Siena - Villafranka - Wandern so lange der Urlaub reicht

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Rom - Edling

Siena  - Monteriggioni                    „Falsche Entscheidungen“    
                                                  
Aus einer größeren Stadt rauszufinden erfordert eine hohe Konzentration. In die Karte gucken, auf die Markierungen achten, wo sind wir? Gibt es eine Variante, kompliziert das die Sache zusätzlich, was auch heute der Fall ist. Wir sind zu warm angezogen, die vielen Autos nerven. Pause bei MC Donald´s, die WC´s sind verschlossen. Umziehen in einer Telefonzelle, ausgerechnet jetzt will jemand telefonieren. Ich will Kilometer sparen, also gehen wir erst später auf die Variante. Somit quälen wir uns am Straßenrand (der Seitenstreifen ist bald vorbei) monoton unserem Ziel entgegen und müssen höllisch aufpassen nicht überfahren zu werden. Erst viel später soll der Verkehr etwas nachlassen. Einige neue Kreisverkehre bringen meine Orientierung durcheinander, den gewünschten Abzweig finde ich nicht. Links geht ein Feldweg hinein, daneben eine Wiese, auf die Rucksäcke gesetzt und endlich Pause. Eine Bank wäre gemütlicher, aber wo soll hier eine kommen. Ich studiere die Karte genau, das müsste diese Kreuzung sein, bin ich überzeugt. 2 ½ Kilometer dort hinein wäre der Pilgerweg, zu weit entscheide ich und wir trotten auf der Straße weiter. Wieder ein Fehlurteil, der Füße schonende, verkehrsfreie, schattige, durch wunderschöne Landschaft führende Weg, wäre ganz nahe gewesen. Genau im Knick der Karte sind wir gesessen, dort hab ich nicht geguckt. Einige Autofahrer hupen und schauen uns verständnislos an. Im Nachhinein verstehe ich das als Belehrung, die erste Variante habe ich verschmäht, somit war es uns auch nicht vergönnt, später auf den richtigen Weg zu kommen. Mit Gewalt wollte ich es "einfacher" haben entgegen meinem Gefühl und eine Tortur ist daraus geworden. Ein angepeilter Radweg entpuppt sich als Sackgasse (Fahrradcamp), dann sind wir endlich in Monteriggioni. Fast zaghaft betreten wir den kleinen beschaulichen Ort, mit vollständig  intakter Stadt- bzw. Burgmauer. Ein junger Herr, er kommt gerade aus dem Friedhof, fragt uns, ob wir im Casa per Ferie Santa Maria Assunta schlafen wollen. Wir wissen zwar momentan nicht was das ist, sagen aber ja und folgen ihm zögernd. Gleich darauf  beziehen wir das Quartier und haben eine gute Wahl getroffen. Zum Abend- essen erreichen wir die Gaststätte mit deutschem Wirt gerade noch trockenen Fußes, dann stürmt es los. Später machen wir einen Rundgang durch den Ort mit Besteigung der Wehrmauer, die wir dank der Pilgerausweise ohne Eintritt zu bezahlen,

betreten dürfen. Am nächsten Tag, wir wollen gerade gehen, kommen ca. 10 Mönche lachend und plaudernd die Treppe herunter, unter ihnen der junge Mann von gestern.

Monteriggioni - San Gimignano       „Undichte Wanderstiefel“     

                                         
Grau und wolkenverhangen empfängt uns der Tag. Also gleich mal die Regenkleidung übergezogen. Ein Porsche steht mitten auf dem Platz, ich spotte und meine "ein Mustang wurde besser hierher passen". Durch das Tor verlassen wir den Ort und wandern bald auf Nebenstraßen an endlosen Wiesen entlang. Der Regen hält sich noch in Grenzen, dicke schwarze Wolken lassen uns aber immer wieder erschrecken. In Badia Isola dann öffnet der Himmel seine Schleusen, gerade noch können wir in einem Cafe unterschlüpfen. Beim Weiterweg verlasse ich mich heute ganz auf die Markierungen. Verstohlene Blicke in die Karte lassen erkennen, wir sind wieder einmal auf einer Variante, die beschriebenen 26 km werden wohl mehr werden. Aber, es macht wieder Spaß unterwegs zu sein, im Gegenteil zu gestern. Der Weg schlängelt sich mit immer wiederkehrenden auf- und abstiegen durch Wiesen und Wälder. Blumen blühen, der Regen lässt das Gras in sattem Grün leuchten. Es wird dunkler und dunkler, eine Zeitlang haben wir noch Glück, dann aber gießt es in Strömen. Ein Wald bietet etwas Schutz vor dem aufkommenden Gewitter. Trotzdem wächst das Unbehagen, Blitz und Donner kommen immer näher und nehmen etwas vom Zauber dieser urwaldähnlichen Landschaft. Dann führt der Weg aus dem Wald und in weitem Bogen einen Hügel hinauf. Das erscheint uns momentan noch zu riskant, wir suchen erst mal Schutz unter Bäumen. Nass geschwitzt ist stehen und warten, bei diesen mäßigen Temperaturen nicht gerade angenehm. Christa lässt den Rucksack auf dem Rücken, "der wärmt", meint sie. Die Finger sind klamm, die Handschuhe vollkommen durchnässt, dass muss beim nächsten mal anders sein. Irgendwann trauen wir uns weiter, das Gewitter lässt nach. Es spitzt sogar wieder etwas blau durch den grauen Himmel. So schön der Weg durch die Landschaft auch ist, es heißt aufpassen. Überaus rutschig ist das Geläuf, besonders bergab, die Schuhe werden immer höher. Steigungen erfordern ein paar Schritte mehr als normal. Die Sonne lässt die Schuhe und Kleidung trocknen. Dann... ein Bach, sicher gibt es einen Überweg, aber, durch den heftigen Regen sind zwei drittel der Steine zur Überquerung überschwemmt. Hilft alles nichts, rein und durch. Von wegen die Schuhe sind wasserdicht! Hilft dir gar nichts wenn das Wasser von oben hinein läuft. Das alles sollte sich noch einmal wiederholen. Noch ein Aufstieg dann sehen wir San Gimignano vor uns, imposant und stolz präsentiert die Stadt ihre Türme, für die sie so berühmt ist. Noch eine Stunde etwa zu gehen. Wir machen nochmals Pause, bis uns ein stark aufkommender Wind vertreibt, aber es bleibt zumindest trocken. Wir wandern die Gassen hoch und suchen wieder einmal. Müde und ausgelaugt ein Quartier zu finden, ist anstrengender und Nerven aufreibender, als 25 km zu laufen. Die Info hat noch auf, das ist Glück und unsere Übernachtung für gleich zwei Nächte, gebongt. Sie entpuppt sich zudem als genial und trotzdem preiswert.

Stadtbesichtigung          „Die Stadt der Türme“
                                      
Bis Lucca wäre mein Ziel gewesen bei dieser 1. Etappe von Rom nach Hause, aber nie mit einem "Muss" dahinter. Man weiß ja nicht wie alles läuft und es soll auch Spaß machen. Der Einstieg in den Alltag darf auch nicht vergessen werden, das heißt, Körper und Geist sollen regenerieren können. San Gimignano ist allemal einen Tag wert zu verweilen, zu schauen und zu staunen. Wir besichtigen und relaxen, wir besteigen den Turm und vergnügen uns auf dem Markt. Wir putzen nebenbei die Schuhe die noch gewaltige Spuren vom gestrigen Tag aufweisen. Mit Plastiktüten über den Socken laufe ich damit herum, so nass sind sie immer noch, später besorgen wir uns die Fahrkarten für morgen. Ein gemütlicher Tag.

Rückfahrt nach Siena     „Geschichte + Erholung“

                                                             
Mit dem Bus fahren wir zurück nach Siena und suchen alsbald ein Quartier, diesmal ist wieder die Info behilflich. Ausgestattet mit dem Notwendigsten bummeln wir durch die Stadt, besichtigen die Kathedrale, kaufen das Ticket für morgen, erkunden die Abfahrtsstelle. In einem kleinen Supermarkt finden wir Käse, Baguette, Oliven und etwas zum trinken. Auf der Terrasse vor unserem Zimmer nehmen wir gemütlich unser Abendessen ein. Gerade sind wir fertig, als es leicht zu regnen beginnt. Umpacken für die Heimreise, was brauche ich im Flieger, was kann in den Rucksack. Wir schlafen einigermaßen gut und lassen uns vom Handy wecken.

Heimfahrt/Heimflug     „Schwarzfahrer“
                                       
Zeitig aufstehen, schon um 6:00 sind wir unterwegs zur Busstation, der Bus fährt um 6:30 Uhr ab. Nach 2 Stunden Fahrt ist Rom erreicht. Der Bahnhof müsste hier in der Nähe sein, gesehen haben wir aber noch nichts davon. Am Schalter fragen, "dort müsst ihr hin", werden wir weiter geschickt. Wieder fragen und wir werden wieder zurückgeschickt. Was nun, hier oder dort, aha, noch weiter in diese Richtung, die Straße überqueren, dann kommt der Bahnhof. Vor lauter Baustellen können wir diesen noch nicht sehen. Christa fragt noch einmal einen Busfahrer, der bestätigt die Richtung und bald darauf ist der Bahnhof doch noch gefunden. Zugticket gekauft und dann auf endlos langem Gang bis zur Station. Die Bahn kommt und wir steigen ein, wohl wissend, die Karten hätten wohl irgendwo abgestempelt werden müssen. Es dauert nicht lange bis der Schaffner kommt und mit Eisesmine unsere Karten ansieht, wo ist der Stempel? Wir tun verlegen und auch schuldig, aber auch ratlos und unwissend. "Sprechen sie deutsch oder englisch",  fragen wir; "No!!!! donnert seine Antwort. Die Gesten und Worte des Schaffners deuten auf Strafe – zahlen – hin, Christa nestelt an ihrem Geldbeutel. Der Schaffner nimmt ihre Fahrkarte und ver- schwindet, kommt wieder und schreibt per Hand das Datum drauf. Wieder unmissverständliche Worte und dann das gleiche Spiel bei mir. Bei der Rückkehr der eindeutige Hinweis das koste 50 Euro, aber pro Person, wir scheinen willig zu zahlen, noch mal ein paar gewichtige Worte und er verschwindet. Puh, Glück gehabt. Natürlich erkennt er an unseren Rucksäcken und dem Ziel Flughafen, dass wir die Karten kein zweites mal nützen werden, aber er hätte seine Macht über uns jederzeit ausspielen können. Das einchecken geht schnell vor sich, endlich sitzen wir im Flieger und erreichen nach zwei Stunden Wien. Das umsteigen nervt zwar ein bisschen, dafür halten wir aber die Kosten etwas geringer. Adrian holt uns pünktlich ab, trotzdem er das Terminal ein paar mal umrundet hat.

Anreise       „Bahnstreik in Italien“

An Pfingsten quartieren wir traditionsgemäß ein paar Wallfahrer nach Altötting bei uns zu Hause ein. Diese sind froh eine Übernachtung zu haben, wir stimmen uns ein auf unseren Urlaub. Start der Altöttinggeher um 8:00 Uhr, unser Zug wartet um 9:00 am Bahnhof Wasserburg/Inn. Der Papa von Christa will uns fahren, wir nehmen das Angebot gerne an. Beim warten am Bahnhof  noch ein kurzer Ratsch mit Bekannten (was habt ihr den vor?), dann fährt der Zug los. Zunächst nach Rosenheim, dort üblicherweise umsteigen. Im Zug nach Bologna schockt uns die Durchsage, "Streik in Italien, in Innsbruck müssen alle Fahrgäste die weiterreisen, in Busse umsteigen". Na ja, wir tun gelassen und denken, Hauptsache es fährt irgendetwas. Eine riesige Menschenmenge drängt sich am Bahnhof, um ja zeitig den richtigen Bus zu erwischen, Venedig, Verona, Bologna, ja das ist unserer. Wir zwängen unsere Rucksäcke in den Kofferraum und steigen ein, falsch wollen einsteigen, der Bus ist aber schon rammelvoll. Also auf und den nächsten suchen, die Rucksäcke wieder rauszukrallen erscheint zu schwierig und wozu auch, er fährt ja auch zum gleichen Ziel. Wir finden einen schönen Platz im Bus und warten auf die Abfahrt, dann geht´s los. Brenner, Brixen, Klausen, Bozen und so weiter. Ich gucke nach den Radwegen, die wir schon alle gefahren sind. Erst in Trento hält er an zu einer dringend notwendigen Pinkelpause. Die zwei anderen Busse? Irgendwo, nur einer scheint uns bekannt zu sein. Aber in diesem sind nicht unsere Rucksäcke. Eine Unsicherheit kommt beim weiterfahren auf, sehen wir unsere Rucksäcke jemals wieder. Und noch ein Problem tut sich auf, den Anschlusszug nach Florenz erreichen wir auch nicht mehr. Dann sind wir da, steigen aus, von den anderen Bussen weit und breit nichts zu sehen und die Rucksäcke, wo sind sie? Wir fragen die Fahrer von unserem Bus, welche sagen, die kämen erst ca. 10 – 15 Min. später. Das Warten beginnt, ich ganz und gar gelassen, Christa unruhig hin und her marschierend. 20 Min. und mehr vergehen, jetzt werde auch ich unruhig, im Rucksack ist auch die Booking Karte des gebuchten Hotels in Florenz. Also wohin wenn ...... Dann ein Jubelschrei, die Busse kommen! Ein Stein fällt uns vom Herzen, wir schwören, nie wieder lassen wir unsere Rucksäcke (oder Gepäck) in einem anderen Fahrzeug! Jetzt aber auf zum Bahnhofsschalter, die nette Dame fragen, sie macht einen Vermerk auf der Fahrkarte. Eine ½ Std. später sitzen wir im überfüllten Zug, auf der Treppe zwischen den Waggons, ist uns aber egal und erreichen bald Florenz. Aussteigen, dann die Frage wohin, keiner den wir fragen weiß Bescheid, einmal um den Block und zurück.  Ein uniformierter Mann  hat es sehr eilig, keine Zeit um Auskunft zu geben. Jetzt erst sehen wir, dass er an einem Geldkoffer angekettet ist, Sorry. War da nicht ein Taxistand? Das Taxi kommt wir steigen ein und es fährt und fährt, durch Gassen die immer enger werden, Ziel erreicht und einquartiert. Später erfahren wir, der richtige Bahnhof wäre ganz in der Nähe von unserem Hotel gewesen! Wir aber sind zu früh ausgestiegen.

Stadtbesichtigung     „Florenz, Stadt im Tal des Arno“   

Eine Stadtbesichtigung steht heute auf dem Programm. Die Kathedrale kommt als erstes dran, gigantisch wie so vieles hier in Florenz. Erst vor kurzem habe ich einen Bericht über die Medicis im Fernsehen gesehen, über Kunst, Kriege und den Kuppelbau der Kathedrale. Später überqueren wir den Arno, ich will auf einen Hügel um einen Überblick über die Stadt zu bekommen. Bei der Bastion verlangen sie Eintritt, wir gehen weiter, durch den Park? Wieder Eintritt, nein wirklich nicht. So gelangen wir auf Umwegen irgendwohin, aber sehen tu ich nichts. Leider sind die Straßen und Wege eingefasst mit hohen Mauern, oder das Gestrüpp ist Mannshoch. Ich bin sauer, für Touristen haben die hier wohl nichts übrig, abzocken ja, aber sonst! Christa weiß noch von einem Betriebsausflug vor Jahren, es gibt einen Platz über der Stadt mit der Statue von Michelangelo, aber wo und wie kommen wir dahin? Also weiter suchen. An einer Festungsmauer schließlich steigen wir wieder ab, macht sogar mir Spaß, dann wieder ein Aufstieg. Aber der lohnt sich, am Michelangeloplatz kommen wir raus und hier ist wirklich eine gute Übersicht. Mein Drang ist gestillt, schön langsam stellt sich Hunger ein, aber erst einmal setzen wir uns gemütlich auf eine Bank und schauen dem Treiben zu. Nach einer schmackhaften Pizza suchen wir einen Obststand, setzen uns in die Sonne gegenüber der Kathedrale und genießen das nichts tun. Warum quält sich der Mensch eigentlich so, denke ich bei der Beobach-   

tung einer jungen hübschen Frau, die aufgestützt auf ihre Freundin, versucht mit ihren wohl 12 cm hohen Stöckelschuhen zu gehen. Im Busparkplatz kaufen wir Tickets für die morgige Fahrt nach San Gimignano.

San Gimignano - Gambassi Terme  „Hilfsbereitschaft“

Die Nacht ist zum Teil laut, wir schlafen aber insgesamt doch recht gut. Nach dem guten Frühstück geht´s zum Busparkplatz, pünktliche Abfahrt nach Poggibonsi und dort umsteigen. Der Anschlussbus hat eine Panne, so warten wir eine halbe Stunde länger. Dann endlich, geht es los, San Gimignano wir kommen. Auch diesmal sind wir begeistert von dieser alten Stadt, halten uns aber nicht mehr zu lange darinnen auf. Etwas kreuz und quer führt der Pilgerweg heraus, an das suchen der Be- schilderung müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Erstmal bewegen wir uns auf Teerstraßen, trotzdem kommt das Pilgergefühl aufgrund der schönen Landschaft in uns hoch. Wir kürzen ab nach Pancole, in der dortigen Kirche soll die hl. Maria ein taubstummes Mädchen geheilt haben. 2 Mädels aus Hamburg machen gerade Brotzeit, sie gehen die Etappe von Lucca nach Rom. Bei der Kirche befindet sich noch eine Krippe mit menschenhohen Figuren, welche in einer Grotte unter der Kirche angelegt ist. Sehr schön, auch Fledermäuse scheinen sich hier wohl zu fühlen. Die Teerstraße wird verlassen, die bucklige Gegend erblüht und grünt in den prächtigsten Farben. Ein angeleinter Ziegenbock beobachtet, wie wir später in einem Wald verschwinden. Die Weg- weiser sind hier anders als vorher. Stimmt das noch? Egal, einfach durch, der Pfad wird immer ausgewaschener, tiefer und rutschiger. Dann ein Abzweig und das Pilgerzeichen ist wieder da, irgendwie hatten wir doch einen anderen Weg erwischt. Nochmal einen Berg hoch zum Ortsanfang, am Ostello geläutet, niemand macht auf. Ein deutscher Pilger kommt, er ist nicht sehr gesprächig, hier bleibe er nicht, zu teuer meint er nur. Wir wollen bleiben, sprechen eine Frau an, die sich freundlich mit uns unterhält – woher, wohin? Ein Bett? Das Ostello hat zu – das wissen wir bereits. Beim weiterschlendern wird noch eine Frau auf uns aufmerksam, sie ruft jemand an, in einem B&B ist was frei ca. 300 Meter entfernt. Zu weit für uns meint sie und ruft ihren Sohn. Der kommt mit dem Auto, pfercht uns hinein und ab die Post. Einfach herrlich diese Hilfsbereitschaft und auch das Quartier.

Gambassi Terme  -  San Miniato   „Traumpfad und Abendrot“   

Wir verabschieden uns herzlich, plauschen noch kurz mit zwei deutschen Pilgern, die gerade eben zum Frühstück kommen und gehen fröhlich etwa 4 km auf Teerstraßen dahin. Zwischenzeitlich hupt und winkt uns der Wirt aus seinem Auto zu, bei dem wir gestern  zum  Abendessen waren. Dann zweigt der Weg von der Straße ab und entwickelt sich zu einem Traumpfad. Diesen mit Blumen und Gras überwucherten Pfad haben auch 6 Radler genossen, die uns freudig zurufen und ihre Daumen nach oben recken. Ein herrliches Gefühl hier zu laufen, wir sehen uns schier nicht satt und genießen jeden Schritt in vollen Zügen. Die roten Blüten aber – ähnlich dem Almenrausch – breiten sich über ganze Hügel aus, sie werden zur Plage. An manchen Hügeln wurden sie abgerodet. Ein ausgeschwemmter Hohlweg führt durch einen kleinen Wald, eine Lichtung lädt zur Brotzeit ein, die Pause nütze ich gerne zum umziehen. Es ist warm geworden. Drei und nochmal 5 Pilger kommen uns entgegen, Italiener, nur ein kurzes Bon Corno, das war`s dann. Der Traumpfad wird zur Schotterstraße, ein Abzweig ohne Beschilderung, links oder rechts? Wir entscheiden uns für links und merken erst spät, das war verkehrt. Nochmal Pause, ein Baum spendet Schatten, wir liegen auf unseren Isomatten und lassen alle viere gerade sein. Wie ist das Leben schön. Noch ca. 1 Std.  bis San Miniato bei warmen Temperaturen noch mal einen Berg hoch, das schlaucht uns dann doch.  Schließlich erreichen wir die malerische Stadt und finden bald die Information. Wir werden zum Convento San Francesco geschickt, da wollte ich eigentlich sowieso hin. Im Reiseführer steht man sollte sich vorher anmelden. Wir suchen und finden ihn schließlich, es wird geläutet, Steinstufen führen abwärts, ein Padre kommt. "Habt ihr bestellt?" fragt er, "nein wir kommen von der Information", ist unsere Antwort. Ohne Reservierung geht nichts, erfahren wir, was ich nicht so recht glauben will, die in der Info müsste das doch wissen! Hilft nichts, wieder zurück, das nächste Hotel ist voll belegt, etwa doch noch hoch zum Palace Hotel? Ja, was anderes scheint es hier nicht mehr zu geben und weiterlaufen wollen wir auch nicht mehr. Es hat sich rentiert, nicht so teuer wie befürchtet und zudem wurden wir mit einem wunderbaren Abendrot belohnt. Wir kaufen Obst, Oliven, Käse und ein Baguette, finden einen schönen Platz im Freien und genießen in vollen Zügen. Später steigen wir zur Burg hoch und suchen anschließend den Weiterweg für morgen, wir sind ja nicht auf der vorgeschriebenen Route reingekommen.

San Miniato - Altopascio   „Sirenenstaubsauger“

Relativ spät kommen wir los, statten der mächtigen Kirche noch einen Besuch ab und merken beim rausgehen, es regnet. Zumindest können wir uns im überdachten Vorraum umziehen. Auf Teerstraßen den Berg hinab, dann führt uns eine Alternative kreuz und quer durch den Ort, erst beschaulich auf Nebenwegen, dann ist die Markierung weg. Ein Autofahrer hält, steigt aus und zeigt uns den Weg. Das nenne ich Hilfsbereitschaft. Bis Fucecchio geht es immer geradeaus. Es ist wieder warm geworden, Regenklamotten wieder runter, ein Cafe ist nahe. Eigentlich noch zu früh meinen wir und sollten später keines mehr sehen. Geht da nicht die Sirene meint Christa? Nein es entpuppte sich als Staubsauger, das Gelächter ist groß. Von Ponte A Cappiano weg führt später ein toller ausgeschwemmter Weg durch die Wildnis, immer wieder Abzweige, die aber gut beschildert sind. Erst erinnert eine Baumnarbe an einen Hasen, dann sitzt bald ein echter vor uns auf der Straße. Schwarze Wolken ziehen nach wie vor über den Himmel, es sollte aber erst wieder spät am Nachmittag regnen. Was meint dieser nette Italiener nur, der uns nach dem Woher und Wohin fragt, auf den Himmel deutet und immer wieder in Richtung der Teerstraße zeigt. Der Wanderführer zeigt einen Pfad, den wir dann auch beschreiten. Wunderschön, bis eine Absperrung die Worte des Italieners erklärt. Ein Erdrutsch ist hier abgegangen, er wollte uns "umleiten". Müssen wir alles wieder zurück gehen, nein, wir haben Glück und kommen ganz gut durch. Wieder Pause, wenn schon mal eine der wenigen Bänke dazu einlädt. In dem Ort soll es in einer Bücherei einen schönen Pilgerstempel geben, liest Christa. Dort drüben ist es, aber leider geschlossen. Ein steiniger Weg macht uns dann zu schaffen, er wurde extra so angelegt, ist aber schwer zu gehen und sollte 6 km lang sein. "Gegenverkehr", Augsburger Pilger, ein paar Italiener, dann Franzosen, später eine kleine Gruppe. Das belebt und erfreut, wenn auch nicht viel gesprochen wird.  Die lachenden und verstehenden Gesichter verbreiten Freude.

Altopascio  - Lucca   „Wiedersehen in Lucca“


Ich bin neugierig, neugierig auf Lucca. Diese bekannte historische Stadt mit ihrem Schutzwall sollen wir heute erreichen. Draußen wettert es, Wind und Regen, na Mahlzeit denke ich mir, nicht ahnend das es bald wieder aufhören sollte. Der Regen hat Christa wieder daran erinnert, dass ihre Regenhose ein Loch hat, das nahe Sportgeschäft macht erst um 10.00 Uhr auf. Warten? Nein wollen wir nicht. Aber wo ist der Weg, dieser ist es scheinbar nicht, also wieder zurück. Jetzt scheint die Markierung zu stimmen, zwei Pilger kommen uns entgegen. Endlich ein Cafe, ob der Cappuccino hier besser ist als in der Früh? Kein Kunststück, aber wir wollen nicht jammern, immerhin bekamen wir ein Frühstück. Es beweist wieder einmal, wie verwöhnt wir doch sind. Wir gehen zur Kirche, ein Blick hinein und beim weitergehen wieder nicht aufgepasst! Wo bitte sind wir. Ein großes braunes Schild „Via Francisgena“ lässt hoffen, denkste, das steht scheinbar noch von früheren Wegführungen da. Dann also doch noch einmal zurück bis uns endlich die bekannte rot-weiße Markierung entgegenleuchtet. Es quatscht uns ein Radfahrer an, ein nettes Gespräch, er erkenne an unseren Muscheln das wir Pilger seien, zum Foto machen kommt es aber nicht mehr. Kaum zu glauben, aber in dem sehr gut gefüllten Lucca sollten wir in wieder treffen. Diese 7 km lange Mauer, die Lucca voll umschließt soll 12 Meter hoch sein, ich kann es kaum glauben. Erst als wir näher kommen erkenne ich die wahre Wucht des Walls. Schon zeitig haben wir uns im Ostello (Jugendherberge) einquartiert. Ein Zimmer mit 4 Betten für uns allein, es ist schön sich ausbreiten zu können. Gute zwei Stunden stromern wir vor dem Abendessen noch in der Stadt und auf der Mauer herum, kaufen dann wieder Obst und machen es uns gemütlich. Täglich in ein Restaurant zu gehen, ist nicht unsere Mentalität. Da Obst sehr schwer ist (Äpfel, Bananen), oder auch schnell zerdrückt wird (Kirschen, Erdbeeren etc.), essen wir es am liebsten vor Ort, ohne es lange tragen zu müssen. Schwarz wie die Nacht ist es außerhalb der Mauer, für heute bleibt es aber trocken.

Lucca - Camaiore      „Ratloser Vierbeiner“

Nur Wasser, keinen Kaffee gibt es zum Frühstück, das heute nur notdürftig ist. Der Blick aus dem Fenster zeigt, es hat sich eingeregnet.. Dann verlassen wir die Altstadt über den Ausgang "Donato" und biegen in eine wunderschöne Allee ein. Zuvor noch ein Blick in die Kirche, wegen des Regens mit Käppi, ich knipse das Taufbecken, da ertönt eine Stimme hinter mir "No flash" und eine Handbewegung die auf meine Kopfbedeckung deutet. Muss der denn gerade jetzt kommen, diese zwei Minuten die ich mit Käppi in dieser Kirche bin? Erinnerungen an Santa Domingo werden wach, aber die heutige Stimme war hinweisend, nicht so herrisch wie damals in Spanien. Die Häuser und Teerstraßen hinter uns lassend, wandern wir zum Fluss Serchio. Ein Münchner Camper, dem wir Guten Morgen zurufen, reagiert nicht wie gewünscht. Er scheint vom nassen Wetter etwas genervt. Der Wind peitscht uns den Regen ins Gesicht, der Uferweg wird immer matschiger, trotzdem sind wir von der Gegend und dem eigentümlichen Licht begeistert. In Ponte S. Pietro welches wir nach 5,5 km erreichen, müssen wir über einen Kinderspielplatz lachen. Was hier alles steht, ein paar große alte Fernseher, alte Räder, Ski, Autoreifen, ausrangierte Stühle und Tische, Dreiräder und noch mehr. Nach der Kapelle St. Michele heißt es aufpassen, hier irgendwo muss ein Pfad wegführen. Wir finden in und sind über diese Abwechslung froh. Zwar nass und wieder ausgeschwemmt, aber allemal schöner als eine Teerstraße. Höher und höher führt er, Gebüsch stellt sich in den Weg, dann plötzlich bei einem Friedhof eine traumhafte Aussicht. Das Dorf Piazzano muss da vorne sein, noch eine Steigung hinauf, dann ist guter Rat teuer. Auch der Hund der uns bellend begrüßt, hilft uns nicht weiter. Geht es nach links, geradeaus, oder nach rechts. Wir probieren alle Richtungen aus, die letzte ist schließlich die richtige. Armer Hund, kaum meint er uns los zu haben, kommen wir schon wieder zurück. Verrückt diese Wanderer! Der Regen hat aufgehört, die Sicht wird besser, Gräser, Bäume, Blumen so richtig reingewaschen. Natur pur. Der Abstieg wartet, der Steig wird verfehlt, so laufen wir wieder mal auf Teer. Da drüben scheint ein Cafe zu sein, nichts wie rein mit uns. Dann gemächlich weiter bis Camaiore, ist diese Stadt aber lang. Unser Quartier liegt natürlich am anderen Ende. Ein wunderbares Bett, ein wunderbares Abendessen.


Camaiore  -  Massa    „Polizeischutz“   


Kurz nach dem Ende des Dorfes, biegt ein Pfad ab. Ein Dammweg, ein Genuss für die Füße und auch für Geist und Seele. Wir brauchen nicht großmächtig zu denken, sondern einfach nur laufen, laufen, laufen, immer dem Wasser entlang. Einige Pfützen halten uns wach, zwei bis dreimal weichen wir Radfahrern aus. Zwei entgegenkommende Pilger nützen wir für einen kurzen Ratsch. In ca. 150 Meter Luftlinie sehen wir rüber zur Straße, dort wimmelt es so von Rennradfahrern, typisch, wir sind in Italien und es ist Sonntag. Pietrasanta ist erreicht, in dem Ort wird viel Marmor verarbeitet, man sieht es an den vielen Kunstwerken die kleine Parkanlagen schmücken. Am bekanntesten in Pietrasanta ist wohl der "dicke Römer", eine nackte „starke" Figur ca. 3 Meter hoch, bekleidet nur mit Helm, Schild und Schwert. In dem im 14. Jahrhundert erbauten  Duomo Dan Martino ist gerade Gottesdienst, also nichts mit Fotografieren. Der Weiterweg führt uns ins Marmorgebiet, immer wieder stehen große Fabriken am Wegesrand. Wahnsinn was hier Geld rumliegt, denken wir uns. Alle Farben, dicke und dünne, lange und kurze Platten warten auf eine Bearbeitung oder einen Verkauf. Weiter vorne sind Berge zu sehen und dazwischen, weit oben leuchtet weißer Marmor herüber. Dort wird er also abgebaut. Siedlungsgebiet, endlose kleine Straßen, aber immer wieder die rot-weiße Markierung. Die Richtung kann nicht mehr stimmen, ich habe das Gefühl wir müssen zurück. Oder geht der Weg dort unten am Damm entlang? Wir fragen eine Frau mit Hund die uns entgegenkommt. Mit Händen und Füßen erklärt sie uns die Richtung. Gar nicht so einfach, schließlich gehen wir ja "verkehrt", also nicht nach Rom. Die Straße steigt an, immer höher und höher. Lange zieht sie sich am Berg entlang, die Sicht wird immer freier. Das Meer, ja wir sehen das Meer. Das Wasser glitzert in der Sonne, dunkel zeichnen sich Berge und Klippen ab. Ein Traum. Massa liegt noch einige Kilometer entfernt, links unter uns. Das Gehen macht vor dieser Kulisse Spaß. Serpentinen führen wieder hinunter, warum wohl stehen hier so viele Mopeds und Kradräder? Die Aussicht alleine? Ein Brunnen steht in der Mitte eines kleinen Parks, freie Sitzbänke sind auch da. Mitten in unserer Mahlzeit fahren plötzlich Polizeiwagen mit Blinklicht bei uns vorbei und dann kommen sie; erst zwei, drei, dann die gesamte Meute, die versucht die vorderen Radrennfahrer einzuholen. Darum also die vielen Mopeds. Wir hatten Glück, gerade noch vor der Sperrung der Straße den Park zu finden. Die Stadt ist erreicht und bald darauf machen wir einen Fehler, wir gehen durch das Tor in die Altstadt. Wird schon was kommen denken wir. Pustekuchen, wir gehen und suchen, finden aber nichts. Schön ist sie schon die Stadt, aber für das haben wir momentan keinen Sinn. Bei einer Kirchenmauer die vor einem kleinen Abgrund steht, sind wir wieder raus aus der Stadt und kommen weiter unten wieder auf die Straße. Wir sitzen am Straßenrand und beratschlagen. Gegenüber ein Fleischladen, ich geh rein und Frage. Sofort kommen zwei hilfsbereite Menschen und unterbreiten folgende Möglichkeiten; "8 Kilometer weitergehen, oder 1km zurück". Diese 8 Kilometer sind auch Christa zu weit. Nach einiger Suche  ist das Hotel mit Gaststätte gefunden. Endlich! Vor und in der Gaststätte einige Polizeibeamte, eine Razzia? Wir wollen schon was anderes suchen, da sind sie wieder weg und die Wirtin winkt. Später dann nehmen wir das Abendessen unter Polizeischutz ein. An zwei großen Tischen sitzen etwa 16 Beamte, das Lokal muss gut sein.


Massa -  Sarzana  „alte Wehrburg Castracani “

Marina de Massa, dort hätten wir gestern hinmüssen, dort gibt es auch einige Ostellos mit über 100 Pilgerbetten. Dem Meer wären wir sehr nahe gewesen, Schade zwar, aber so ist es halt. Heute noch runtergehen, wäre ein zu großer Umweg für unser Ziel Sarzana. War es gestern noch sehr heiß, ziehen heute dunkle Wolken über den Himmel, es sollte aber trocken bleiben. Links von uns Sonne und Meer, rechts von uns dunkle Wolken und Berge. 6 Kilometer laufen wir auf der Hauptstraße, bis uns endlich eine Variante nach links lenkt. Siedlungsgebiet, links, rechts, links, rechts, so geht es voran. Ein ersehntes Cafe mit der Möglichkeit auf die Toilette zu gehen, gibt es erst in Avenza. Die Strecke wird nicht anders als bisher, die Variante nach Luni ist wegen Unwetterschäden versperrt, also Umweg. Dann endlich wird der Weg gerader, führt aus dem Siedlungsgebiet heraus und alles wird entspannter. Noch mal eine Variante, 6 Kilometer länger, aber dafür auch bedeutend schöner und ohne Autolärm. Bei diesem "Umweg"  kommen wir an der Burg Castracani vorbei, die hoch auf einem Hügel stehend, schon von weiten sichtbar ist. Sehr gut erhalten, eine Führung machen wir nicht, laufen aber einmal auf der Wehrmauer um sie herum. Sarzana liegt unter uns, hier kann man die Stadt gut überschauen. Den Abstieg schaffen wir in 30 Minuten, ein Albergo ist bald gefunden. Haben uns heute einige Wege genervt, kam die Entschädigung dafür durch viele nette kleine Kontakte. Leute die winken, uns ansprechen, sich mit uns ablichten lassen und einfach gut drauf sind.

Sarzana - Aula    „Verschleierter Traum“


Ein Frühstück wird hier nicht geboten, nur ein Kaffeeautomat auf dem Gang steht zur Verfügung. Folglich haben wir uns gestern schon etwas mit Baguette und Käse eingedeckt. Mein Rucksack kommt mir zu schwer vor, wir gehen zur Post und schicken einige Dinge nach Hause. Wann werde ich lernen nicht zuviel mitzunehmen.... Bei grauem Wetter und Nieselregen verlassen wir auf Asphaltstraßen die Stadt. Irgendwann zweigt ein Pfad ab mit eindeutiger Beschilderung – Via Francigena, Sarzana-Aula – ja so mag ich das, das ist deutlich. Der Pfad windet sich von Bäumen umringt den Berg hoch. Die Zweige, die langen Gräser sind nass. Frisch und klar sind die Farben der Natur, die uns trotz des Wetters begeistern. Später wird es lichter, die Sicht öffnet sich – sofern es der graue Schleier zulässt. Langsam bekommen wir Hunger, aber wo hinsetzen? Alles ist nass und die Luft ist eher kalt. Noch ein Stück weiter, wird schon was kommen. Ja zwei Österreicher kommen entgegen, vor zwei Tagen eingestiegen, mit so schlechtem Wetter haben sie scheinbar nicht gerechnet, spärlich ist ihre Ausrüstung, keine Regenkleidung aber das wichtigste, sie sind gut drauf. Sie erzählen von sehr schlechten Wegverhältnissen auf den Varianten, die sehr nass und rutschig sind, mit zum Teil wadentiefem Schlamm. Eine Lichtung, Rucksack runter, unsere wenigen Sachen ausgepackt, Brot, Wasser und Schokolade, mehr haben wir heute nicht dabei. Es schmeckt, ich esse im stehen um warm zu bleiben. Besuch kommt, diesmal 2 Franzosen, deren Ausrüstung passt für das Wetter. Trotz der Sprachprobleme verstehen wir uns großartig, die beiden machen auch kurz Pause und haben scheinbar viel Zeit. Kunststück, einer wartet auf seine Frau die etwas zurückliegt. Schemenhaft ist ein Dorf auf einem Hügel zu sehen, ich kann mich nicht satt sehen an solchen Bildern und knipse immer wieder. Dank Digitalkamera ist das kein Problem mehr. Später erfreuen uns Rosen und andere Blumen von denen das Wasser perlt. Welch prächtige Natur. Das Dorf wird erreicht, der Weg zieht sich aber links vorbei. Ohne einer weiteren Pause folgen wir diesem und tauchen ein in alle möglichen Grüntöne die es zu geben scheint. Vogelbeeren geben einen tollen Kontrast. Veccietto ist erreicht, uralte Gemäuer mit Steinbögen über die engen Gassen, stehen malerisch neben neuen Gebäuden und erzählen aus der Vergangenheit. Nochmal durch grünen Wald, etwas auf und ab, bis der Blick auf Aula unter uns frei wird. Am Pilgerweg soll eine Herberge stehen, wir gehen und gehen, finden aber keine. Schon am Ortsende beschließen wir weiterzulaufen bis Terrarossa. Gesagt, getan, die Nationalstraße zu laufen freut uns nicht besonders, aber was hilft es. Nur eine Brücke führt über den breiten Fluss Taverone. Das Schloss ist erreicht, eine Bank lässt uns verweilen. Zwei Frauen sitzen hier, welche ich frage. "Das B&B ist schon lange geschlossen", heißt es, ob es in Schloss was gibt, bezweifeln sie. Ich düse in so eine Art Info rüber und treffe einen "Pater"?. Der sagt mir was ich nicht gerne höre, aber geahnt habe. Die Herberge die ich meine, sei in Aula. Ich bin erschüttert und sauer und mag mich selber nicht mehr. Christa dagegen ist einigermaßen aufgeräumt, "also gehen wir

wieder zurück", meint sie ganz ruhig und sachlich. Langsam, aber mit Wut im Bauch packe ich meine Sachen in den Rucksack und breche schließlich langsam auf. Christa hat schon Sorge und schaut wo ich solange bleibe. Gleich am Ortseingang von Aula (Norden) steht  ein Hotel, dass wir vorher nicht gesehen haben, nichts wie rein und Schluss für heute.

Aula  - Villafranca        „Geschäftstüchtiger Despot“     

Wind, Regen und schwarze Wolken zeigen sich beim Blick aus dem Fenster. Nach dem Frühstück allerdings, packen wir die Regenhose doch wieder ein, zumindest hier wo wir laufen, regnet es nicht, ab und zu kitzeln uns sogar ein paar Sonnenstrahlen. Terrarossa kennen wir schon von gestern, nicht übel die Altstadt, begeistern kann sie mich aber nicht, im Gegenteil. Die Beschilderung für die Straße, die wir gehen wollen finde ich nicht, die Variante wollen wir nach den Berichten der beiden Österreicher nicht laufen. Endlich raus aus der Stadt, auf beschaulichen Wegen durch die Gegend. Immer wieder schaue ich in meine Karte und merke, es stimmt was nicht. Aber was? Dann endlich erkenne ich wo wir tatsächlich sind, aber es gibt die Möglichkeit dies zu korrigieren ohne umkehren zu müssen. Christa sage ich erst mal nichts von unserem Irrweg. Erst später beichte ich von den zusätzlichen wohl 45 Minuten. "Hauptsache, jetzt stimmt es wieder" beruhigt sie mich ganz cool. Virgoletta, ein kleiner Ort/Burg, rundherum hohe Mauern, sehr sauber und sehr ruhig, klar dass wir da durchgehen und die Zubringerstraße verlassen. Bald darauf ist Villafranca in Lunigiana erreicht. Am Ortsanfang plaudern wir mit einem entgegenkommenden Franzosen, der sehr gut deutsch spricht. Er empfiehlt uns ein Quartier und ein Lokal für morgen. Heute bleiben wir in Villafranca, bis Pontremoli wären es noch ca. 20 km und jetzt ist es 14:00 Uhr. Die Stadt ist größer als gedacht, das Albergo wird aber doch gefunden. Der geschäftstüchtige Wirt empfängt uns freundlich, der hat seinen Laden auf trapp. Während er den Herrn spielt – natürlich auch ist – springen seine Frau und die Bedienung -Tochter?, hektisch durch die Gaststätte. Was haben wir heute noch erlebt? 4 Radlpilger getroffen und noch drei französische Pilger. Die Tatsache nicht mein eigentliches Ziel erreicht zu haben, stört mich ein bisschen. Obwohl ich erkenne, dieser selbst auferlegte Druck ist nicht gut. Einfach gehen, heute, morgen, übermorgen, frei sein, Dinge zulassen, z.B. Umwege, sie gehören einfach dazu, Nobody is perfect.

 
 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü