Buchenau - Gfäll/Spiegelau - Lusen - Wandern so lange der Urlaub reicht

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Goldsteig 2020

10  19.08.2020  Mittwoch Buchenau  -   Gfäll / Spiegelau  21,4 km  872 ^ 669
09:15 – 18:30                                           Pension Bayerwald  

        
Kommen erst um 09:15 Uhr weg, relativ spät für die heutige anspruchvolle Strecke. Das Wetter soll stabil bleiben. Die gestrige Nässe läßt Nebelschwaden gen Himmel ziehen. Wählen nicht den Abstiegsweg vom Vortag, sondern einen kürzeren Weg hoch zu den Lindbergschachten. Die steile Teerstraße der wir einige Zeit folgen müssen, nervt uns ein wenig. Beim Abzweig unten im Tal ist kurz nach uns ein junges Passauer Pärchen losgegangen, die wesentlich schneller sind als wir. Als wir oben aus dem Wald treten, kommen sie auch gerade an, also haben wir doch alles richtig gemacht.


Jetzt wird das Wandern zum Genuss. Noch zwei “Goldsteigpaare” sind unterwegs, neben Regina und Martin ein Paar das auffällt, sie tragen Gamaschen, sie hat lila gefärbte Haare und er einen auffälligen Hut.

Blaubeeren so weit das Auge sehen kann, knorrige alte Bäume und lichte Buchenwälder die wir durchstreifen. Wie soll ich es beschreiben? Drei Buchen nebeneinander, einer der Stämme erreicht auf einer Höhe von einem Meter den Boden nicht, ist aber zweimal mit dem Nachbarstamm verbunden, der diesen quasi “miternährt”.

Kilometerlang führen Holzbohlenstege durch das Zwieseler Filz, daneben schwarze Moortümpel, in dem laut Wanderführer keine Lebewesen sind, das Wasser wäre dazu zu sauer. Wieder ein Schachten zu durchqueren, da stehen ein paar Sitzbänke, aber leider schon besetzt. Holzbohlenstege auch durchs Latschenfilz, am gleichnamigen See nutzen wir den Steg für eine Pause. Siehe da, eine einsame Ente hofft etwas von uns abzubekommen.

Der Steg ist eine Sackgasse, das ständige kommen und gehen von Wanderern stört uns etwas.

Die Rachelberge können wir von den verlorenen Schachten aus sehen, erst geht es aber auf Schotterstraßen bergab. Das Goldsteigzeichen ist da, stimmt aber mit meinem Navigationsgerät nicht mehr überein. Ich wundere mich, wieder eine Streckenänderung?

Einstimmig entscheiden wir uns für die Wegbeschilderung. Bevor der lange Aufstieg beginnt noch eine ausgiebige Pause, die Gamaschengeher ziehen an uns vorbei.

Nach 1 km Schotterstraße freuen wir uns auf den Pfad der beginnt. Der Kleine Regen wird überquert und bald wird es abenteuerlich. Viel Wasser hat sich gestaut, immer wieder rätseln wir, wie hinüberzukommen ohne nass zu werden. Die Wurzeln und Äste sind rutschig, Steine und Felsen oft überschwemmt, wo geht es weiter? Einfach toll, wenn wir auch nur langsam vorwärtskommen.

Später wird der Steig steiler und anstrengender, er folgt dem Kammverlauf, wir wechseln auf die Nordseite. Dort ein guter Überblick auf die phantastische Gegend. Gestrüpp, Gebüsch, hoher Farn, Felspassagen über die Seilhilfen helfen, wirklich alles wunderbar. So zumindest unsere Empfindung, das werden manche Leute anders sehen.

Aufgrund der letzten Regengüsse ist natürlich alles etwas nass und rutschig. So nach einer guten Stunde wird es flacher, die Weitsicht mehr, die Gegend nicht mehr so wild. Abgebrochene Bäume auch hier zuhauf, bald können wir nach Süden blicken, weit in die Täler hinein. In 15 Minuten ist das Waldschidthaus erreicht, schon 2 Jahre geschlossen. Es wäre eine willkommene Schutzhütte als Zwischenstation des Goldsteigs. So aber müssen wir absteigen nach Gfäll und mit dem Iglbus nach Spiegelau fahren um übernachten zu können.

Noch eine kurze Trinkpause, dann runter. Viele Leute tummeln sich hier, die meisten steigen auch ab. Christa hat Angst den Bus nicht mehr zu erwischen, irgendwie meint sie spätestens um 17:20 unten sein zu müssen. Dementsprechend gehen wir viel zu schnell die öde grobschotterige Straße hinab. Haben keinen Blick mehr für die tollen Ausblicke die sich oben noch bieten, später im Wald ist das egal.
Sogar um 18:30 Uhr würde noch ein Bus fahren, sehen wir am Parkplatz.

Hotel Bayern habe ich in mein Navi eingegeben, das sollten wir bald finden. Als wir davor stehen, irritiert mich ein anderer Name und wie es da ausschaut. Türe offen, niemand da. Christa meint das ist es nicht wo wir gebucht haben. Im Buch nachgelesen, stimmt; Pension Bayerwald wäre richtig.

Hätte ich doch vor der Eingabe ins Navi im Buch noch nachgelesen. Sind zwar froh nicht hierbleiben zu müssen, die zusätzlichen 700 Meter tun aber sehr weh. Treffen gerade Regina und Martin die zum Essen gehen, kurz vor dem Quartier.

Der Hausherr empfängt uns mir einem Wortschwall und; “die Masken könnt ihr abnehmen, bei mir braucht niemand Masken tragen”. Gerade deshalb lasse ich sie auf, wärend ich die Formulare ausfülle. Abendessen gibt es hier nicht, der Hausherr empfiehlt einen Italiener und einen Griechen, aber nicht das Gaststätten Hotel gegenüber. Komisch.

Erst mal rauf ins schöne Zimmer. Dort die Entscheidung, wir gehen heute nicht mehr zum Essen, ich kaufe im nahen Netto noch ein, haben schon längere Zeit kein Obst mehr gegessen. Für morgen eine Brotzeit zum mitnehmen habe ich auch gleich vorgesorgt. Alles richtig gemacht!

11  20.08.2020  Donnerstag Waldschmidthaus -   Lusenhaus  21,3 km  970 ^ 597
08:00 – 18:15                                                          Lusenschutzhaus

Um 07:00 Uhr zum Frühstück, um 08:12 fährt der Bus nach Gfäll, wegen ein bischen Trödelei glauben wir diesen nicht mehr zu erwischen, ein kleiner Umweg ist auch noch dabei. Der Busfahrer aber hatte uns bemerkt und tatsächlich gewartet. Vielen, vielen Dank!!! So können wir doch schon um 08:30 Uhr losmarschieren. Christa graut vor dem Aufstieg, mir zuliebe hat sie nicht darauf gedrängt einen anderen Weg zu wählen. Sie weiß, ich will auf den Rachel. Nun wir lassen uns Zeit,

auch langsam kommt man vorwärts und sind dann überrascht, relativ zeitig das Waldschmidthaus zu erreichen. Ein Bilderbuchwetter! Herrlich!

Nach einer „Panoramapause“ steigen wir dem Rachel auf`s Haupt, die Angabe von 30 Minuten stimmt in etwa. Bäume beeinträchtigen zwar die Sicht von oben, trotzdem schön.

Aber dann, auf der Nordseite runter auf einem tollen Steig, überall alte Baumstümpfe die eine freie Sicht zulassen. Rüber bis zum Lusen unserem heutigen Ziel und zu den Bergen im Norden auf der tschechischen Seite, die ich namentlich nicht wiedergeben kann. Kommen uns erst nur wenige Leute entgegen, nimmt der Gegenverkehr ständig zu, ähnlich wie beim Abstieg vom Großen Arber, eine wahre Völkerwanderung.

Die „Gamaschengänger“ überholen uns zwischenzeitlich, inzwischen sind wir etwas miteinander vertraut geworden. „Wir gehen weiter zu den Waldhäusern, das Lusenschutzhaus war leider schon ausgebucht“, erzählen sie. Gegen meinen ursprünglichen Plan den Grenzkammweg zu gehen, spricht das sehr warme Wetter, da sind wir der Sonne fast durchgängig ausgesetzt. Der Rachelsee spiegelt sich weit unter uns, da warten noch einige Meter Abstieg auf uns.

Ein Abstecher zur nahen Rachelkapelle, wo sich einige Leute tummeln. 4 Teenager trinken je eine Flasche Bier, wir begnügen uns mit Saftschorle. Der Rucksack wird zudem erleichtert, das einiges der Speisen in unsere Bäuche wandert.

Ein schöner Platz. Beim Abzweig zum Rachelsee tauchen wir in Stille ein, nur wenige Wanderer treffen wir auf diesen 8 Kilometern bis zum gläsernen Schiff, wo der Weg zur „Himmelsleiter“ abzweigt.

Diese Kilometer wechseln sich ab mit Buchenwäldern, offenen Totholzflächen mit nachwachsenden Fichtenbäumchen, Ebereschen, hohen Farnen und allerlei Sträuchern. Dazwischen sumpfige Stellen worüber Holzbohlen helfen und mehrere Bächlein und Gräben die überquert werden. Eine weitere Pause legten wir beim Unterstand der Felsenkanzel ein. Zwei Mädels springen uns entgegen, ca. 10 – 12 Jahre alt. „Du Angeberin“ sagt die eine und; „wenn du hinfällst, lach ich dich aus“.

Wir müssen lachen, Oma und Opa die hinterher kommen, haben alle Mühe die beiden etwas zu bändigen. Der Pfad wird felsiger, das „Teufelsloch“ naht. Unter abgegangenen riesigen Felsbrocken rauscht ein verstecktes Bächlein, der Steig ist leicht Alpin, eine willkommene Abwechslung. Wir sind begeistert, ein bisschen mehr Vorsicht als bisher ist gefragt. Christa ist schon ein wenig geschafft, steil geht es später im Wald nach oben, es ist schon 16:30 Uhr. Ich kann sie tatsächlich überreden, mir etwas von ihrem Gepäck zu geben, um sie so zu entlasten.

Nochmal Trinkpause und Fotoshooting bei der gläsernen Arche die von einer riesigen hölzernen Hand getragen wird.

Von jetzt an geht es schnurgerade auf den Lusen. Ich gehe voraus in meinem Tritt, am steilen Aufstieg brennt die Sonne ins Genick. Stufe um Stufe höher, drei Trinkpausen dazwischen, erreiche das Blockfeld, stehe am Gipfel, ein paar Bilder und runter ins Lusenschutzhaus. Das Zimmer ist noch frei, stelle den Rucksack ab und wieder hinauf. Gerade als ich Christa vom Gipfel weg entgegen gehen will, kommt sie rauf. Kaputt aber Glücklich. Puhh, das war schon ein „Schlauch“. Geniesen noch die Aussicht, dann runter, wir haben Hunger.

Sitzen gemütlich auf der Terasse bei kühlen Getränken, um 18:30 Uhr kommt das bestellte „Lusener Gröstl“. Mmmhh, lecker.

Zum Sonnenuntergang gehe ich nochmal auf den Gipfel und bin überrascht wie viele Leute es mir gleichtun. 40 – 50 Personen werden es schon sein, vereinzelt knallen Sektkorken. Der Sonnenuntergang, überragend!

 
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