AAT Berchtesgaden-Maria Alm - Wandern so lange der Urlaub reicht

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2016 Alpe-Adria-Trail / AAT

Mit dem Bayernticket fahren wir von Reitmehring bis nach Berchtesgaden. Ich glaubte zumindest für uns beide das Ticket gelöst zu haben, die Überraschung erfolgte im total vollen  Zug. Die Schaffnerin auf der Strecke von Rosenheim nach Freilassing entdeckte, dass auf dem Fahrschein „nur für 1 Person“ vermerkt war und somit 3 Euro Differenz waren. Strafe mussten wir zwar keine bezahlen, aber einen vollen Fahrpreis nachlösen. Das nächste mal besser aufpassen, schwor ich mir. Beim Ausstieg in Berchtesgaden lassen uns die warmen Temperaturen zunächst unsere „sommerliche Wanderkleidung“ anziehen und die Haut mit Sonnencreme eincremen.


08  25.05.2016   Berchtesgaden -   Ramsau  10,0   263 ^ 171

Der aufgezeichnete Weg in meinem Handy führt uns gut durch viel schattigen Wald an der Ramsauer Ache entlang. Schön hier, das Grün der Bäume, das Rauschen des Wassers. Wir kommen bald ins schwitzen, so warme Temperaturen sind wir noch nicht gewohnt in diesem doch sehr durchwachsenem Monat Mai. Die Bergspitzen sind noch voller Schnee (Watzmann und Hochkalter). Ab der Engedy laufen wir vermehrt an Wiesen entlang, in denen unzählige Blumen blühen.  Eine betagte Frau bei einem nahen Hof, sie ist mit zwei Gehstöcken unterwegs, frage ich, ob diese Blume denn ein Kukurutz (Gattung Bocksbart) sei. Wir sind überrascht als die vermutete Großmutter des Hofes, auf hochdeutsch antwortet, „tut mir leid, dass kann ich ihnen nicht sagen, diese Blumen sind mir nicht bekannt.“

Direkt am Eingang zum Wimmbachgries müsste unser Quartier stehen, welches wir auch bald finden. Zwischen 15:00 und 18:00 Uhr ist die Zeit zum einchecken, es ist kurz vor 15:00 Uhr. Ein nettes junges Mädchen nimmt unsere Personalien auf und überreicht den Zimmerschlüssel. Zu unserem Wunsch in die Sauna zu gehen, meint sie „ich schalte sie gleich ein, spätestens in einer halben Stunde müsste sie warm sein“. War sie leider nicht, noch ein Schalter wird betädigt, noch mal warten. Und, die Sauna ist immer noch kalt! Sie ruft ihre Chefin an, die dann meint, unter einer Stunde warten wäre nichts mit Sauna, sie wäre schon länger nicht mehr im Betrieb und brauche deshalb länger. Mitlerweile ist es 17:00 Uhr um 19:00 Uhr ist Abendessen, wegen einer knappen Stunde wollen wir die Sauna nicht mehr benützen. So teile ich das dem Mädchen auch mit. In der nahen Gaststätte Hocheck genießen wir ein köstliches Abendessen.

Christa:

Bin schon überrascht als mich die Schaffnerin fragte: „Und wo ist Ihr Tiket?“ „Dieses Bayerntiket ist nur für eine Person. Das würde dann erst mal 60€ und dann noch den Fahrpreis machen. Aber da Sie beide denn gleichen Nachnamen haben, gehe ich mal davon aus, dass es ein Versehen war. Trotzdem bekomme ich den ganzen Preis von 25€ für ein neues Bayerntiket“. Glücklich bin ich darüber nicht, zahlen tu ich doch. Fängt schon gut an.


09  26.05.2016   Ramsau  -   Ramsau  14,3 1127 ^ 1127

Mit einem unfreundlichen „Guten Morgen“ werden wir von einer blonden Dame begrüßt. Die kennen wir noch nicht, vermutlich die Chefin. „Ich bin gestern extra noch um 17:00 Uhr gekommen und habe die Sauna eingeschaltet, aber ihr habt sie nicht mehr benützt“, wirft sie uns dann vor. Ich versuche aufzuklären, wir hätten wegen der knappen Zeit bewusst darauf verzichtet und dies der Angestellten auch so mitgeteilt. Ein weiterer Wortwechsel fand nicht mehr statt, wir sind gespannt darauf, ob uns das aufgerechnet wird, der Saunapreis ist nicht in der Übernachtung enthalten.

Geplant war ja ursprünglich eine Überquerung des Steinernen Meeres, Kärlingerhaus, Wiechenthaler Hütte, Saalfelden. Wegen einer noch geschlossenen Schneedecke und keinerlei sichtbaren Markierungen, hat uns der Wirt des Kärlingerhauses dringend davon abgeraten. Somit wurde ein Tag gewonnen, den wir für eine Rundtour nützen. Wimbachgries, Hochalmscharte und über die Hochalm und die Wimbachklamm zurück zum Quartier. Erstmal geht es die Teerstraße hoch in Richtung Klamm, bei einem Automaten kaufen wir für je 1,50 Euro eine Marke, wollen die Klamm aber erst beim Rückweg besuchen. Links sind Schafe auf der Weide, als ich meinen Fotoapperat zücke, rennen zwei Schäferhund bellend auf mich zu. Obwohl sie eingezäunt sind, habe ich doch Respekt vor den beiden, die machen ihren „Job“ hervorragend.



Stetig steigend wandern wir die Schotterstraße entlang, wechseln ab und zu auf einen schmalen Weg in Bachnähe, dort ist die Natur noch schöner. Auch heute haben wir einen sonnigen Tag erwischt, die Temperaturen steigen. Gut, dass für diese Tagestour der Rucksack etwas leichter ist, wir gehen ja wieder zum Quartier zurück. Die Bergriesen kommen näher und näher, der weisse Schnee blendet unter dem stahlblauen Himmel. Etliche Wanderer sind auf diesem leichten Weg unterwegs. Vier davon sind in ein Gespräch vertieft, dass uns amüsiert schmunzeln lässt: „ Zu Weiswürsten gehört unbedingt ein Weisbier dazu, wie auch eine Breze, sonst schmecken die Würste nicht. Alle anderen Getränke wie Wasser, Limo oder Spezi, passen nicht, das ist ganz einfach Stilbruch, dass kann man einfach nicht machen!“ Ja, so mancher hat seine eigene pauschalierte Meinung und beharrt für immer und ewig darauf. Die Ramsauer Ache, bisher linkerhand unser plätschernder Begleiter ist plötzlich weg, stattdessen breitet sich ein riesiges flaches Schuttfeld aus, dass sich ewig hinzieht. Die Wasser fließen scheinbar unterirdisch dahin. Bei einer Bank inmitten von lichtem Gebüsch machen wir Pause und stärken uns, bevor es von nun an auf einem Steig zur Scharte geht. Nicht weit von uns wäre eine Einkehr im Wimbachschloss. Wir aber verzehren lieber unsere mitgebrachte Brotzeit in freier Natur. Mäßig steil führt der Steig heran an die Felswände, wo er dann alsbald in Kehren auf herausgeschlagenen Stufen, manchmal auch mit Stiften als Tritthilfe versehen, immer höher steigt. Drahtseile helfen bei kniffeligen Stellen. Die Rundumsicht wird immer schöner. Watzmann Westwand, Großer Hundstot und Hochkalter zeigen ihre ganze wilde Schönheit. Bunte Blumen und üppiges Grün erfreuen aus nächster Nähe. Später kommen wir in bewaldetes Gebiet, hier kann uns die Sonne nicht mehr so „einheizen“, der Schatten tut gut. Die Höhe des Wimbachschlosses hatte ich vollkommen verkehrt in meinem Hirn eingespeichert, so dass aus den vermeintlichen 500 Höhenmetern die insgesamt zu gehen wären (nach meiner Berechnung) noch mal 400 dazukommen.


Gut das mich meine Frau schon etwas kennt, so ist der Überraschungsmoment dann nicht mehr ganz so tragisch. Baumgrenze überschritten, es wird wieder felsig, Bergschlüsselblumen (Aurikel) blühen hier in üppiger Pracht. Dort oben müssen wir durch, das ist die Scharte, 4 Bergsteiger die uns vor ca. 20 Minuten überholt haben, verschwinden gerade darin. Dann haben es auch wir geschafft, von einer einsamen Bank aus genießen wir das Panorama. Dort weit hinten ist ein Schneefeld zu sehen, da wäre der Weg Richtung Ingolstätter Haus verlaufen. Wieder trinken und etwas essen, in uns ruhen, dann wartet der Abstieg. Hier an der Nordseite der Scharte liegt noch Schnee. Der Abstieg ist aber nicht steil, einige Spuren sind im Schnee zu sehen, denen folgen wir. Die Schneefelder werden weniger, ein Pfad ist nicht zu erkennen, wir tun uns schwer weiter zu kommen. Einfach querfeldein dahin, die grobe Richtung stimmt, ist auch kein Kunststück, da der Hang links und rechts von Felswänden gesäumt ist. Trotzdem, das Gehen in dieser Wildnis strengt an. Löcher, Steine und Wurzeln erfordern eine hohe Aufmerksamkeit.

Ein Pärchen hat uns etwas später eingeholt, zusammen loten wir (auch Dank meines Handy`s) die Richtung aus und bald ist sie wieder da, die Markierung und natürlich auch der Weg. Darauf kommen wir schon etwas flotter vorwärts als vorher. Die Hofalm haben wir so verpasst, also kein Kaffee. Der Pfad wird zur Schotterstraße, dann nach rechts abgebogen, in Richtung Wimbachklamm. Etwas übermütig meinen wir einen Abkürzer gehen zu können, oh weh, das stimmt nicht mehr! Meine ganze Orientierungskunst ist gefragt, wieder auf die Fortstraße zu finden, noch dazu müssen zwei etwas höhere Zäune überwunden werden. Tja, das hat Mann / Frau, davon!

Von oben kann man leider nicht rein in die Klamm, also zum Haupteingang. Immer wieder ist es schön den tobenden Wassermassen zuzusehen, wie sie über das Gestein springen. Zudem faszinieren die Farben, das üppige Grün, die bunten Blumen und gut angelegte Stege. Fotografieren und genießen, den Weg zurück und abgestiegen zum Quartier. Die Sauna fällt uns wieder ein, wir werden auch heute darauf verzichten, lieber trinken wir noch ein Haferl Kaffee.

Wirtin und die junge Angestellte sitzen vor dem Eingangsbereich, es entwickelt sich ein nettes Gespräch. Sie (Wirtin) war schon mit dem Rad einen Teil des AAT unterwegs. Die Spannung die sich beim Frühstück aufgestaut hatte, ist weg, keine Spur mehr vom Ärger über die Sauna „Nichtbenützung“.
Der Toast „Diabolo“ in der Gaststätte Hocheck war ein Gedicht!

Christa:
Schade, eigentlich hatte ich keinen schlechten Eindruck von dem Hotel. War zwar schon ein bisschen komisch, nur zwischen 15.00 und 18.00 Uhr einchecken zu können. Aber das junge Mädchen, dass uns empfangen hat war sehr nett. Die Begrüßung der Wirtin am nächsten Tag beim Frühstück hat mich dann schon verwundert. Dieses barsche „Guten Morgen“ und was uns einfällt, sie käme extra ins Haus um die Sauna einzuschalten und dann benützen wir sie nicht. Nach dem wir schon eine Stunde darauf gewartet haben, dass diese warm wird und wir nicht noch einmal eine Stunde warten wollten, haben wir darauf verzichtet. Das hat Franz auch mitgeteilt. Irgendwie ist das so bei der Chefin nicht angekommen. Sie hätte uns aber auch anders darauf aufmerksam machen können. Positiv war wieder, die nicht benutzte Sauna stand auch nicht auf der Rechnung.

10  27.05.2016   Ramsau  -   Weissenbach 23,8   675 ^ 620

Der Ramsauer Ache entlang wandern wir zur Kirche und versuchen das berühmte Postkartenbild nachzufotografieren. Gerade als ich auf den Auslöser drucken will, stellen sich ein Haufen Männer auf die Fußgängerbrücke und verhindern so ein Original mit dem Wagendrischelhorn der Reiteralpe im Hintergrund. Nach dem Kirchenbesuch wird noch eine kleine Brotzeit gekauft in einem nahen Metzgerladen.

So gerüstet verlassen wir den Ort Ramsau und tauchen in den Zauberwald ein, welcher uns schon früh begeistert. Wasser, Steine, Pflanzen, eine sehr edle Mischung der Natur. Dazwischen hat der Mensch einen romantischen Steig gebaut, der nicht umsonst von vielen Naturliebhabern stark freqentiert wird. Besonders die blaue Alpenrebe erweckt unsere Aufmerksamkeit, an allen möglichen Stellen leuchten ihre Blüten hervor.

Einem Ehepaar mit etwa 12 jährigem Sohn fallen unsere großen Rucksäcke auf, im Gespräch darauf ist etwas Neid zu hören, zu gerne würden sie sich auch einen solchen Tripp machen. Am Hintersee genehmigen wir uns ein Eis, beobachten Enten und wandern schließlich am Südufer des See`s entlang, bis links der Abzweig nach Hirschbichl kommt.



Die Strecke bis zur Hängebrücke kennen wir bereits, sie verläuft relativ eintönig durch lichten Wald, eingebettet zwischen Hochkalter zur linken und Reiteralpe zur rechten Seite. Die Hängebrücke ist schon etwas besonderes, passt gut in die Landschaft und erweckt einen Hauch Abenteuer. Dahinter folgt der Fußweg paralell zur Fahrstraße, auf der nur Busse oder Radler fahren dürfen. Die Hängebrücke ist schon etwas besonderes, passt gut in die Landschaft und erweckt einen Hauch Abenteuer. Dahinter folgt der Fußweg paralell zur Fahrstraße, auf der nur Busse oder Radler fahren dürfen.

Der „Personenverkehr“ heute ist enorm, der Andrang an der Gaststätte in Hirschbichl lässt bei unserer Ankunft Gott sei Dank schon etwas nach. Kühle Getränke und ein Kaffee beleben uns, ein Blick in die Kapelle, dann etwas unsicher ob die Wegführung richtig ist, den Berg hinab nach Weissenbach. Endlich ein Hof, die Bäuerin bestätigt freundlich „ja, ja, die Richtung stimmt schon, dort unten müsst ihr dann rechts in die Wiese und dem Panaromaweg weiter folgen“. Vielen Dank! So läuft es sich doch etwas unbeschwerter!

Der Weiterweg ist ein Hochgenuss, das Weglein durch blühende kniehohe Wiesen verläuft sanft bergab. Gegenüber türmen sich die Leoganger Steinberge auf. Erinnerungen an das Pfunderertal werden wach. Ein Blick in die Karte gibt mir die Gewissheit, dass der mächtige Berg hinter uns das Kammerlinger Horn ist, ob ich da mal raufkomme? Egal, heute zählt das hier und jetzt. Die Seisenberger Klamm wartet auf uns, zumindest die Hälfte davon.

Das ganze Stück wollen wir nicht durchlaufen, sind schon etwas geschafft vom Weg heute und herabstürzende Wasser haben wir bisher auch schon genug gesehen. Einem Abzweig folgen wir nach links und kommen bald auf eine Teerstraße, von der wir Einblick auf Weissenbach (das rechts unter uns liegt) haben. Direkt hinein müssen wir nicht, unser bestelltes Quartier liegt 3 km außerhalb in Frohnwies, Richtung Saalfelden. Froh einen Fußweg zu finden, schaffen wir auch noch die letzten Meter bis dorthin. Unterwegs kommt uns eine etwa 16- bis 17jährige entgegen, mit verzweifeltem Blick. Sie durfte wohl nicht mit den Burschen mitklettern, die sich gerade anschicken, bewaffnet mit Seil und Schutzhelm, die Felsen zu erklimmen. Frohnwies, das überteuerte Quartier hat zwar Sauna, aber alles muss extra bezahlt werden. Auch die Haus- und Zimmerordnung, ein Verbot nach dem anderen. Damit werden sie sich selber auf Dauer keine große Freude machen. Das Abendessen aber, ist wirklich gut. Ein kurzes Gewitter mit Regenbogen schließt den Tag ab.

Christa:

Sauna 8 Euro (ist schon in Ordnung), aber Badetuch 5 Euro plus 5 Euro Pfand, Bademantel 10 Euro plus 10 Euro Pfand. Zwar bekommt man Pfand wieder zurück, aber Saunatuch gehört zum guten Service. Als wir das lesen, vergeht uns die Lust darauf. Und dann die Hausordnung, wenn die ernst gemeint ist, vergeht uns auch noch das Lachen. Müll darf nicht in den Abfalleimer, dieser muss wieder mitgenommen werden. Wird sind nicht auf einer Berghütte!

11 28.05.2016  Samstag Weissenbach  -   Saalfelden  16,0   196 ^ 96


Erst Punkt 8:00 Uhr darf man in den Frühstücksraum kommen (Hausordnung). Dementsprechend steht eine Schlange Leute vor dem sehr kleinen Raum, in dem das Frühstücksbuffett auf die Gäste wartet. Auch der Kaffee muss hier von einem Automaten heruntergelassen werden. Gut dass wir zu zweit sind, so muss nicht jeder zu Semmel-, Saft- oder Kaffeeausgabestelle. Das Angebot an sich ist aber durchaus ok und reichlich. Gegen 9:00 Uhr sind wir dann auf dem Tauernradweg Richtung Saalfelden unterwegs. Eine wenig aufregende Wanderstrecke, die zunächst relativ eben dahinführt. Einzig die Gebirgskulisse wechselt, rechts begleiten uns die Leoganger Steinberge mit Großem Rothorn, Kuchelhorn und Birnhorn. Linker Hand das Massiv des Steinernen Meeres, das Gebiet der Hohen Tauern leuchtet von Süden weis herüber und kommt  immer näher. Schwülwarmes Wetter lässt uns schwitzen, kurz vor Saalfelden ist das Peter-Wiechenthalerhaus zu sehen, von dort oben wären wir also heruntergekommen, wenn der viele Schnee nicht gewesen wäre.

Das Quartier ist schnell gefunden, kurz duschen, danach machen wir uns auf den Weg zu Familie Breitfuss, ein Pilgerpaar. Vor 8 Jahren haben wir uns in Frankreich getroffen und sind seither über e-mail in Kontakt. Die Familie ist in diesen 8 Jahren um 3 Personen reicher geworden, Glückwunsch zu diesen 3 gesunden und lebhaften Kindern. Rupert hantiert schon am Grill, die Buben tollen im Garten umher, Elisabeth präsentiert stolz das erst 2 ½ Monate alte Töchterchen, während Oma, die gute Seele des Hauses, schon Salate zubereitet. Alles ist gedeckt für das Abendessen im Garten, als plötzlich eine Windböe für Unfrieden sorgt. Kommt gar noch ein richtiges Gewitter? Leider ja, schnell räumen wir alles ins Haus und machen Stühle, Blumentöpfe und sonstiges Niet- und Nagelfest, als es auch schon richtig losstürmt. Essen wir halt im Haus, es ist auch drinnen gemütlich. Immer wieder schwelgen wir in Erinnerungen an die schöne Zeit des Jakobsweges. Er ist wieder da, hat uns in seinem Bann. Das ist es auch was ihn ausmacht, die vielen netten Begegnungen. Es ist, als ob wir uns schon ewig kennen würden, bzw. nahe Nachbarn wären. Danke für die Einladung und Eure Herzlichkeit.

Christa:

Franz kennt noch genau den Weg zu Fam. Breitfuß. Er weiß noch genau den Blumenladen gegenüber. Also läuten wir mit Blumen und Schokolade in den Händen an der Haustüre. Nanu keiner zu Hause, oder warum geht die Haustüre nicht auf. Des Rätsels Lösung, alle sind im Garten, großes Hallo und freudige Begrüßung. Fühlen uns sofort wohl, tauchen auch gleich in den Jakobsweg ein. Mit aller Ruhe meistern Elisabeth und Ruppert unser Kommen, den Hunger der Jungs und der kleinen Martha, der erst ein paar Monate alten Tochter. Danke nochmal für den schönen Tag.


12 29.05.2016  Sonntag    Saalfelden  -   Bruck a.d.G. 22,0   282 ^ 263

Wir essen uns richtig satt, bevor es auf den Weg nach Bruck a.d. Glocknerstraße geht. Wie und wo kommen wir aus Saalfelden raus? Mein Handy funktioniert noch nicht richtig, also doch die Karte zu Hilfe nehmen. Wir orientieren uns wieder am Tauernradweg, der führt in die richtige Richtung. Vorbei am malerischen Ritzensee haben wir die Stadt bald hinter uns, wieder gehen wir bei strahlendem Sonnenschein und bewundern die herrliche Bergkulisse, bis hin zum Hochkönig.

Da kommt eine Stimme aus meiner Hosentasche. Aha, mein Handy funktioniert wieder, ein Blick darauf bestätigt unsere Route. Fußwege wechseln mit Radwegen, die sehr frequentiert sind. Endlich wieder ein Abzweig, aber leider gesperrt.

Ein paar Leute die zusammensitzen, winken uns zu und meinen „ihr könnt schon durchgehen, da vorbei an der Baustelle kommt ihr wieder auf den Weg“. „Dankeschön“ und weiter, froh die ganzen Radler vermeiden zu können. Warum dieser Weg gesperrt ist, wissen wir nicht. Wir marschieren so dahin, als plötzlich vor uns ein Gattertor mit Stacheldraht oben drauf auftaucht. Und noch dazu verschlossen? Was soll das jetzt, denken wir uns. Auf der anderen Seite des Zaunes mähen Bauern in den großen Feldern die Wiesen. Umdrehen? Haben uns die Leute vorhin verarscht? Plötzlich fällt mir der ausländische Akzent bei den Leuten ein. Wenn die gar nicht befugt waren uns durchzulassen? Wie auch immer, umkehren tun wir nicht, wir steigen darüber, mal schauen was kommt. Christas Rock bekommt beim übersteigen ein Loch, der Stacheldraht. Aber besser der Rock als die Beine. Die Bauern nehmen keine Notiz von uns und nach einer guten halben Stunde haben wir wieder „erlaubtes“ Terrain erreicht.

Bald muss der Zeller See kommen, am Ufer hoffen wir eine Bank zu finden um endlich Pause machen zu können. Wir haben uns für die linke Uferseite entschieden, so vermeiden wir den Trubel der Stadt. Tatsächlich gehen hier ein paar Leute baden, das muss noch ziemlich frisch sein. Dem Schwanenpaar, die mit drei Jungtieren ihre Bahnen ziehen, machen die Temperaturen sicherlich nichts aus. Dann durch den Ort Thumersdorf und auf dem Radweg weitermarschiert. Fußwege sind hier nicht und wenn doch, gesperrt wegen Baumfällarbeiten. Kurz vor dem Industriegebiet von Bruck gibt uns eine E-Bikerin Tipp`s wo man am besten entlanglaufen sollte. Bruck ist erreicht und damit auch die vielen „Lukas“ Unterkünfte. Ob Lukashansl, oder Lukasmeyr, beide haben scheinbar mehrere Hotels. In einem davon kommen wir unter.


Währendessen ich das obligatorische Anmeldeformular ausfülle, fragt der Wirt nach woher und wohin, gibt Tipp`s und so weiter. Die Hälfte davon kriege ich gar nicht mit, muss mich schließlich immer wieder auf den Schrieb konzentrieren. Noch vor dem Duschen erkunden wir den Ort, besichtigen die schöne gotische Kirche und sehen uns in der Info um. Die hat zwar geschlossen, es liegt aber viel Anschauungsmaterial aus.

Das Wetter soll schlechter werden, die Gewittergefahr erheblich steigen, das gefällt uns gar nicht. Schließlich wollen wir uns die nächsten Tage in Regionen über der 2000 Metergrenze bewegen. Mal sehen was wird.


Christa:

Wenn da steht verboten, dann ist es verboten weiter zu gehen. Eigentlich halte ich mich an solche Regeln, aber umkehren und den ganzen Weg zurück gehen, mag ich auch nicht. Also rüber klettern und prompt werde ich bestraft. Der Stacheldraht reißt ein Loch in meine (ja was ist es eigentlich, von hinten eine Hose und von vorne ein Rock) Wanderkleidung. Der Wirt wo wir eine Übernachtung gefunden haben, fragt ganz erstaunt, „was, ihr geht ohne vorzubuchen und habt bis jetzt immer etwas bekommen, was habt ihr für ein Glück“. Aber das Glück mit dem Wetter ist jetzt vorbei, ab morgen kommt eine Schlechtwetterfront. Er würde uns raten abzubrechen, denn es seien auch schwere Gewitter vorausgesagt. Dies bekommt Franz gar nicht mit und als ich es ihm erzähle, glaubt er mir nicht. „Was du wieder alles gehört haben willst“. Egal wir müssen eh morgen in die Info, die werden es ihm schon auch sagen.


13 30.05.2016  Montag Bruck a.d.G.  -   Statzerhaus 16,9 1413 ^ 59


Nach dem Frühstück gleich in die Information, wo dicke Luft nicht lange auf sich warten lässt. Die eine Dame erklärt uns die Abfahrtszeiten und –tage von der Franz-Josefs-Höhe. Die Planung ergibt, wir können bis zur Fuscher Lake gehen, wo uns der Bus dann am Mittwoch wieder ins Tal zurückbringt. Das würde passen, so kommen wir am Donnerstag nach Hause, wir erwarten ab Freitag Besuch. Dann äußert sich die zweite Dame in der Information, „die Fuscher Lake ist ein Nebeneinstieg, also nicht auf der Route vorgesehen, es sei schon mal vorgekommen, das der Busfahrer das übersehen hat“. Damit tut sie mir einen großen Gefallen, ich weis genau wie meine Frau bei solchen Worten reagiert. „Hätte sie nur den Mund gehalten“ denke ich mir, aber die Sache ist gelaufen. „Außerdem komme eine Schlechtwetterfront mit Gewitter und Hagel, es sei deshalb sehr gefährlich bei so einem Wetter hoch zu laufen“, setzen die beiden Infodamen noch einen drauf. Rumm`s, ich bin bedient!

Somit scheint die Unternehmung Franz-Josefs-Höhe erst mal gescheitert, wie sollen wir wann herunterkommen, das hatten wir uns einfacher vorgestellt. Jetzt schon nach Hause fahren? Nein, bestimmt nicht, ich überlege ein Alternativprogramm. Einige Berichte von Alpenüberquerern  erzählen vom Statzerhaus das auf dem Hundstein thront. Auch ich habe diese Möglichkeit für unsere Fußreise schon überlegt, aber aus Zeitgründen wieder verworfen. Gehen wir halt von Bruck aus hoch und steigen nach Maria Alm ab, da gibt es viel Wald und somit ist schlechtes Wetter nicht ganz so schlimm. Christa ist mit meinem Vorschlag einverstanden.

Noch scheint die Sonne als wir uns auf den Weg machen, auf einem nicht enden wollenden Forstweg.

Ich hatte eigentlich einen Steig erwartet der sich am Kamm des Berges dahinzieht. Demzufolge bin ich unzufrieden und meine auf der falschen Fährte zu sein. Der Blick in die Karte beruhigt mich aber, die Forststraße zieht sich wirklich westlich am Bergrücken entlang. Der Zeller See ist gut unter uns zu sehen, ebenso das Grau das immer näher kommt und bald darauf Regen bringt. Ein paar Rastbänke stehen schon da, aber die sind pitschnass, so suchen wir uns halt unter ein paar Bäumen ein notdürftiges aber „fast“ trockenes Plätzchen für eine Pause.

Bald darauf gießt es in Strömen. Regenkleidung übergezogen, das Schlimmste abgewartet, dann weiter. Nordseitig sind noch einige Schneereste übrig, der Weg aber gut zu gehen. Nach einer Biegung wird der Blick auf einen Bergkamm frei, ganz weit hinten auf einem Gipfel, steht da nicht ein Haus? Ja, das könnte unser Ziel sein. Da haben wir noch gut zu laufen, aber, trotz Regen, macht es hier in dieser Höhe merklich mehr Spass.

Der Wind treibt Wolken und Nebel vor sich her, mal verdunkelt sich der Himmel rabenschwarz, dann sind wieder „Sonnenfelder“ auf dem Boden im Tal zu sehen. Ein grandioses Schauspiel. Ca. 45 Minuten vor dem Gipfel besteigen wir doch noch einen Bergpfad, die Forststraße führt zu einer Alm mit Käserei weiter.

Blumen wie Gegend bieten Abwechslung, die letzten Meter noch ein paar Schneefelder gequert, der Regen beginnt stärker zu werden, doch schon stehen wir vor der Hütte. Das Nasse abgebeutelt bevor wir reingehen und ganz vorsichtig gefragt, ob wir hier übernachten können. „Ja könnt ihr“ ist die Antwort der Wirtsleute (Vater und Tochter), „seit gestern haben wir offen“. Das wussten wir natürlich bereits.

Außer uns niemand da, die Betten noch klamm, die Stube beheizt, der Wirt sehr redselig und Wein und Schnaps nicht abgeneigt. Die ganze Zeit unseres Aufenthalts in der Gaststube meint er, uns unterhalten zu müssen. Teils ist die Unterhaltung ganz nett, aber dann auch wieder sehr antrengend. Es hat sich eingeregnet, trotzdem, eine tolle Sicht von hier oben. Sehr zentral steht dieser Berg, bei schönem Wetter muss die Rundumsicht gewaltig sein.



Christa:

Bei Regen zu gehen ist jetzt nicht gerade der große Hit. Solange ich unterwegs bin, ist es kein großes Problem. Nur dann, wenn ich eine Pause brauche, nicht angenehm. Denn ich schwitze sehr leicht und muss mich vor der Pause erst umziehen, um nicht auszukühlen. Gut das ich genug warme Kleidung dabei habe. Wäre mir lieber, wenn der Wirt eine andere Arbeit hätte als uns zu unterhalten. Immer wieder kann ich ihm zuschauen wie er sich Rotwein einschenkt und auch uns animiert, Schnaps zu trinken. Franz lehnt sofort ab, das passt dem Wirt nicht ganz. „Dann musst du halt den Schnaps von deinem Mann trinken“, meint er zu mir. Kann ihn aber schnell davon überzeugen, das Gläschen mit ihm zu teilen.


14 31.05.2016  Dienstag Statzerhaus  -   Maria Alm    17,5    64 ^ 1373


Gut haben wir geschlafen, der Wirt beim Frühstück nicht anwesend. Die Tochter serviert uns das Frühstück, an dieser sehr netten kernigen Frau fällt uns ihr etwas überlautes Lachen auf. Der Blick nach draußen bestätigt unsere Befürchtungen, Nebel und Nieselregen. Mal ist rein gar nichts zu sehen, dann sind plötzlich wieder Löcher in der grauen Wand. Egal, uns geht es gut und wir sind beim Abstieg froh gesinnt. Abkürzer zwischen den Serpentinen der Forststraße stellen sich als ungemein rutschig dar, das lassen wir lieber bleiben. Somit verzichten wir auch auf den Steig über die „steinernen Mandl“. Die Forststraße ist natürlich länger und wir gehen auch fast jede Biegung aus, haben ja Zeit.
Immer wieder stehen Kühe mit ihren Jungen vor uns auf der Forststraße, ganz vorsichtig mogeln wir uns an ihnen vorbei, nur keine Hektik. Vor einem Weiderost ist der ganze Weg mit Kühen blockiert, es hilft nichts, wir müssen da durch. Einmal machen wir einen großen Bogen um eine ganze Herde. 10 – 12 noch sehr junge Kälber werden von 6 – 7 Mutterkühen bewacht, die schauen etwas bedrohlich aus. Außerdem hat die Herde ihren Bodygard (Stier) dabei.

Wegen des Regen´s machen wir nur eine einzige relativ kurze Rast den ganzen Abstieg über, dass lässt Christa an ihre körperlichen Grenzen kommen, dies sollten wir beim nächsten Mal etwas anders gestalten.

Endlich ist Maria Alm erreicht, statt gleich ins Zentrum zu gehen, laufen wir links dem Bach entlang, um bei der unteren Brücke wieder ein Stück zurück zu müssen. Ich will ins Zentrum, nicht gleich in die erste Unterkunft am Ortsrand. Bitte mit Sauna, wenn irgendwie möglich. Der Moserwirt hat zwar auf, nimmt aber noch keine Gäste, „nix ist los zur Zeit“ meint er, „das Scheisswetter tut ein übriges“. Aber er vermittelt uns zur Nachbargaststätte, die für uns sogar ohne Aufpreis die Sauna beheizt, juhuu!


Christa:

Die Statzerhauswirtin ist durchaus nett, wirkt aber etwas gestresst.
Kalt und nass ist es. Keine Bank, kein Unterstand, in eine Wirtschaft wollen wir nicht und das war ein Fehler. Komme an meine Grenzen, der ganze Körper rebelliert. Auch geht es mir nicht besser, wenn Franz an den Hotels vorbei läuft, die auf dem Weg liegen. Die Sauna brachte mich aber wieder auf  Vordermann.


 
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