Soglio - Colico am Comersee - Wandern so lange der Urlaub reicht

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2017/18 GTA/ Grande Traversata delle Alpi und TurAlpZin

22    Do Soglio   -  Ciavenna  7:15 20,3 279 ^ 963       09:15 – 16:00


Das war die letzte Übernachtung in der Schweiz auf unserem Weg zum Comer See. Hätten wir nicht die Via Bregaglia bzw. die Via Panoramica, die zum Teil identisch sind, sondern den Radweg genützt, wären wir schon gestern bis Italien gekommen.

Wir statten der nahen schmucken Kirche einen Besuch ab und staunen als wir daneben ein Albergo mit Einkaufsladen sehen. Es hätte also noch eine Übernachtungsmöglichkeit gegeben. Die Sonne strahlt schon vom Himmel, kann aber nicht den kalten Wind erwärmen der in das Tal bläst. Wir folgen noch ein Stück der Via Panoramica und steigen dann bei „Dasccium“ ab. Ein wunderbarer Steig, viele fleißige Händen müssen da am Werke gewesen sein, die diese vielen Steinstufen angelegt haben.

Schafe begrüßen uns mit lautem „mäh, mäh, der Hund mustert uns neugierig. Kurzes Gespräch mit der „Bäuerin“, der Bauer scheint eher wortkarg zu sein. Saubere Gebäude und Stallungen stehen hier an einem idyllischen Ort der nur zu Fuß zu erreichen ist.

Herausgeputzt erwartet uns das Dorf Castasegna, neben üppigen Blumenwiesen duftet hier ganz besonders der Flieder. Immer wieder hören wir ein Gebrumme in der Luft, sind da Hubschrauber im Einsatz? Bergrettung? Wohin fliegen die denn dauernd?

Bald darauf wissen wir Bescheid. Bei der gestauten Fiume Maira nimmt ein Hubschrauber Wasser mit seinem Saugstutzen auf und fliegt nicht weit von hier den Berg hinauf. Büsche und Bäume brennen, der Rauch ist gut zu sehen und auch zu riechen. Christa meinte gestern Abend schon, Rauch am Himmel gesehen zu haben. Gut dass wir nicht weiter dem Panaromaweg gefolgt sind, der könnte dort oben vorbeigehen.

Gleich drei, vier Hubschrauber sind im Einsatz um den Brand zu bekämpfen. Durch den starken Wind bilden sich immer neue Brandherde. Es ist ja auch staubtrocken, schon ewig hat es nicht mehr geregnet. Bis nach Croce laufen wir links des Flusses, immer mit Blick auf das ungute Schauspiel. Bei dem Ort wird dann noch ein Dorf oben am Berg sichtbar, Rauch steigt links und rechts davon auf, der Ort selber scheint Gott sei Dank nicht betroffen zu sein.

Die Markierung unseres Weges zeigt wieder auf die andere Seite des Flusses, wir folgen ihr bis; die Strecke mit einem rot-weißen Band eindeutig gesperrt ist. Er führt zu nah an das brennende Gebiet heran. Logisch dass wir uns dieser Gefahr nicht aussetzen, sondern umkehren.

Ein Mann kommt uns später entgegen, er hat von der Sache gehört und will sich selber ein Bild davon machen. Sehr redselig erzählt er uns so allerlei. „Ob wohl eine unbedacht weggeworfene Zigarette die Ursache ist“, spekuliert er. „In der Schweiz arbeiten und hier wohnen, da kann man gut Geld verdienen“, erzählt er später.

Und noch ein Tipp; „Geht unbedingt auf der linken Seite der Fiume Maira nach Chiavenna, das ist viel, viel schöner“. Da sollte er Recht behalten.

Bei der erst besten Sitzgelegenheit (steinerne Bank), machen wir noch mal Pause und beschließen in Chiavenna zu bleiben. Nach einigen Irrungen in verwinkelten engen Gassen, finden wir eine Bleibe.

Wir wollen noch was sehen von der Stadt und machen einen Spaziergang. Die Sonne steht zwar am Himmel, kommt aber wegen der hohen Häuser selten bis zum Boden der Gassen. So trinken wir einen Cappuccino im Cafe, der Wind macht das Sitzen im Freien zu ungemütlich.
Abendessen in einer Klasse Pizzeria, dann ins Bett.

23  Fr Ciavenna  - Colico            10:15 31,7 361 ^ 404      08:45 – 19:00

Fünf Männer sitzen beim Frühstück am Nebentisch. Eindeutig bayerischer Dialekt. Logisch dass wir uns da als ebenbürtig zu erkennen geben. „Wir kommen gerade mit unseren Motorrädern aus Marokko“, erzählen sie. „Heute fahren wir den Malojapass hinauf und werden wohl bis nach Hause - das ist bei Wolfratshausen - kommen. Vier Wochen hat unsere Reise gedauert“.

Zu Fuß haben wir bis hierher fast drei Wochen gebraucht, ist unsere Antwort. Und schon sind wir mittendrin in Reiseerzählungen und Erlebnissen. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Später lichte ich noch ihre Maschinen ab, herzlicher Abschied.


Frische Semmeln gekauft und los. Über enge Seitengassen windet sich unsere Route aus der Stadt, über der immer noch ein starker Rauchgeruch liegt. Entgegen bei offenem Fenster zu schlafen, wurde es diese Nacht genau aus diesem Grund geschlossen.
Hubschrauber und andere Flugkörper haben längst ihre Arbeit wieder aufgenommen.

Entgegenkommende Leute grüßen freundlich, irgendwann müssen wir auf einen Damm. Heute heißt es Kilometer fressen. Die Landschaft ist flach, da kommt man schneller voran. Das eintönige Laufen strengt insgesamt aber mehr an, das spüren wir besonders an den Hüften.

Weit voraus reicht unser Blick, die Sonne wärmt, ab und zu kommen Radfahrer entgegen, oder überholen uns. Bei einer Fabrik eine Bank, Pause. Die Luft ist etwas trübe, trotzdem, oder gerade deswegen hat die Landschaft, umgeben von Bergen ihren Reiz.

Immer weiter der Fiume Maira entlang die immer breiter wird. Dann freuen wir uns, als endlich ein Waldstück kommt und aus der Schotterstraße ein Pfad wird. Umwuchert von grünen Bäumen schlängelt er sich dahin und lässt unsere Lebensgeister wieder erwachen.

Das Navi warnt, „Weg verloren“, ca. 70 Meter wieder zurück und auf die richtige Spur. Nach zwei Kilometern das gleiche Spiel, nur kehren wir diesmal nicht um. “Die Pfade führen sicher  später wieder zusammen“, sage ich.

Falsch gedacht! Wunderschöne Steige mit Eisentreppen und ein paar Sicherungen begeistern uns, auf einem Rastplatz mit Kapelle treffen wir ein Ehepaar mit Kindern und stehen dann am Lago Mezzola. Und schauen etwas dumm aus der Wäsche, ein Steg und das war es, Sackgasse!

Wieder zurück zum Rastplatz, da war doch ein Steig der über grobes Blockgestein steil nach oben weist. Nicht gerade freudig machen wir uns an den Aufstieg, Christa will eigentlich noch weiter zurück.

„Kennt ihr den Weg?“ fragt plötzlich eine Stimme. Es ist die Frau mit den Kindern die uns anspricht. „Eigentlich nicht, aber er müsste nach Dascio führen, erwidere ich“. „Ja das stimmt“, meint sie, „da sind aber noch gut 3 Stunden zu laufen. Ich habe ein Boot bestellt, es kommt in einer Stunde, wenn ihr Lust habt könnt ihr mitfahren“, macht sie uns ein Angebot.

Christa und ich schauen uns an und überlegen. Es ist jetzt 14:30 Uhr, 4 Stunden bis Colico sind es mindestens noch, dazu noch keine richtige Pause. Und zudem, wieder so eine Situation, plötzlich ein Angebot von wildfremden Personen, die es einem nur gut meinen. Zufall?

Wir sagen dankend zu. Können ganz entspannt Pause machen, kommen mit dem Schweizer Pärchen ins Gespräch und schippern schließlich über den Lago Mezzola, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Schön so eine Bootsfahrt! Und wir haben gut damit getan. Um 16:00 Uhr wurde angelegt, von da an liefen wir noch 11 Kilometer bis zu unserem Ziel, das reicht. Zudem legten wir noch ein gutes Stück auf einer sehr stark befahrenen Bundesstraße zurück, der reinste Horror. Hoffentlich nie wieder.

Der Comersee, ein wahres Gedicht, der Wind dagegen grausig, zumindest für uns. Die vielen Server dürften anders gedacht haben. Schade, morgen schon nach Hause fahren zu müssen. In Bahnhofsnähe finden wir ein Hotel, ein Restaurant leider nicht. „20 bis 30 Minuten müsst ihr da laufen“, meinte der Hotelier, „ich kann euch aber einen Pizzadienst rufen wenn ihr wollt“. Und ob wir wollten, so was haben wir auch noch nicht erlebt, im Hotel eine Pizza für 5,50 Euro zu essen.

24   Sa Heimreise

Die Fahrkarten können nur bis Verona gelöst werden,  in Mailand müssen wir umsteigen, bis dahin wird die Schaffnerin schon kommen. Kam sie auch. In Verona dann die Nachricht, der Anschlusszug um 15:00 Uhr ist total ausgebucht, der nächste fährt um 17:00 Uhr. Diese Zeit brachten wir auch rum und sind dann gegen 23:30 Uhr glücklich zu Hause angekommen.
   


Im August und September werden wir ein weiteres Stück von unserem Weg von zu Hause bis zum Mittelmeer laufen.
Es ist soweit, es geht weiter. Auf der nächsten Seite Comer See - Airolo

 
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