Susch - Soglio - Wandern so lange der Urlaub reicht

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2017/18 GTA/ Grande Traversata delle Alpi und TurAlpZin

18    So Susch   - S-chanf  8:30 26,7 648 ^ 399          09:00 – 17:30

Warmer Tee, Käse, Schinken und Schüttelbrot zum Frühstück – anderes Brot war gestern schon ausverkauft. Trotzdem das Quartier gemütlich war, haben wir beide diesmal nicht so gut geschlafen. In der Nacht hat es geregnet, jetzt ist es neblig trüb.

Der gestrige Laden hat heute zu. Am schönen Uferweg laufen wir bis Zernez und treffen unterwegs auf ein Paar, denen unsere Rucksäcke auffallen. Auch hier Häuser mit den „geritzten“ Mustern im Putz. Diese Muster sind in der Schweiz ja selten gemalt, sondern  aufwendig in den Putz geritzt. Wo ist heute am Ostersonntag ein Laden? Eine Bäckerei? Nichts zu sehen, aber dort hinten scheint ein Restaurant aufzuhaben. „Hotel-Bäckerei“ steht über dem Eingang, da schauen wir mal rein.

Ich bestelle zwei Cappuccino und zwei Apfelstrudel. In einer gläsernen Vitrinentheke sehe ich Kornspitz, Vinschgerl und noch mehr leckere Semmeln.

Erstmal das andere verzehrt. Christa schwärme ich dabei immer wieder von den Leckereien vor. Sie selber hatte beim Reingehen in die Gaststätte nichts dergleichen gesehen und wundert sich über meine Äußerungen.

Tatsächlich, nichts ist mit Kornspitz und dergleichen, nur verpackte Dingsbums sind zu sehen. Da hat mir mein Geist einen Streich gespielt.
Dann geht es auf dem Radweg weiter und weiter. Immer auf Schotterstraßen und durch viel Wald, bei trüben Wetter, aber es regnet nicht. Eintönig und keine Bank zum Ausruhen weit und breit. So suchen wir halt doch im Wald ein Plätzchen, es wird höchste Zeit.

Etwa 20 Minuten später wäre eine Sitzgelegenheit gekommen, aber weis man das?


Eine gewaltige Schuttreise lenkt unsere Blicke nach unten. Dieses Eisenbahnviadukt ist noch in unseren Erinnerungen gespeichert. Damals mussten wir unsere Räder über viel Schnee hinüberschieben. In der Kehre sind auch heute noch Schnee- und Eisreste vorhanden.

Mit zunehmender Steigung der Schotterstraße  mehren sich Schneefelder. Stupide laufen wir weiter, plötzlich warnt das Handy „die Tour liegt 70 Meter hinter ihnen“! War denn da irgendwo eine Abzweigung? Ich erkunde das Gelände und sehe unterhalb der Böschung tatsächlich einen Weg der sich nach unten windet. Also runter, aber nicht über die Brücke, sondern durch Matsch und Dreck und Eis neben dem Inn wieder nach oben.

Nicht gerade freudig befolgen wir die Anweisungen aus der „Dose“, etwas Skepsis bleibt. Erst jammern wir über die stumpfsinnig machende Schotterstraßen, dann ist uns dieser Steig auch zu wieder. Nichts kann man euch recht machen, wird die Dame wohl gedacht haben.

Aber nicht lange, dann sollten wir voll des Lobes für diesen Weg sein. Blaues Wasser, grüner Farn, ein gut zu laufender Steig, eine Querung eines gewaltigen Geröllabgangs, stimmte uns wieder froh. Das es nebenbei noch leicht zu schneien begann, berührte uns überhaupt nicht. Irgendwann lichtet sich der Wald, der Pfad leitet in eine Teerstraße und diese erreicht in 3 ½ Kilometern S-chanf. Die tun uns noch etwas weh, der Wind ist in freier Fläche zu spüren, der Schnee sehr nass.
Ein paar Hotels soll es hier geben, die gilt es zu suchen. Das erste sieht finster aus, das zweite scheint keines mehr zu sein. Auf der unteren Straße weitersuchen? Der Ort endet hier.

Christa entdeckt ein Schild, Zimmer frei. Wir läuten, die Hausfrau beäugt uns, wir dürfen eintreten, was sind wir froh. „Alle Hotels oder Albergos haben zu“, erklärt sie uns, „die Restaurants haben auch geschlossen“. Damit haben wir nicht gerechnet, aber: im Rucksack sind noch Käse, Wurst und Schokolade. Brot und Teewasser bekommen wir von der Herbergsdame. Ein Frühstück am nächsten Tag auch.
Ein riesiges 500 Jahre altes Haus mit tollem Flair, wir fühlen uns pudelwohl. Die Betten, phantastisch! Das die Räume etwas verschachtelt sind und die Böden knarren, was stört das uns.

19    Mo  S-chanf  - St. Moritz  7:30 23,7 344 ^ 220       09:00 – 16:30

Wir bekommen noch mal Teewasser für unterwegs, Teebeutel haben wir dabei. Es war eine gute Idee, Thermoskannen mitzunehmen.

Für den heutigen Streckenabschnitt hatte ich keine so richtige Planung. Wie kommen wir voran, wollen wir überhaupt nach St. Moritz, oder gehen wir daran vorbei? Irgendetwas störte mich bei der Vorbereitung. So bekam mein Navigationsgerät und ich als Programmierer heute Premiere, indem ich diese Route nicht schon zuhause im PC eingegeben habe, sondern hier an Ort und Stelle direkt in das Gerät. Und es funktionierte.

Es hat leicht geschneit, der Fußweg über Wiesen am Inn entlang ist aber trotzdem gut zu erkennen.

Warm verpackt marschieren wir guter Dinge los. Starker Wind treibt weiße Wolken über den blauen Himmel, die Rätische Eisenbahn hebt sich mit ihrem Rot deutlich von der überzuckerten Landschaft ab.

Bei Chamues/La Punt geht es den Damm hoch, dort kann der Wind so richtig zugreifen. Gut, dass wir schon vorher an windgeschützter Stelle Pause gemacht haben. Ein kleiner See spiegelte dabei die Bergriesen und grünen Bäume gegenüber. Einige Jogger nützen den Feiertag für ihre Gesundheit. In Chamues war eine Bäckerei offen, frische Semmeln sind schon was Gutes.

Der Ort Bever wird auf dem Damm weitläufig umgangen. Ich wundere mich schon länger, warum ab und zu große Flugzeuge sehr tief aus diesem Talkessel vor uns auf uns zukommen, ist hier ein Flugplatz? Ja, bei Sameden ist eine Lade- und/oder Startbahn.

Ein paar Stunden sind seit der letzten Rast schon wieder vorbei, zwar stehen viele Bänke neben dem Weg, aber alle sind dem starken Wind ausgesetzt. So machen wir erst bei Celerina Schlarigna die nächste Pause.


Imposante Steigungen sind heute nicht zu bewältigen, der Weg steigt aber stetig an. Eine Höhe von 1720 Metern ist schon erreicht, zeigt ein Schild an. Viele Spaziergänger, auch viele mit Kinderwagen, lassen erkennen, wir nähern uns einem Ferienparadies. Vorbei am Silvaplana erreichen wir St. Moritz durch die Hintertür. Gleich am Stadtrand frage ich im ersten Hotel nach einer Übernachtung. „290 CHF mit hervorragendem Frühstück“ bekomme ich zur Antwort. Ich muss etwas überrascht geschaut haben, die Dame sagt kurz darauf, für 250 CHF hätte ich auch noch was. „Ich muss erst mit meiner Frau reden“, verabschiede ich mich. Irgendwie habe ich schon mit hohen Preisen gerechnet, aber schon am Stadtrand?

Also weiter, was folgt sind das Hotel Kulm und weitere, wesentlich pompösere Hotels, denen man es schon von außen ansieht, dass wir dort fehl am Platze sind. Haben wir damals bei der Radtour St. Moritz als schäbig empfunden (von außerhalb betrachtet), hat die Stadt schon ihren Reiz, ihr Flair. Sauber mit tollen Bauten und einem schiefen Turm.

Wir finden eine Info, dort wird uns geholfen, auch für unseren Geldbeutel eine Übernachtung zu bekommen. Außerhalb, gegenüber des Lej da S-Murezzan Sees, Hotel Stiller, eine Art Jugendherberge. Zwar noch 45 Minuten zum Laufen, aber das schaffen wir. Der Weg ist leicht zu finden, auf dem Gehsteig laufen wir der Straße entlang und sehen so noch etwas von dieser „reichen“ Stadt.


In der großen Jugendherberge die direkt daneben ist, bekommen wir für 18 CHF jeder ein Menü. Die Ausstattung ist einfach, aber sauber und was braucht man denn schon für eine Nacht?


20   Di   St. Moritz  - Maloja  7:30 21,7 480 ^ 480    09:00 – 16:30


Wir freuen uns auf Maloja, sind gespannt was uns heute erwartet. Erstmal fuselt es schon leicht auf dem Weg rüber zum Speisesaal. Das Frühstück ausgezeichnet, man kann sich nehmen was man will. Das Angebot ist groß.

Die Regenkleidung angezogen und Mütze und Handschuhe, es kann losgehen. Erstmal beschaulich bis zu einer Kirche, dann weiter und weiter den Berg hoch. Ich bin überrascht, die Steigung hört ja gar nicht mehr auf. Stimmt denn das noch? Das Navi zeigt die Richtigkeit an.

Immer öfter treten wir auf gefrorenen Schnee, müssen bei eisigen Stellen aufpassen nicht auszurutschen, die Felsen rücken näher. Dann eine steile Kehre und es geht gerade weiter, um später wieder nach unten zu führen. Wunderschön, obwohl wir vom Champfer See nicht viel sehen.

Ein Hubschrauber ist zu hören, schon einige Zeit kreist er umher. Mal links, mal rechts, über uns, dann wieder unter uns. Eine Lichtung, ich will schon vorgehen, kommt der Hubschrauber wieder und steht nicht weit von uns am Himmel.

Dann erschreckt mich Christa, sie sagt: „hast du unbewusst den Notruf ausgelöst?“ Bumm, das sitzt!

„Aber“, meine ich, „wenn es denn so wäre, hätten die uns schon längst geortet, mit unseren roten Jacken sind wir gut zu sehen“. Das beruhigt mich etwas, letzte Zweifel aber bleiben. Bis; wir sehen, er steht in der Luft über ein paar Häusern und lässt ein Seil nach unten. Entwarnung!


Eine Skipiste versperrt den Weg, da müssen wir drüber. Man ist diese Piste knüppelhart, darauf Skifahren? Wenig später düst einer vorbei. Zum Ort Silvaplana steigen wir nicht ab, das Navi lenkt uns wieder einen Steig hoch, vor uns ein Paar mit Hund. Kurz vor dem Abstieg noch eine Biegung und vor präsentiert sich ein großartiger Wasserfall, eingerahmt von Eis. Während ich Bilder schieße, schmust Christa mit dem Hund, oder umgekehrt.

Dieser Aufstieg war es wert. Dann schlägt das Wetter Kapriolen, heftiger Wind treibt Flocken vor sich her, zum Glück von hinten. Im Süden tun sich blaue Felder am Himmel auf, wo die Sonne durchdringt, ein tolles Schauspiel. Am Ufer angelangt finden wir eine Wind geschützte Bank, schnell was gegessen und weiter, es ist kalt.

Nach einer längeren Zeit am See entlang, wird über einen Steig wieder mal ein Steilufer überwunden. Zum Teil ist durch herantreibenden Flocken und vor lauter grau das andere Ufer nicht mehr zu sehen, sind die Schatten der Berge nur schemenhaft zu erkennen. Es schneit immer dichter und hört dann plötzlich wieder auf. Schnurgerade verläuft der Wiesenweg auf ein Dorf zu. Der nächste See (Lei da Segl) wartet, mittendrin sind Inseln zu erkennen, sie gleichen im Dunst der Wolken, Piratenschiffen.

Noch mal das gleiche Spiel, Aufstieg über die Klippe, herrliche Aussicht, Abstieg. Ein Weiler taucht auf, die grauen Schieferdächer und das drumherum, ein gespenstischer Anblick. Noch mal in den Wald, der Schnee unter den Füßen wird mehr und mehr, Maloja kommt näher und näher. Ein Geräusch schreckt uns auf, es ist ein Schneepflug mit Fräse. In hohem Bogen bläst er den Schnee ins nahe Wasser.

Die ersten Häuser, bald müssten wir am Ziel sein. Mittendrin ein Riesenkomplex, was das wohl ist?

Kein Mensch auf der Straße, wen wundert`s. Ein paar Hotels, ohne Beleuchtung, also geschlossen. Straßenarbeiter der Gemeinde fahren gerade in eine große Garage, ich frage nach einer Unterkunft. „Dreihundert Meter geradeaus, die könnten offen haben“, meint einer der beiden Männer. Leider erst ab morgen steht auf einem Schild. Weiter, dem Riesenkomplex näher, es ist das Palast Hotel. „Das ist wohl zu teuer für uns“, sage ich zu Christa, „da gehe ich nicht rein“.

Drei Leute bei einem Haus, ich frage wieder. „Vielleicht das Sporthotel“ sagt eine Frau, „oder dort drüben“, meint ein Mann und deutet zum Palast Hotel. Auf meinen schiefen zweifelnden Blick hin, fügt er hinzu, „die haben in jeder Preisklasse etwas“. Das überzeugt mich, warum nicht zumindest fragen.


„Ob er denn auch ein Zimmer für einen kleinen Geldbeutel hätte“, frage ich den Herrn am Tresen. „Aber sicher“, meint er und macht uns ein gutes Angebot und das mit Sauna. Warum nicht gleich so?

Zimmer bezogen, geduscht und ab in die Sauna. Der zweite Gang war wohl etwas zu lange, mein Kreislauf ist arg angeschlagen. Das lange gehen und wohl zu wenig getrunken und gegessen. Das holen wir aber bald nach. Ein hervorragendes Menü.



21    Mi Maloja  - Soglio   9:30 23,7 622 ^ 1329   09:15 – 18:45


Frühstücksbuffet im Speisesaal. Mit uns im Saal sind viele Skifahrer, auch Familien mit Kindern die scheinbar ein Paket gebucht haben. Skilehrer, Trainer oder dergleichen kündigen die Programme für diesen Tag an. Es wäre oben auf dem Berg eiskalt, 17 Grad Minus, gefühlt 25 Grad minus , wegen des starken Windes. „Lasst eure Kinder unten, wir bieten andere Programme an“, bittet einer davon.

Gut, hier auf knapp 1800 Metern steht das Thermometer auf minus 6 Grad. Dementsprechend  kleiden wir uns für den Abstieg. Herzliche Verabschiedung von dem wirklich ausgesprochen nettem Herrn in der Lodge des Hotels. Er brachte uns noch eine Wanderkarte von der Region und empfahl auf der Via Bregaglia zu laufen. Diese hat auch mein Routenplaner gespeichert, das passt.

Die drei Zentimeter die es geschneit hat, sind Gold wert. Das darunter liegende Eis ist so etwas gebunden, die Tritte nicht mehr so rutschig. Natürlich gehen wir behutsam, jede Eile wäre Frevel. Die Via Bregaglia ist wirklich empfehlenswert, gut ausgebaut mit Felsstufen und optimal dem Gelände angepasst.


Die Via Bregaglia ist wirklich empfehlenswert, gut ausgebaut mit Felsstufen und optimal dem Gelände angepasst.

Nach ca. 300 Höhenmetern Abstieg wird der Steig eis- und schneefrei, wir kommen schneller voran. Der Wald lichtet sich, die Sonne wärmt uns. Wasser stürzt den Berg herunter, die mit Gras bewachsenen Ränder sind mit Eis gepanzert. Bizarre Formen hat die Natur gebildet, die Sonne wird sie so nach und nach auflecken.

War vor kurzem der Himmel noch strahlend blau, so kommen von Südwesten dunkelgraue Wolken, die einen munteren Schneeschauer auf uns loslassen, begleitet von stürmischen Winden. Bei der alten Kirchenruine San Gaudenzio (frühere Wallfahrtskirche) finden wir kurz einen Unterschlupf.


Bei Casaccia läuten die Glocken zu Mittag. 2 ½ Stunden haben wir bis hierher gebracht, Zeit Pause zu machen. Weit vor uns zwischen den Bergriesen P.ta da I`Albigna (2824) und P. Frachiccia (2908) fällt uns eine mächtige Staumauer auf. Sie hält das Wasser des Lagh da I`Albigna gefangen.

Ein See mit grün-blauen Wasser begeistert uns. Die Schotterstraße weniger, gut das bald ein Bergpfad abzweigt. Dieser Steig ist wunderschön, die Ausblicke werden immer imposanter und der Steig will schier nicht mehr enden. Ein Haus hier heroben, dass kommt gerade recht, die  windgeschützten Terrasse nützen wir für eine Pause.

Und es geht weiter und weiter, bergauf und bergab, durch Wald, steilen Flanken, felsige Passagen wechseln mit Wurzeln und weichem Waldboden. Alte verfallene Hütten stehen neben den Wegen. Stufen und Brücken helfen über Abgründe und reißende Bächlein.

Dort, weit hinter uns im Tal kann man Vicosoprano sehen, etwas näher Stampa, und direkt unter uns Bondo, dazu der ganze Gebirgszug. Einfach herrlich.

Wann endlich wird wohl Soglio kommen? So schön es ist hier zu gehen, es strengt auch an, die Zeit vergeht. Noch einige Windungen und Bergeinschnitte, dort hinten glauben wir ein Haus zu sehen. Ja, eine Kirchturmspitze lugt auch hervor.


Schau mal sagt Christa, da hinten, da geht eine Rauchwolke auf. Ich sehe nichts und meine nur zu ihr. Du schon wieder, siehst wieder um Tausend Ecken. Wäre nicht das erste Mal. Die letzten Stufen, durch verwinkelte Gassen, ein altes Hotel hat zu.

Ein Schild sagt, dass es am anderen Ende des Dorfes noch ein Albergo gibt. Dieses ist offen, hat auch ein Zimmer für uns und ein Restaurant, was sind wir froh.


 
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