Refugio Bianchet - Venedig - Wandern so lange der Urlaub reicht

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Traumpfad München-Venedig

Sonntag 14. August               Rif. Bianchet  -    Rif. Alpini 7
07:30 - 18:30   1294  ^ 1069  12 km

Zeitig aufstehen heißt es heute, die „Königsetappe“ mit dem Klettersteig „Via Ferrata Marmol“ wartet auf uns. Bis es soweit ist, müssen wir erst noch über 1100 hm aufsteigen und das mit dem zusätzlichen Gewicht von Helm und Sicherungsset. Nach einer guten Stunde haben wir die gestrige Abzweigung erreicht, danach betreten wir grünes wildwucherndes  Neuland. Die mächtigen Wände der Schiara und des Monte Pelf`s bieten Schatten auf unserem Weg und sorgen so für angenehme Temperaturen, ins Schwitzen geraten wir aber trotzdem zur Genüge. Wunderschön die Blüten um uns herum, Schneereste leuchten von oben herab. Die Felsen rücken immer näher, wir erreichen eine Art Plateau und beschließen noch mal Pause zu machen. Frisch gestärkt steigen wir dann dem unteren Ende einer Rinne entgegen, queren Mulden und Schutthalden und überwinden ein paar Steilstufen. Dann wird es Zeit das Sicherungsset überzustreifen, noch ist genügend Platz vorhanden und das Gelände günstig dafür. Dort oben soll der Weg hinauf zur Scharte verlaufen? Kaum vorstellbar von hier unten. Einige Male leisten die Hände gute Hilfe bei leichten Klettereien mit allerdings geringer Hangneigung. Schließlich ist der Grad erreicht, nach einigen unangenehm schottrigen, steilen Stellen. Extrem steil fällt die Wand vor uns ab, ein tiefer Schlund tut sich auf, höchste Vorsicht ist hier geboten. Unser Weg führt rechts weiter, die Seilsicherung ist schon zu sehen. Treibender dichter Hochnebel verleiht der ganzen hochalpinen Szenerie hier oben eine gespenstische Atmosphäre. Ca. 100 hm steigen wir gesichert auf einem felsigen Band hoch und entscheiden dann, dem Weg zum Gipfel zu folgen. Unter dem Gewicht des Rucksacks haben Christa und ich ganz schön zu kämpfen. Während ich mit Willi „vorauseile“, tut Christa das einzig richtige, runter mit dem Rucksack und an einem Pfosten gegen den zum Teil starken Wind sichern. Ein Stück noch laufe ich oben am Grat entlang, dann mag ich nicht mehr, diese Stelle wird somit zum Gipfel erklärt und Brotzeit gemacht. Die Frauen haben mit meiner Entscheidung kein Problem. Willi dagegen bezwingt den großen Berg und stellt auf dem Gipfel fest; „Das Kreuz wurde von einem Blitz demoliert, es sind nur noch verbogene Eisenreste sichtbar.“Gute 1000 h Abstieg, mit 600 hm „Eisenweg“ liegen nun vor uns, gehen wir sie an. Gesicherte und ungesicherte Passagen wechseln immer wieder ab. Gerade die ungesicherten Stellen verlangen eine hohe Aufmerksam-keit, sind sie doch sehr steil und schottrig. Eine rote Biwakschachtel bietet für neun Personen eine Notunterkunft, gerade bei plötzlichem Witterungs-umschlag sehr wichtig. Heute aber bleibt es sonnig, keine Gefahr. Die Zeit vergeht, Willi der auf seinen Höhenmesser schaut sagt; „Wir klettern und klettern und kommen nicht runter“. Tatsächlich, wir steigen kurz ab, queren dann in leichter Steigung auf Bändern steile Wände und gewinnen dabei keinen einzigen Tiefenmeter. Dann aber sind einige Leitern erreicht die uns nach unten bringen. Das Rifugio 7° Alpini ist schon lange tief unten sichtbar, muss aber noch auf uns warten. Meine Oberschenkel erzählen mitunter von den vergangenen anstrengenden Tagen, besonders in den unangenehmen Schotterabstiegen. Fels, Stahlbänder und Leitern sind mir da wesentlich lieber. Schließlich ist die letzte Wand erreicht, über zwei 9-sprossige Leitern verlassen wir den Klettersteig und steigen den Pfad Richtung Hütte hinunter. Klaviermusik klingt uns entgegen, der Pianist sollte uns noch bis 22:00 Uhr abends erfreuen. Schön, ein Klasse Abschluss für diesen spannenden, anstrengenden und wunderschönen Tag. Essen und Trinken sind ein Genuss, die Wirtsleute sehr freundlich, warm und weich die Betten im kleinen Zimmer. Beim Zähneputzen am Abend bekomme ich doch tatsächlich einen Krampf im rechten Oberarm, bin wohl zu sehr in den Seilen gehangen. An dieser Stelle noch mal Danke an Willi und Irene, die extra hierher gereist sind, um mit uns diesen Klettersteig zu gehen.



Montag 15. August       Rif. Alpini 7      -     Belluno
08:20 -  13:30    278  ^ 1341  14 km

06:45 Uhr, hat es tatsächlich gedonnert? Ich glaub`s einfach nicht,  ist aber war. Trübe ist das Wetter, da sieht man mal wieder, wie schnell das in den Bergen geht. Das Gewitter ist nicht direkt über uns, hängt irgendwo zwischen den Wänden und Schluchten, wie es sich entwickeln wird, weiß keiner. Noch nieselt es nur, Willi und Irene steigen auf Rat vom Wirt aber doch den Normalweg ab, sie können wegen des Gewitters  und herabstürzendem Wasser, nicht den geplanten Steig gehen. Schade, aber so ist es halt. Die beiden eilen voraus, fahren heute wieder nach Hause, Christa und ich lassen es gemächlich angehen, bis Belluno ist es gut zu schaffen. Mal rechts, mal links am Ufer des Torrente Ardo entlang, führt der verschlungene Weg nicht zu steil hinab. Die unzähligen Gumpen mit wunderbarem klaren Wasser laden zum Baden ein, aber nicht heute, es ist zu kalt und dann noch das Gewitter. Es kommt näher, einige Male lassen uns kräftige Donnerstöße innehalten und erschaudern. Willi und Irene erzählen später zuhause von einem Blitz der unweit von ihnen niedergegangen ist. Sofort hätten sie die Rucksäcke mit dem vielen Eisen (auch unsere Klettersachen waren mit dabei) heruntergerissen und sich in Sicherheit gebracht. Irgendwann haben wir eine Straße erreicht, es gießt in Strömen. Die Regenkleidung kann sich auszeichnen, ein Problem habe ich aber mit der Orientierung, wo geht`s lang? Mein Wanderführer ist bald pitschnass, da muss ich mir noch was einfallen lassen. Trotz mäßiger Beschilderung erreichen wir Belluno doch noch auf unschönen Teerstraßen. Wo ist das Quartier? Am Bahnhof schließlich erhalten wir die zielführende Auskunft. Ein Taxifahrer meint: „Nein dahin fahre ich Euch nicht, es sind ja nur 5 Minuten zu Fuß“. Beim Warten am Bahnhof will ich meinen Fotoapparat vor der Nässe schützen und stecke diesen in die Anorak Tasche, nicht ahnend das diese mit Wasser vollgelaufen ist, der Reißverschluss war nicht geschlossen. Der Fotoapparat war dann hinüber. Kurz vor dem Quartier, treffen wir auf Berti und Bärbl. Das Hallo ist groß. Das Gewitter ist vorbei, seit 13:00 Uhr scheint die Sonne wieder und lädt zum Kaffee im Freien ein.

Dienstag 16. August                                 Belluno


Ruhetag, so geplant, so ausgeführt. Bummeln ja, shoppen nein, wir müssten die Waren ja tragen, obwohl, man könnte sie auch nach Hause senden, wie später unsere Schlafsäcke. Die werden wir nicht mehr brauchen und auch auf ein paar andere Dinge verzichten wir die nächsten Tage. In der Post spricht uns ein Japaner auf Deutsch an und hilft bei der Paketaufgabe. Dank seiner guten Italienisch Kenntnisse – er lebt seit 5 Jahren in Belluno – werden aus einem großen Packet, zwei  kleine, das sei billiger. Lange Suche nach einem Geschäft mit günstiger Sonnenbrille, einen Barbier finde ich gar nicht. Zig Eisdielen machen die Wahl schwer. Der Tag steht jedem frei zur Verfügung, erst zum Abendessen sind wir wieder mit Bert und Bärbl zusammen.

Mittwoch 17. August  Belluno  -   Rif. Col Visentin

08:15 - 15:20   1602  ^  198  17 km

Viele Wanderer denen wir bisher begegnet sind  hören in Belluno auf, oder fahren mit dem Bus weiter nach Venedig, zu Eintönig seien die nächsten Kilometer. Nun dieses Empfinden können wir zumindest nicht für die nächsten beiden Tage teilen. Es sind sogar die Tage mit den bisher meisten Höhenmetern (heute), bzw. Abstiegsmetern (morgen). Eine dreiteilige Rolltreppe bringt uns erst mal vom Rathausplatz zum riesigen Parkplatz, die Wegführung leitet uns zum Piave, den wir später auf der Ponte della Vittoria überqueren. Durch den Ort  Castion kommen plötzlich alte Pilgergefühle in uns auf, Leute stehen am Straßenrand und jubeln uns zu, andere klatschen von Balkonen herunter, Autofahrer hupen. Das haben wir damals in Spanien auf dem Jakobsweg erlebt, aber bisher bei diesem Traumpfad noch nicht. Es ist schon in besonderes Gefühl, dass einen dabei überkommt. Ein bisschen italienisch sollte man halt sprechen können, nur das Notwendigste wurde bisher erworben wie; quanto costa, grazie, pensione, monte, pane, posto letto, bongiorno usw. Durch viel Schatten spendenden Wald wandern wir stetig bergauf, dem Rifugio Col Visentin entgegen. Eine kleine beschauliche Klamm ist mit Holzstegen und –treppen gut ausgebaut. Endlich sehen wir auf einer Lichtung stehend, dass bizarr mit unzähligen Antennenmasten ausgestattete Rifugio stehen. Es sollte aber noch ein langer anstrengender Anstieg bei großer Hitze bis zu unserem heutigen Endziel werden. Der Blick zurück auf Belluno und den dahinter aufragenden Bergen, belohnte das Bemühen. Über diese Gebirgskette sind wir gekommen? Kaum zu glauben. Richtung Süden ist schon die Lagune von Venedig zu sehen, wenn auch noch sehr unscharf. Rifugio Col Visentin, die Gaststätte urgemütlich, der Wirt kocht sehr gut aber mit viel Fett, die Lager sind mal wieder Klamm. Also raus mit dem Zeugs und in die Sonne gelegt, unsere Schlafsäcke hätten uns heute noch mal einen guten Dienst erwiesen. Aber so ist es halt. 3 deutsche Venediggeher, gestern schon kurz in Belluno gesichtet, kehren auch hier ein. Ihr Matratzenlager im Keller ist ohne Fenster ausgestattet, hier muffelt es noch ein bisschen mehr. Der Freude von Klaus, Christian und Benno tut dies aber keinen Abbruch, die drei sind gut drauf. Die Sanitäranlage ist auch gewöhnungsbedürftig, Vorsicht! Die Dusch-wand fällt bald ganz auseinander. In der Nacht schaltet bald alle halbe Stunde irgendeine Pumpe mit lautem Geratter ein. Ein Militärstützpunkt war – oder ist – das hier, das Gelände von den vielen Masten verschandelt, zeugt davon. Die Strahlung muss gigantisch sein, hier auf dem freien Berg, kein Funknetz für unsere Handy`s.

Donnerstag 18. August  Rif. Visentin  -   Albergo ai Pini Tarzo
08:15 -  15:30    272  ^ 1697  19 km

Abschied von einer der schmutzigsten Herbergen, aber mit gutem Frühstück und Abstieg nach Tarzo. Nach einer guten Stunde erreichen wir die Forcella Zoppei, bei dessen Joch ein wunderschöner Höhenweg beginnt, einer der Höhepunkte des Tages. Gut zu wandern ist dieses Auf und Ab auf gelenkschonendem Untergrund und gibt immer wieder neue Blicke auf die lieblicher werdende Landschaft frei. Das Rifugio Pian de le Femene lädt nochmal zur Rast ein, ehe ein „Abenteuerpfad“ sich ewig lange bis nach Revine hinabschlängelt. Bei diesem sehr verwucherten Weg, mit viel Gestrüpp, Dornenranken, umgefallenen Bäumen und reichlich umherliegenden Ästen, ist zudem etwas Orientierungssinn gefragt. In Revine schließlich endet der Weg bei einer Kirche und führt als Kreuzweg weiter nach unten zur Via Giuseppe Grava, bzw. Via Roma. Auf dieser laufen wir weiter über Corona bis nach Tarzo. Ein Abstecher zum Lago di Maria erscheint uns zu weit und so lassen wir uns am Straßenrand im Schatten einiger Bäume zur Pause nieder. Ein Prachtbau, das Quartier für heute, edle alte Möbel in den Zimmern, saubere Duschen und WC. Beim Einkauf für die morgige Brotzeit komme ich bei einem Barbier vorbei, kurze Überlegung und schon sitze ich darinnen. Der Bart muss ab! Bei der Hitze juckt es am Kinn.

Freitag   19. August            Tarzo     -     Ponte della Priula
07:45  - 17:00    446  ^ 630  28 km

Die Gegend wird lieblicher, die Hügel sanfter, das große auf und ab liegt hinter uns, dafür ist mit 28 km heute die längste Strecke  zu bewältigen. Mal Teerstraßen, dann wieder kleine Wege oder Forststraßen unter den Füßen, laufen wir durch die grüne und malerische Gegend. Viel Wein wird hier angebaut, es ist die berühmte Gegend des Prosecco. Die Dörfer Arfanta und Refrontolo sind seit 2010 Anwärter auf den UNESCO-Weltkulturerbe-Status. Wunderschöne Häuser reihen sich am Weg- rand, deren Besitzer sind wahrlich keine armen Leute. Die Gegend hier am Fiume Piave entlang ist überhaupt sehr dicht besiedelt, der Verkehr nimmt zu, das pulsierende Leben kommt näher und näher. Ca. 90 km sind wir noch von Jesolo entfernt, eigentlich logisch, dass sich hier viele Leute niederlassen. Die alte malerische Mühle Molinetto della Croda erreichen wir nach etwa einem Viertel unserer heutigen Wegstrecke. Zeit für eine kurze Pause, auch Klaus, Benno und Christian treffen hier ein. Sie erzählen, sie hätten gestern irgendwo privat geschlafen, wo sie ihre geliehene Klettersteig Ausrüstung abgegeben haben. Dort haben sie ganz viel Prosecco pro-bieren müssen, sehr lecker, aber heute sind die Füße ganz schön schwer. Es macht immer Spaß Gleichgesinnte zu treffen und sich in der Heimatsprache unterhalten zu können. Noch ein paar langgezogene Hügel mit ewig langen schattigen Alleen werden überschritten, dann wird der Blick frei auf die Ebene vor uns. Wir rätseln gerade wieder einmal über den Weiterweg, als wir die forschen Stockeinsätze der drei Wanderkollegen hören, die da angerauscht kommen. Eine Straßenabgrenzung mit massiven Balken laden zum anlehnen und warten ein. Beim Ratsch mit den drein, sehe ich plötzlich Bärbl samt Rucksack die grüne Anhöhe hinunter purzeln. Der „stabile“ Querbalken hatte sich gelöst und so das kleine Unglück verursacht. Gott sei Dank ist nichts schlimmes dabei passiert, der Schrecken allein hat schon gereicht. Mühselig erreichen wir auf einem schier nicht enden wollenden Dammweg – ewig gerade – schließlich Ponte della Priula. Wir haben uns für diese „Durchgangsstadt“ entschieden, da das abseits gelegene, viel gepriesene Hotel Astoria, ausgebucht war. Wir übernachten im Hotel „San Carlo“ recht preiswert und mit guten Zimmern samt Dusche.


Samstag 20. August Ponte della Priula  -   San Bartolomeo
07:30  -  14:30    42  ^   90  27 km


Auto reiht sich an Auto, als wir die Hauptstraße auf der ewig langen Brücke über den Piave entlang marschieren. Dann können wir sie verlassen und wandern die nächsten zwei Tage eigentlich nur noch flussabwärts bis San Dona die Piave, ohne in größere Orte zu kommen. Mal führte der Weg direkt am Wasser entlang, oft aber auch auf Dämmen dahin,  durch Kieswerke, Weinfelder oder  Baumschulen. Zum Teil durch wild wuchernde, farbenprächtige, malerischer Wiesen, dann wieder ewig über öde langweilige und Kräfte zerrende staubige Schotterstraßen. Diese Strecken lassen Erinnerungen an den Spanischen Jakobsweg aufkommen. Mal ratschen wir – hier kann man gut nebeneinander gehen – dann sind wir wieder stumm und jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Gehen und gehen, mal flott und dynamisch, dann wieder in mechanischem Trott, oder auch sich mühselig vorwärts schleppend. Und das geht so die nächsten  50 Kilometer gleich bleibend dahin. Wir haben die Strecke natürlich unterteilt und bleiben nach 27 km in San Bartolomeo, wo  uns im sehr herzlich geführten Hotel-Restaurant Colombo, um 14:30 ein schönes gekühltes Zimmer erwartet. Sehr entspannt verläuft der weitere Nachmittag, nur noch drei Tage, dann ist das Ziel erreicht. Die drei jungen Deutschen nächtigen auch hier, sie trinken heute keinen Prosecco mehr, sondern möchten für ihre morgige lange Tour fit sein.

Sonntag  21. August San Bartolomeo  -  San Dona di Piave
07:45 - 14:00        21 km

Viele Venediggeher halten sich an die Etappenplanungen ihres Wanderführers, dass würde bedeuten von San Bartolomeo bis nach Jesolo durchzugehen, ganze 36 km. Meine – unsere – Planung ist, in San Dona di Piave, also nach ca. 20 km noch mal einen Stopp zu machen. Ähnlich wie gestern verläuft der Weg wieder lange Zeit auf einem Damm. Ist das tatsächlich noch richtig? Ja, Gott sei`s gedankt. Zum Hotel müssen wir noch mal den Piave überqueren, der hier schon eine beachtliche Breite hat. Etwas umständlich und langwierig erscheint uns die übliche Prozedur mit den Ausweisen. Dann bietet uns der schon etwas betagte Herr an, angesichts der schweren Rucksäcke doch mit dem Lift in den 1. Stock  zu fahren und bis wir richtig überlegen, sehen wir uns schon in den Aufzug gequetscht. Da wäre laufen wohl einfacher gewesen. Von den 5 Ballen Eis die ich mir am Nachmittag in der recht schmucken Stadt zur Gemüte führe, waren zwei zuviel. Christa geht es genauso, um das leckere Abendessen später richtig genießen zu können, sind wir einfach schon zu voll.

Montag 22. August  San Dona di Piav    -    Jesolo
08:00 14:00       16 km

Wer gedacht hat die Wegführung bzw. die Wegbeschaffenheit kann nicht mehr eintöniger werden, hat sich getäuscht. Zudem marschieren wir heute fast durchgehend auf Asphaltstraßen, sehr zum Leidwesen unserer Füße. Was noch dazu kommt, ist der Verkehr. Obwohl auf engen Nebenstraßen unterwegs, rasen die Autos zum Teil mit einem atemberaubendem Tempo an uns vorbei. Diese 16 km werden lang und länger, die Füße schmerzen. Pause an der Bar Pizzeria Locanda alla Valle mit schönem Biergarten, dann wieder rauf auf den Teer und das alles bei praller Sonne. Schon von Belluno weg hatten wir jeden Tag mindestens 38 Grad. Die Lagune ist zu sehen, das Meer, große Freude kommt aber trotzdem nicht auf. Bis zum Wasser ist alles hoffnungslos wild verwachsen, es stinkt ein wenig nach Verwesung. Jesolo, das Ortsschild ist da, noch einen Kilometer die Straße entlang, den Fluss oder Kanal Sile überquert, das Hotel Udinese da Aldo ist nicht mehr weit. Wahrlich kein Luxushotel und die Zimmer ohne Klimaanlage. Was soll`s, wir sind da und trinken erst mal unseren obligatorischen Kaffee, Cappuccino, Latte Machiatto. Duschen, die nächste Gegend erkunden, dann fertigmachen zum Strandbesuch. Der nächste Schlag für uns Naturliebhaber. Wir fahren mit dem Bus zum Lido und finden fast keinen Durchschlupf zum Strand. Hotel, reiht sich an Hotel – ist doch logisch, werden viele Leser denken -  natürlich, aber trotzdem erschlägt mich das Ganze. Dann ist der Strand erreicht, das Meer noch nicht. Vorbei an unzähligen Sonnenschirmen und Liegen mit braunen, roten und käsigen Menschen darauf, kommen wir doch noch in Reichweite des Wassers. Ein Rettungsturm spendet doch tatsächlich etwas Schatten für uns, bald darauf bin ich im frischen Nass. Abkühlung? Dafür ist es fast zu warm, trotzdem finde ich etwas außerhalb der Menschenmassen meine Ruhe, schwimme und lasse mich treiben. 7 Millionen Menschen sollen alle Jahre an den 15 Kilometer langen Strand kommen, im Monat August natürlich die meisten. Gegen 17:30 wird es ruhiger, viele suchen ihre Hotels auf,  machen sich frisch, „brezeln“ sich auf, um für die heißen Nächte gerüstet zu sein. Wir suchen ein Lokal zum Essen und werden doch tatsächlich fündig, sogar mit genügend „Ellenbogenfreiheit“. Zurück im Hotel sage ich, „mein Badewunsch wurde erfüllt, das muss ich aber nicht noch mal haben, jetzt bin ich geheilt“. Wo wohl der Reiz liegt, 2 – 3 Wochen hier am Strand zu sein, täglich um den besten Liegeplatz zu kämpfen, den feinen Sand überall mit hinzuschleppen und nicht mal richtig schwimmen zu können (ein bestimmter Sperrgürtel wird ständig überwacht und mit Booten abgefahren). Mein`s wär`s nicht und Christa will das auch nicht. Nichts gegen Sonne und Baden, aber in dieser Menge?  

Dienstag 23. August                Jesolo  -   Venedig
07:30 - 16:00       23 km  
 
Die letzten 23 Kilometer, wenn ich mir den Wanderführer so ansehe, führt die Straße schnurgerade von Cavallino bis nach Punta Sabbioni, von wo wir übersetzen werden. Da heißt es Geduld haben, die ewig lange Allee ist mit schattigen Bäumen versehen, schon mal positiv. Bis Ponte Cavallino sind Bäume noch Mangelware, am Vormittag ist die Sonne aber noch erträglich. Wieder führt der Weg auf endlosen Dämmen dem Fluss Sile entlang, landschaftlich können wir uns noch am Grün der Wiesen erfreuen. Dann wird es spannend, in der Nähe eines großen Campingplatzes erreichen wir den Strand. Ist das Gehen im Sand erst noch unangenehm, so spaziert es sich in unmittelbarer Wassernähe doch ganz gut. Wir werden angeguckt, bestaunt und vielleicht auch für verrückt erklärt. Ein Gefühl von Stolz macht sich in meiner Brust breit. Ein Sonnenanbeter verrät sich anhand seiner „Bildzeitung“ als Deutscher. Ich spreche in an: „Können Sie bitte ein Foto von uns allen machen?“ und halte ihm meinen Fotoapparat entgegen. Dieser „faule Sack“ aber meinte: „Das soll meine Frau machen, die steht gerade, ich steh jetzt nicht extra deswegen auf“. Ist mir egal wer die Bilder macht, wir stellen uns in Pose und lassen uns ablichten. Frauen und Kinder fragen schon neugierig nach unserem Herkommen bzw. Ziel. Eine Frau meint zu ihrem Begleiter: „die spinnen, was soll der große Rucksack, für die paar Badesachen“, dieser antwortet: „Du, die gehen den Weg München – Venedig“. „Ach so, ja dann, Respekt!“ Vom Campingplatz wieder auf die Straße zu finden ist gar nicht so einfach, ca. 480 Stellplätze mache ich aus. Auf dem Weiterweg wieder Massen an Leuten, schrecklich. Augen zu und durch, „aber bitte in die richtige Richtung“, meint Christa, “zurück will ich nicht“. Ich eile Berti und Bärbl nach, die unser Rufen natürlich nicht hören können. Monoton und zäh ziehen sich unsere Schritte unter den Bergsohlen hindurch, mein Geist ist auf null geschaltet. Ab und zu beobachte ich die Nummernschilder der vorbeifahrenden Autos und stelle fest, jedes 2. hat ein deutsches Kennzeichen. Stehender Verkehr, zu Fuß kommen wir teilweise sogar schneller vorwärts. Ein Obstladen kommt gerade zur rechten Zeit, fehlt nur noch ein schattiges Plätzchen. Das finden wir bald darauf und machen es uns auf den Isomatten ein letztes Mal gemütlich. 10 – 15 Minuten wegknacken ist auch noch drin. Die letzten 5 Kilometer, dann suchen wir unseren Anlegesteg. Wir sind ausgelaugt, zu merken an der leicht gereizten Stimmung beim Anstellen zum Fahrkartenverkauf. Es ginge vielleicht auch mit Automat, aber wer kann das erlesen? Ein deutscher Radfahrer hat Riesenstress, er darf sein Fahrrad nicht mit auf`s Boot nehmen, in Venedig sei Fahrradverbot. Er treffe sich aber in Mestre mit Bekannten zur Weiterfahrt, er schiebe ja sein Rad in Venedig. Nach 10 Minuten gibt der Beamte entnervt auf, jetzt sind wir an der Reihe. Natürlich ein großes Gedränge beim Einstieg, mit unseren Mammut Rucksäcken stellen wir ein Hindernis für die anderen dar. Geschafft, wir sind da, gratulieren, umarmen  und freuen uns. Der Markusplatz ist Pflicht, es sind noch ein paar Meter zu laufen, natürlich sind wir nicht die einzigen Touristen. Bilder von unserem Endziel werden geschossen, „Fotografen“ die uns ablichten sind hier leicht zu finden, mit einem Cappuccino wollen wir noch etwas warten, 6 Euro sind uns zu teuer. Wo ist unser Quartier?  Ein Stadtplan muss her, bei einem Kiosk kann ich endlich einen erwerben. In die Nähe des Bahnhofes nicht weit vom Canal de Grande müssen wir. Zurück zum Anlegesteg, ein Taxi gesucht, die erste Fahrt auf dem Wasser durch die malerische Stadt. Aussteigen, orientieren, nach etwa 10 Minuten haben wir unser Hotel – was, dass soll es sein? – gefunden. Kein Palast, nein äußerst bescheiden, mit etwas „gebrechlichen“ Möbeln, aber die Betten sind ok. Zumindest eine Klimaanlage, nach kurzem verbalem „Kampf“ mit der 90 jährigen Vermieterin, bekomme ich sogar eine Fernbedienung dafür. Es ist 18:00 Uhr geworden, alle sind geschlaucht, wollen duschen und etwas ruhen. Treffpunkt zum Abendessen ab 20:00 Uhr. Wir gehen nicht weit, eigentlich nur vor die Haustüre und lassen uns einfangen, hier an einem Seitenarm direkt am Wasser zu dinieren. Die Speisekarte wird studiert und leckere Sachen bestellt. Beim Wein zögert Bärbl und lässt es dann bleiben, wenn Berti`s 0.4 Liter Bier schon 6 Euro kostet! Der geschäftige Ober bemerkt unsere „preisliche“ Zurückhaltung, das große Geschäft kann er mit uns nicht machen und bedient uns daraufhin sehr „diskret“. Noch ein Bummel in die Stadt, dann ab in die Betten.

Mittwoch    24. August    Venedig

Wir treffen uns zum Frühstück unten in der Bar, dafür geben wir einen Gutschein unserer Wirtin ab. Er reicht für einen Kaffee und ein Croissant. Die Devise für diesen Tag lautet; jeder kann machen was er gerne tut, lang genug waren wir zusammen und es hat wieder gut geklappt. Essen, ruhen, besichtigen, rumfahren, trödeln, einkaufen, einfach nur schauen. Was, wer, wann tun will, soll heute jeder für sich entscheiden. Zum Empfehlen: Eine Tageskarte einer „Schiffbusslinie“ erwerben.

Donnerstag    25. August    Heimreise

Um 6:45 stehen wir auf, der Zug fährt gegen 8:50 ab nach Verona, die Tickets haben wir schon am Dienstag gekauft. Von Verona bringt uns der Zug ohne Umsteigen bis nach Rosenheim, Julia, Berti`s Tochter holt uns dort ab. Es war richtig, Plätze reserviert zu haben. Im Zug wird gelesen, geschlafen, meine Notizen überprüft und einfach faul dagesessen. 645 km sind wir also gelaufen bis nach Venedig, mit einigen Höhenmetern. Die Etappen waren gut gewählt, so dass sie auch für unsere Frauen zu meistern waren. Devise; es soll Spaß machen, nicht nur Qual sein. Herrliche Landschaften haben wir gesehen, nette Leute getroffen, wenn auch nicht so viele wie auf dem Jakobsweg. Die Bergschuhe sind für die flachen Strecken nicht so geeignet. Es kamen zum Schluss leichte Achillessehnenbeschwerden bei mir auf. Es war auch eine super Erfahrung für meine Bergsicherheit.


 
 
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