Theoule sur Mer - Saint Raphael -Lorgues - Carces - Wandern so lange der Urlaub reicht

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Via Aurellia/Jakobsweg 2019

12  20.08.2019  Dienstag Theoule sur Mer -   Saint Raphael 29,2   707 ^ 667
   08:30 – 19:00

Zeitig aufgestanden, Frühstück und ab zur Bushaltestelle. Es wird schon 08:10 Uhr, der Bus kommt nicht. Fragen eine andere Reisende und die erklärt uns, er komme erst um 08:16 Uhr.
Eigentlich klar, wir können halt nicht richtig lesen. Das beruhigt uns und bald darauf sitzen wir darin und steigen in der City aus. Das Abenteuer kann beginnen. Habe ein paar Abkürzer ausfindig gemacht, die wir gleich beschreiten. Erst noch Teerstraßen die uns höher bringen entlang der Küste, mit schönen Ausblicken. Ein Pfad zweigt ab, die Markierungen verwirren uns etwas. Ich verlasse mich auf den eingegebenen Weg in meinem Handy und das ist gut so. Eukalyptusbäume verbreiten einen anregenden Duft, noch ein Abzweig der sogar mich etwas zweifeln lässt, sehr eng durch stacheliges Gebüsch. Kommen zu einem Aussichtsplatz vom feinsten mit Tisch und Bänken, der erste größere Anstieg ist geschafft, wir sind glücklich.


Der Wald, das Gebüsch lichtet sich etwas, lässt immer wieder Blicke auf die Gegend und das Meer frei. Da macht das laufen wieder Spaß, es geht weiter im auf und ab, wobei letzteres überwiegt. Was wird das da unten wohl sein? Eine Statue? Wir kommen näher und näher. Tatsächlich, eine riesige Marienstatue, herrlich. Auch das drumherum ist toll angelegt. (Es ist ein Memorial von Notre-Dame d`Afrique. Der Bildhauer Fortune Evangelisti hat sie nach dem Originalmodel, welche sich in der Basilika St. Eugene von Algier auf dem afrikanischen Kontinent befindet, erschaffen. Sie ist 12 Meter hoch und wurde im Jahr 2000 fertiggestellt.)

Bei sengender Hitze marschieren wir weiter, wenig Schatten auf diesem Weg, sind froh nach einer Stunde in einen Wald zu kommen für eine nächste Pause.

„Bin ich denn blöd, bei dieser Hitze in der Gegend herumzulaufen?“ hadert Christa, als wir eine gut ansteigende steinige Schotterpiste hochlaufen. Wir sind aber nicht allein, einige Biker sind unterwegs und sogar Wanderer. Nochmal Trinkpause bei einem Bildstock, dann die Entscheidung über die weitere Wegführung. Nehmen die Fahrstraße, der links abzweigende Steig mündet später wieder in die Straße, keinerlei Abkürzung, aber ein weiteres auf und ab, das sparen wir uns und kommen noch dazu schneller voran.


Eine Piste zweigt nach rechts ab, in ein herrliches Gebiet. Rötlicher staubiger Untergrund, knorrige Bäume mit langen grünen Nadeln und darüber der blaue Himmel. Nur langsam senkt sich der Weg nach unten, wir sind hoch motiviert, aber die Sonne laugt uns aus. Suchen Schatten und finden diesen bei ein paar kargen Bäumen. Gut dass wir 3 Liter Getränke mithaben, zwar ein Gewicht, aber notwendig. Eine weitere Stunde dahin gelaufen, ein paar Leute kommen entgegen, schließlich mündet die Piste in eine breite Teerstraße.

Kämpfen uns die Steigung hinauf. Autos fahren nur wenige und die vorbeifahren bleiben weiter vorne mitten auf der Straße stehen. Wie wir näher kommen, sehen wir warum. Ein Rudel Wildschweine sucht nach Nahrung. Ganz langsam und in einem großen Bogen gehen wir daran vorbei. Huch, geschafft. Die erhoffte „Kneipe“ kommt nicht.

Wieder ein Abzweig, ein altes Gehöft, halt – stopp, da hinten wird Obst verkauft! Juhuu! Kaufen Obst es gibt auch frisches Leitungswasser, tut das gut. Die Trauben verzehren wir gleich hier, ein paar Stühle laden ein, die Bauersfrau muss lachen als sie uns so „gierig“ sieht.

Das schmale Sträßchen steigt wieder an, noch ein Kilometer dann haben wir den Stadtrand erreicht. Bevor wir uns ins Getümmel begeben (Leute, dicht befahrene Straßen), aktivieren wir das Navi neu, geben das Hotel Aurora ein, um so auf dem schnellsten Weg hinzukommen. Es sind immer noch drei Kilometer stellen wir fest.

Als wir schon an der Richtigkeit zu zweifeln beginnen (dunkle Seitengassen), stehen wir plötzlich davor, es ist 19:00 Uhr. Die relativ junge Chefin spricht gut Englisch und macht einen überaus sympathischen Eindruck. Geduscht und dann ein sehr leckeres Menü im Freien, es gibt Shrimps mit Weißkraut und Kartoffeln.

13  21.08.2019  Mittwoch Saint Raphael -   Le Muy  28,2   196 ^ 196
   09:00 – 19:00

Finden auf´s gerade wohl den Weg ins Zentrum der Stadt und auch die bekannte rot-weisse Markierung, der wir folgen. Eine Bäckerei und einen Laden wo es Wasser gibt, werden wir wohl auch noch finden.
Ich sehe auf das Navigationsgerät und merke, wir entfernen uns immer mehr von der aufgezeichneten Route. Also doch lieber umkehren, vorher aber gehen wir in die einzige Bäckerei die wir bis jetzt gesehen haben. Kaufen Wasser, Saft und Baguette. Auf der Meile nach Frejus, entlang der Hauptstraße kommt ein Laden nach dem anderen, so ist es halt, nicht ärgern, nur wundern.

Frejus ist mit St. Raffael zusammen gewachsen, eine ewige dicht befahrene Hauptstraße, wo bitte schön sollen wir zum pinkeln hin? Endlich ein Abzweig, die Route ist wieder gefunden, ein Kanal zur rechten und links ein verwaister Sportplatz umgeben von Bäumen und einer Bank. Genau richtig um unsere Bedürfnisse befriedigen zu können. Puget-sur-Argens ist der nächste Ort den wir auf einer Teernebenstraße erreichen. Die offene Kirche lockt mich an, schöne Bilder hängen an den Steinmauern. Nebenan ein Restaurant, kaum vorbei, spricht uns ein Mann an. Ja wir sind Pilger, er auch, woher und wohin und so weiter.

Leider haben wir daraufhin nicht mehr auf die Markierung geachtet, die bis Dato noch da war. Die gespeicherte Strecke stimmt aber noch überein. Aber; irgendwann sind die Nebenstraßen weg und die Hauptstraße wird immer enger, der Seitenstreifen aufgelöst. Puh, das strengt an, nervt uns und natürlich auch die Autofahrer. Was sind wir froh endlich einen Abzweig zu finden. Erstmal verschnaufen, trinken und Pause, ob Bank oder nicht. Wie soll´s nun weitergehen? Keiner hat Lust auf der Straße weiterzulaufen, also den längeren Weg.

Macht auch Spaß, können wieder nebeneinander gehen und ratschen. Passieren einen tollen Badesee, laufen entlang eines Flusses mit einigen Kajakfahrern und landen bei einem Olivenhain wo auch Palmen wachsen. Auch die Markierung ist wieder da, nur geht die links weg, mein Navi rechts. Und schon rätsle ich wieder einmal was wohl die günstigere Strecke sein mag. Die Entscheidung ist gefallen, dem Navi nach, denn; sollten wir die Markierung wieder verlieren, was dann? So kann ich mich auf die blaue Linie auf dem Gerät verlassen. Das nächste Stück der Strecke ist landschaftlich sehr schön, gewunden die Straße, Berge zur linken und Bäume die Schatten spenden. Und dann! Die Autobahn ist erreicht, auf einer Brücke drüber, bei einem Gehöft nochmal Pause, zwei Esel machen einen Mordslärm als der Bauer mit dem Auto vorfährt.

3,5 Kilometer stupide geradeaus an der Autobahn entlang. Monotones gehen, eher schon ein “schleppen”, der Körper schmerzt. Nach einiger Zeit weg von der Schnellstraße, aber immer noch 2 Kilometer. Endlich haben wir den Stadtrand erreicht. Gebucht ist noch nichts, wie wird das wohl werden? Es soll laut Buch mehrere Unterkünfte geben. Bis jetzt haben wir noch nichts endeckt.

Gehen den Stadtberg rauf, ein größerer Platz links von uns, gegenüber eine mächtige Kirche. Ich höre so etwas wie “Pellegrinos”, da hat jemand die Muscheln an unseren Rucksäcken richtig gedeutet. Drehe mich um und sehe ein älteres Ehepaar. Ohne lange zu überlegen steuere ich auf die beiden zu und frage ob es hier etwas zum übernachten gibt.

Scheinbar habe ich perfekt französisch gesprochen, sie zückt ihr Handy und wählt eine Nummer. Christa hat sich dazugesellt, beide sehen wir zu wie die Frau telefoniert und telefoniert. Wollen schon weitergehen, sie deutet uns aber zu warten. Ein farbiger Mann überquert die Straße, wohl der Pfarrer in Zivil. Begrüßt uns, “ein luxuriöses Quartier habe ich nicht” glauben wir zu verstehen, “aber kommt mal mit”. Tun wir gerne. Er führt uns ein paar Straßen weiter, wohl das Pfarrbüro und zeigt uns einen großen Raum mit Tischen und Bänken wo wir schlafen können. Dann noch Toilette und Waschgelegenheit und ein paar Matratzen. Wir sagen ok und er verschwindet wieder.

Abendessen? Frühstück? Gibt es natürlich nicht. Ich raus und bald darauf einen Laden gefunden, mit vollen Taschen komme ich wieder “Heim”. Inzwischen haben sich 9 – 10 Personen im Raum daneben zu einer Besprechung eingefunden, was uns nicht weiter stört. Um 21:30 Uhr sind sie wieder weg.

14  22.08.2019  Donnerstag Le Muy  -   Lorgues  21,2   419 ^ 249

   08:30 – 17:00

Hinter uns zugesperrt und den Schlüssel in den Briefkasten geworfen, dann los. Treffen auf die Frau die uns gestern so geholfen hat, bedanken uns noch einmal ganz herzlich und kaufen ein. Gestern traf ich den Pfarrer nochmal (Einkauf) und bekam einen Pilgerstempel. Schlängeln uns durch die Marktstände, treffen wieder auf unsere „Wohltäterin“.

Auf in die Pampa, Christa geht es heute nicht besonders gut, die Landschaft gibt nicht viel her um „geistige“ Ablenkung zu haben, sehnen uns nach einer Gaststätte oder Bar. Nichts dergleichen kommt, unser Weg streift die Dörfer nur am Rande.

Drei viertel der Strecke laufen wir auf hartem Teer, links und rechts der Straße eingezäunte Grundstücke mit Villen darin, die meisten davon mit Pool`s. Nirgends eine Sitzgelegenheit bis ein Abzweig kommt, da sitzen wir dann wieder einmal im Straßengraben.

Auf der Straße zieht die Frau mit Rucksack vorbei, haben sie schon mal gesehen, ein Gespräch war aufgrund des Straßenlärms leider nicht möglich. Sind froh als das Siedlungsgebiet endlich vorbei ist, die Fußsohlen wieder Steine spüren und der Körper wieder ganzheitlicher bewegt wird. Ein Maler in freier Wildbahn, nein den störe ich jetzt nicht in seinem tun.

Nochmal Pause mitten auf dem Weg, der Jogger kommt locker an uns vorbei, er kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.Dort hinten, oben auf dem Hügel, dass könnte Lorgues sein. Eine prächtige Ahornallee gibt uns Geleit. Oben eine imposante Kirche, da will ich noch rein. 2 Padres oder sowas laufen rum, ich frage einen davon nach einem Pilgerstempel, er gibt mir zu erkennen „ich habe keine Zeit“. Ich schultere meinen Rucksack, setze den Hut auf und gehe Richtung Ausgang, da kommt er auf mich zu und rügt mich. Ach ja, der Hut, so was sieht er gleich!

Erreichen bald das Hotel Parc das ein Zimmer für uns hat (hatten wir über Booking com reseviert). Abendessen im schönen Innenhof mit späterem Donnergrollen. Kurzer Rundgang im Ort, dann ab ins Bett.

15  23.08.2019  Freitag   Lorgues  -   Carces  23,5   398 ^ 458
   08:30 – 16:00 / 17:00

Sowas haben wir auch noch nicht gesehen. Eine umgedrehte Kaffeetasse als Ausgleich für ein kürzeres Tischbein. Leute grüßen, Autofahrer hupen oder zeigen mit dem Daumen nach oben, das gefällt uns, das beschwingt. Frohgemut stiefeln wir dahin. Die Beschilderung ist identisch mit den Eingaben des „Navi“, das erleichtert die Orientierung sehr.
Einmal kürzen wir auf einer wenig befahrenen Teerstraße ab und sparen so 4,5 Kilometer.

Die Strecke an sich ist heute wesentlich abwechslungsreicher als gestern, aber wieder treffen wir keine Menschenseele und wieder kommen wir durch keinen einzigen Ort. Gut das wir genügend zu Essen und vor allem zum Trinken dabei haben. Die Sonne meint es wieder sehr gut mit uns. Doch plötzlich kommen uns viele Menschen entgegen. Wir erreichen einen Parkplatz für die Besucher des Klosters Monastere de Bethleem, dass etwas abseits steht. Und tatsächlich gibt es hier auch Kioske für Brotzeit und Getränke.

Juhu, Cola und Wasser wartet schon auf uns.

In Carces laufen wir den Straßen entlang, hoffen auf ein Hotel, das erste geschlossen, das zweite nicht mehr in Betrieb, das dritte geschlossen (da wussten wir noch nicht das „Hotel Ville“ das Rathaus ist). So wird das nichts denken wir, setzen uns auf eine Bank und aktivieren wieder mal das Handy. Eine ältere Dame setzt sich zu uns, ich frage sie nach einer Info. Und wirklich, gleich um die Ecke ist eine und hat sogar noch auf. „In 10 Kilometern gibt es ein Hotel, hier leider nicht“ ist die schockierende Nachricht der Dame. Ich krame Adressen von Privatpersonen aus der Tasche (hatte ich zuhause heraus geschrieben) und reiche sie ihr. Nach anfänglichem Zögern - „ruft doch selber an“ - zeigt sie sich dann doch hilfsbereit und klappert die Nummern ab.

Die erste Fehlanzeige, bei der zweiten heißt es, sie würden in 15 Minuten zurückrufen. Tun sie wirklich und sagen, „wir holen euch ab“. 10 Minuten später stehen Mann und Frau vor uns und geleiten uns zu ihrer Wohnung, ca. 400 Meter entfernt.

Sie sind auch schon mal gepilgert, nehmen so 2 – 3 mal im Jahr Leute wie uns auf, Mann was haben wir für ein Glück gehabt. Evelyn und Laurent beziehen die Betten frisch, reichen kühle Getränke und erklären, sie würden zum Abendessen in ein anderes Dorf fahren, wir können mitkommen. Tun wir natürlich, wollen nicht alleine in ihrem Haus sein.

Im Dorf Cotignac ist ein großes Fest, die beiden treffen sich mit alten Freunden, einem Paar aus Mailand. Rege Unterhaltung, viel Spaß, der Übersetzer leistet gute Dienste. Der Salat mit Schinken wird in essbaren Papiertaschen serviert, eine Spezialität der Region. Noch ein großes Feuerwerk und wieder zurück. Wir fallen um 11:30 Uhr tot müde in die weichen Betten.

 
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