert“, während er weiterspielt. Nun, jeder erzieht wie er es für richtig hält.


Nus   -   Aosta          
09:00 – 15:30    22,5 km   493 ^ 430


Noch schnell zum Bäcker und Proviant gekauft, unser Brot von zuhause geht zu neige. Als Christa aus dem Laden kommt, fängt es an zu tröpfeln. Eigentlich wäre es nicht wert gewesen die Regenkleidung anzuziehen, aber hinterher ist man halt immer schlauer. So schwitzen wir halt etwas mehr auf dem Anstieg Richtung Castello di Nus. Vor der Burg zweigt der Weg links ab Richtung Castello di Quart, ca. 2 ½ Stunden sollen es bis dorthin noch sein. Die Regenklamotten haben wir längst wieder ausgezogen, gemütlich wandern wir bei bewölktem Wetter auf dem Höhenweg Aosta entgegen. Immer wieder schimmern die vergletscherten Berge vom Naturpark Gran Paradiso herüber und lassen Spannung und Freude für die kommenden Tage aufkommen. Sehr imposant das Castello, schön angelegt, auf der freien Fläche vor der Burg gibt es wohl immer wieder Märkte. Holzhütten und dergleichen deuten darauf hin. Eine breite trockene Treppe ersetzt die gewünschte Sitzbank, die Sonne lacht uns bei der verdienten Pause ins Gesicht. Noch 1 ½ Stunden zeigt der Wegweiser bis nach Aosta an. Wir wählen einen anderen Weg und brauchen fast die doppelte Zeit. Auf unserem Höhenweg sahen wir gewiss mehr als in der Ebene, genossen die frischen Farben der Blumen und hatten keinen Stress mit dem Verkehr. Zudem, Zeit ist genug verhanden. Bei Sorreley kommen drei Pilger entgegen, Deutsche, der Wortführer aus Landshut, der Spezl aus Regensburg und eine Frau mit hochdeutschem Dialekt. Alle drei machten einen sehr, sehr relaxten Eindruck, ich hoffe wir auf sie auch. Fast alle Via Francigena Pilger die wir unterwegs trafen und mit ihnen ins Gespräch kamen, sind auch den Jakobsweg schon gegangen. Noch drei Pilger sollten wir treffen – einer davon war wortlos. Aosta = Verkehr = viele Menschen = Streß? Ein bischen schon. Das erste Hotel? Nein! Etwas weiter volle Straßen und ein Park. Rein in den Park, Rucksack ab, Eis und Früchte gekauft. Wir können`s brauchen. Dann auf in das Getümmel, im Wanderführer steht etwas von B&B aber wo. Schon zuweit gelaufen, zurück, Türe verschlossen, Telefonnummer daneben, anrufen, kein Netz! Zurück zum ersten Hotel. Kurz darauf sind wir ohne Rucksack in der historischen Stadt und erkunden die

schönsten Plätze. Besonders sehenswert ist das Theater (Theatro Romano) welches Platz für 20.000 Menschen hatte. Aosta wurde im Jahr 25 vor Christus von den Römern gegründet. Noch ein Cappuccino und eingekauft für das Abendessen. Heute gibt es kaltes Essen und viel Obst.

Aosta  -   Saint Oyen          
09:00 – 16:45    20,3 km   966 ^ 184


10,00 Euro Pilgernachlass, das hat uns natürlich schon gefreut, unsere Pilgerausweise mit Ihren Stempeln sind also nicht ganz umsonst (der ideelle Wert überwiegt natürlich). Das Frühstück war auch ganz ordentlich, es kann losgehen zur ersten größeren Bergetappe. Ziemlich gerade durch die Fußgängerzone, dann einmal rechts abbiegen, wäre ja gelacht wenn wir das nicht schaffen würden. Am Rande der Stadt geht es auf Nebenstraßen steil nach oben. Wir gewinnen Meter um Meter, die Übersicht wird immer besser, die weissen Berge rücken immer näher. Keine Menschenseele ist unterwegs. Die Zeitangaben auf den Wegweisern sind realistisch, wir gehen stetig aber nicht schnell. Bei Gindnon verschmähen wir ein Cafe, direkt neben der Straße wollen wir nicht sitzen. Oben bei der Kirche gibt es sicher ein schöneres. Pustekuchen; dort gibt es gar nichts, nur Sitzbänke. Die sind uns auch nicht gut genug. Wir sind schon außerhalb des Ortes, über Wiesen müssen wir steil aufsteigen, es würde Zeit mal richtig Brotzeit zu machen. Ein schattiges Plätzchen zu finden ist aber gar nicht so einfach. Cafe und Bänke haben wir verschmäht, so muss mein Rucksack als „Sessel“ herhalten, das andere Ambiente stimmt aber. Schatten und doch nicht kalt, es zieht nicht und wir haben eine gute Aussicht. Ca. eine halbe Stunde machen wir es uns gemütlich. Es folgen ca. 4 km lang „Waalwege“ auf angenehmen Untergrund. Das Teaming war also doch nicht so schlecht. Mit vollem Bauch steile Anstiege zu haben, ist auch nicht angenehm. Einfach schön so neben einem klaren, fließenden und glucksendem Wasser herzulaufen. Eine Grotte mit Mariastatue bietet Abwechslung, aus den mit Moss bewachsenen Steinen tropft stetig Wasser. Es erinnert mich etwas an die Schleierfälle an der Ammerleite. Unter uns ist später die schön bemalte Kirche von Echevennoz zu sehen, in diesem Ort übernachten viele Pilger die Richtung Rom unterwegs sind. Wir steigen nicht ab, wollen noch weiter hinauf um morgen nicht zu viele Höhenmeter zu haben. In Etroubles genehmigen wir uns einen überaus leckeren Eiskaffee, der uns genug Kraft gibt um bis Saint Oyen weiterzulaufen. Christa ist davon nicht so überzeugt, will lieber hierbleiben und wenn sie schon weiergehen muss, auf keinen Fall im Château-Verdun Casa Ospitaliera übernachten, was mein Favorit gewesen wäre.  Zwischenzeitlich tröpfelt es etwas und etwas Wind kommt auf, den Ort erreichen wir aber unbeschadet und bei der Casa Ospitaliera scheinen auch Asylanten einquartiert zu sein. Das Pilgerhotel hat moderate Preise und bietet Halbpension an.

Saint Oyen  -  Saint Bernard     
09:00 – 15:30    15,2 km 1420 ^ 346


Wir folgen der Passstraße, bis links ein Weg abzweigt, einmal steht „bis Saint-Rhêmy 1:00  Std., einmal 1:10 Std“. Wir entscheiden uns für die längere Route, da sind wir weg von der Straße und bereuen nichts. Die Sonne lacht schon und wärmt uns, im Schatten allerdings ist es noch kühl, die kurzen Hosen haben wir aber schon an. Weit unten ist ein Campingplatz zu sehen auf den wir zusteuern, der Weg zweigt aber auf halber Höhe doch noch nach rechts ab und führt über Wiesen und wieder neben angelegten Bewässerungskanälen beschaulich dahin. Im Weiler Cerisey bewundern wir die Straßenlaternen, sie sind geschmückt mit Pilgerfiguren. Dann führt ein relativ steiler Pfad, direkt zur Kirche hinauf zum Ort Saint-Leonard. Enge Gassen mit schmucken Häusern sind zu durchwandern. Noch etwa eine halbe Stunde ist zu gehen nach Saint Rhêmy-en-Bosses. Es ist der letzte Ort auf italienischer Seite vor dem letzten steilen Aufstieg zum Pass. Dieser Ort ist wirklich wie hineingemalt in die tolle Landschaft. Grüne Wiesen, Wald, ein Gebirgsbach und die umliegenden Berge, von ganz oben leuchten die Gletscher. Da wir keine „passende“ Bar für ein Cola oder einen Cappucino finden, gehen wir weiter und machen es uns später in der freien Natur gemütlich. Dann steigen wir bedächtig Schritt für Schritt den einsamen Weg, Serpentine für Serpentine, höher und höher. Unter uns auf der Passstraße düsen Autos und Motorräder lärmend den Berg hoch, ober uns kommen die Gipfel der Berge immer näher. Auf dem blauen Himmel ziehen nur selten Wolken vorüber. Der Pfad ist gut zu gehen, nicht zu steil und keinerlei ausgesetzte Stellen. Wir queren die Passtraße, rechts steht das Refugio Fonteinte, gegenüber die Cantine d´Aoste. Gemütliche Bänke stehen im Freien, die Sonne lacht, da genehmigen wir uns eine Cola. Die Verkäuferin hat es sich gerade vor der Haustüre gemütlich gemacht (obwohl sie gesehen hat  das wir kommen) und guckt uns bitterböse an, wir stören ihre Ruhe. Weiter geht`s, wieder querfeldein, vorbei an allerlei Pflanzen die unsere Aufmerksamkeit gewinnen. Diese Harmonie der Farben von Gräsern, Halmen und Blüten begeistert uns. Dazu die bizarren Formen der nahen Felsen im Kontrast zu einem strahlend blauem Himmel. Die ersten Wanderer, Berggeher sind zu sehen. Eine lange steinerne Rampe führt zur Passstraße die wir noch einmal überqueren, dann steigen wir auf Felsen noch mal ein Stück höher und blicken plötzlich auf ein Gewusel von Leuten. Der Pass ist erreicht, der See leuchtet herüber, die Parkplätze sind voll mit Bussen, Autos und Wohnmobilen. Wir halten uns erst mal etwas am Rande auf, genießen den Blick zurück, gehen zum Kreuz und tasten uns dann in Richtung Statue „Plan de Jupiter“ vor. Gehen runter zum See, kaufen Karten zum verschicken ein und entscheiden dann die Grenze zu überschreiten und zum Schweizer Hospiz zu gehen. Ein riesen Komplex deren rechte Seite gerade saniert wird. Ich möchte gerade die rechte Seite betreten, als Christa mich zurückruft, links wär die gewünschte Übernachtung. Also links rein, hoch zum ersten Stock und angestellt. Stromausfall wäre, erklärt die Dame in gutem deutsch, auch das Wasser ist kalt, wir würden einen Eimer kaltes Wasser bekommen und einige Kerzen. Sollten wir damit nicht einverstanden sein, könnten wir in das italienische Hotel gehen, die hätten noch Betten. Wir brauchen nicht lange zu überlegen und sagen zu, das hat doch gerade seinen Reiz, denken wir. Ohne großen Rucksack gehen wir etwas später raus, wir wollen den See umrunden. Stirnband und Jacke sind dabei, der Wind hier oben ist eiskalt. Der Fernblick ist phantastisch, ich will noch etwas weiter nach oben und finde einen kleinen Pfad. Gemütlich steigen wir hoch und höher, bis uns das Gelände zu schwierig wird. Später suchen wir einen windstillen und etwas ruhigen Platz und sitzen / liegen einfach da. Herrlich. Als wir zurückkommen fließt schon warmes Wasser, wir können duschen. Im Speiseraum stehen auf jedem Tisch 4 – 5 Kerzen, die Stimmung ist entspannt, am Nebentisch wird deutsch gesprochen, eine Schweizer Gruppe. Die Bedienungen tragen Stirnlampen (in der fensterlosen Küche brennt kein Licht). Die Atmosphäre ist toll und lässt erkennen das die moderne Technik nicht alles ist. Als später bei der Nachspeise plötzlich das Licht wieder angeht, sind die meisten Gäste (auch wir) enttäuscht. Kein aaaahhhh Laut im positiven Sinne, sondern ein bedauerliches aaaahhhhh ist zu hören.


Saint Bernard   /   Rundtour          
09:20 – 17:15   13,4 km 1151 ^ 1159


Einen großen Jubel hat mein Plan bei Christa nicht ausgelöst, hier zwei Nächte zu bleiben, um eine zusätzliche Bergtour zu machen. Wenn wir schon mal so hoch heroben sind  und so schnell kommen wir nicht wieder hierher…. waren meine Begründungen. Beim Abendessen gestern kam der Besitzer am Tisch vorbei zu einem kleinen Plausch, die Gelegenheit nützen wir, um eine passende Route für uns zu finden. Berggipfel oder Rundweg, wir entschieden uns für einen Rundweg, auch eine Frau der Schweizer Gruppe hat uns dies empfohlen. Eine Karte für den Weg hatte ich mir unterwegs gekauft. Das notwendigste in den Rucksack gepackt, machen wir uns auf den Weg. Erstmal etwas auf dem gestrigen Aufstiegsweg zurück, dann der Markierung 13 A + C gefolgt, welche sich später trennt, C führt auf den Mont Fourchon 2902 Meter. Wieder Sonne pur, aber noch sehr kalt. Erstes Ziel ist die Fenetre de Ferret, eine Scharte 2698 Meter hoch gelegen. Noch drei Wanderer sind unterwegs, die wie wir die Aussicht geniesen und ein Foto von uns machen. Wenn ich den „Hügel“ neben mir etwas hinaufsteige, hätte ich noch eine bessere Sicht! Gedacht, getan, ich steige hoch. Darüber noch ein „Hügel“ und so weiter…..  Als ich wieder umdrehe um zurückzugehen, haben sich die anderen auch in Bewegung gesetzt um mir zu folgen. Es ist nicht steil oder gefährlich, auch Christa kommt. Immer weiter steige ich nach oben, noch ein Stück auf Geröll hinauf, dann ist der kreuzlose Gipfel erreicht. Ein Reisigbesen ist in Felsen eingeklemmt, mit diesem winke ich den Nachfolgern zu. Alle sind stolz und froh meinen „Lockungen“ gefolgt zu sein. Auf der Tête Fenetre (2823 Meter hoch) müssten wir gestanden haben und genießen eine grandiose Aussicht. Mont Blanc und andere eisbedeckte Viertausender. Tiefe Täler und blaugrüne See`n. Vermutlich müssen wir weit dort drüben, nach den drei See´n wieder aufsteigen, denke ich, als ich den Weiterweg betrachte. Erstmal wieder runter, vor dem See eine kräftige Stärkung, die nächste Scharte wartet. Die Speicherkarten der Fotoapperate werden voll und voller, so fesseln uns immer wieder die Eindrücke der Szenerie von Himmel, Wasser, Fels, Eis und grüner Natur. Dazwischen mutige kleine farbenprächtige Blumen. Die Route führt anders weiter als ich vermutet hatte, über ein riesiges Geröllfeld nach oben, dieser Einschnitt war vom Gipfel nicht zu erkennen. Nach ein paar Unsicherheiten ob es der richtige Steig ist, kommen wir in der Scharte Col du Bastillon o des Chevaux an (2757 Meter hoch). Wieder neue Ausblicke, neue See´n, neuer Abstieg. Die Richtung stimmt. Diesen Rundweg beschreiten ein paar Leute mehr. Gute 300 Höhenmeter steigen wir ab und ahnen schon, dort drüber bei den schon sichtbaren Serpentinen wieder aufsteigen zu müssen. Dieser Pfad auf den Pas des Chevaux (2716 Meter hoch) ist der steilste von allen und führt über grobes Blockfeld. Als wir die Hochfläche betreten begrüßen uns zwei ältere

Frauen ca. 70 Jahre, eine davon ist aus dem Elsass und spricht deutsch. Das belebt und tut gut, wir sind doch schon etwas müde. Nochmal trinken und runter zum Quartier, der Weg zieht sich, ist aber wunderschön. Eine tolle Tour, die wir nicht so schnell vergessen werden. Wegen einer geschlossenen Gruppe im Speiseraum, müssen wir heute im Restaurant essen, etwas ungemütlich.

 
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