Furth im Wald - Schönbuchen - Eck - Chamer Hütte - - Wandern so lange der Urlaub reicht

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Goldsteig 2020

04  13.08.2020  Donnerstag Furth im Wald -   Schönbuchen 21,0 km  830 ^ 690
08:15 – 16:15                                                    Café Osserblick

Das Frühstück können wir heute schon um 07:30 einnehmen, das ist ganz in unserem Sinne. Die heutige Etappe ist relativ lang und es warten einige Höhenmeter. Wir finden gut aus der Stadt heraus und erfreuen uns an Blumen die am Wegesrand blühen.

Springkraut wuchert mannshoch und wird von vielen fleißigen Bienen besucht. Der Weg steigt ständig etwas an, beim Ort Grub ist linkerhand der Burgstall mit seinen NATO-Türmen zu sehen. “Da ist noch ein gutes Stück zu gehen, bis wir dort oben sind”, sage ich zu Christa.

Wieder sind wir froh einen schattigen Wald betreten zu können. 1.5 km zur Trettinger Kapelle steht auf einem Schild, das sind hin und zurück dann 3 km. Das machen wir nicht, noch nicht wissend das es einen Rundweg geben würde. Wegen Mangel an Sitzgelegenheiten nehmen wir mitten in der Pampa auf dem Waldboden Platz.

Erreichen später Grafenried, wo der steile Aufstieg zum Burgstall beginnt. Da kommen wir so richtig ins schwitzen, umgefallene Bäume werden überklettert, einen nützen wir noch mal kurz als Pausenbank. Nach einer weiteren halben Stunde auf dem schönen Steig haben wir`s geschafft.

Ein Radfahrerpärchen bietet ihren Platz auf der Aussichtsbank direkt neben dem Gipfelkreuz an. Danke nehmen wir gerne. Herrliche Aussicht nach Furth im Wald und zum Drachensee, so weit sind wir also heute schon gelaufen. Weitere Wanderer kommen, das Gipfelkreuz alleine zu fotografieren ist gar nicht so einfach.

Zwei Wege führen zur Diensthütte Hohenbogen, ein breiter den auch Radfahrer nützen und ein Steig. Auf diesem erreichen wir nach 2 Kilometern die bewirtschaftete Hütte. Kaffee und Kuchen gibt es für mich, Christa begnügt sich mit einer Cola. Breite gut zu gehende Waldpfade und später eine Forststraße bringen uns bei angenehmen Gefälle nach Unterzettling. Eine letzte Pause, der Himmel ist schwarz geworden, fernes Donnergrollen ist zu hören.

Unsere Schritte werden schneller, der Blick zum Kaitersberg interessiert uns nicht besonders, wichtiger ist jetzt das Vorwärtskommen. Unter der Bundesstraße hindurch, über den Weißen Regen zur Bahnhaltestelle Watzlsteg.

Bisher ist es trocken geblieben, aber es wird immer finsterer. Wieder in den Wald hinein, steil geht es erst hinauf, nach 10 Minuten wird es flacher. Ein Mordsdonner folgt auf eine kurze “Erhellung”, das Gewitter ist sehr nahe.

Stehen an einer Straße, der Goldsteig verläuft im Walde weiter, wo aber ist unser Quartier, das Cafe Osserblick? Versuche es vergeblich ins Navigationsgerät einzugeben, die Straße führt nach Schönbuchen, die nehmen wir. Erst aber die Rucksäcke vor dem Regen geschützt und die Jacken angezogen, es beginnt zu regnen. Zwei Autos fahren vorbei, eins kommt wieder zurück und wendet bei uns.

Dieser “Engel” will uns mitnehmen, das nehmen wir gerne an, ist auch nur noch eine ¼ Std. zu gehen.

Ich öffne den Kofferraumdeckel als es so richtig zu rieseln beginnt. Der Wind tut ein übriges, jetzt stürmt es richtig. Keine Minute zu früh sitzen wir im Auto, vielen vielen Dank liebe Frau.

Schon 5 Minuten später sind wir am Ziel. Raus, den Kofferraum geöffnet, die Rucksäcke raus und die Treppen hoch. Ich wundere mich wo Christa bleibt, aber die Kindersicherung war drin, so wurde unser “Engel” auch noch nass beim Türeöffnen. Ich hatte die Rufe nicht gehört.
Werden herzlich empfangen, sind neben einem älteren Ehepaar, die schon ein paar Tage hier sind, die einzigen Gäste. Heute gibt es Schnitzel.
    
05  14.08.2020  Freitag Schönbuchen  -   Eck   12,4 km  720 ^ 420
08:45 – 16:30     Berggasthof Eck      

Die Wirtin meint, wir wären sehr nette Leute und dürften gerne wiederkommen. Unsere Frage nach Goldsteiggängern beantwortet sie so; “Es kommen immer wieder welche, manchmal 5 – 6 Personen, manchmal halt bloß 1 oder 2, so wie ihr. Selten kommt es vor, das ich ausgebucht bin”.

Der Regen hat alles reingewaschen, die Temperaturen sind angenehm, wo geht es weiter? Halt da nicht! Da wären wir gestern runtergekommen, wäre der “Engel” nicht gekommen. Wieder einmal im Wald, erste Sonnenstrahlen zaubern gespenstische Schatten, Spinnennetze leuchten im Morgentau, Moos zeigt sich im schönsten Grün. Ein Gefühl von grenzenloser Freiheit umgibt uns, kein Lärm, nur Natur.

Eine Bank bei einer Lichtung mit Weitblick nützen wir nur kurz, ganz traue ich dem Wetter nicht.

Viele Steinmännchen erfreuen uns, die Landschaft wird immer schöner, urwüchsige Bäume, Felsen mit Moos bewachsen, der Steig schön dem Gelände angepasst. Mal steiler, mal flacher mit “Naturstufen” garniert, führt er nach oben. In dieser wunderbaren Gegend sind mehr Menschen unterwegs.

Die Räuber Heigl Höhle ist unter steilen Felswänden versteckt, natürlich zwänge ich mich da hinein. Ich will noch auf den Kreuzfelsen, Christa meint “das ist nur was für Kletterer”. Ich schaue im Buch nach und lese das damit das Gipelkreuz auf den Rauchröhren gemeint ist. Soweit sind wir noch nicht.


Eine wunderbare Aussicht von oben, Seile bieten Halt beim Aufstieg, ein Schild zeigt die 10 1000er Gipfel des Kaiterberges an, mit dem Großen Arber als höchsten Gipfel. Auch der Weiterweg zum Mittagsstein ist ein wahres Gedicht, wo haben die Felsen diese Farben her? Grau ist normal, aber diese gelb- und rottöne? Vom Kriegerdenkmal am Mittagsstein ist es nicht weit zur Kötzinger Hütte, die gut besucht ist. Wir gönnen uns Kaffee und leckeren Kirschkuchen und schauen neugierig rüber zum Steinbühler Gesenke, welches wir bald betreten werden. Nach Süden fällt das Gelände steil ab, im Norden geht es über Stock und Stein im Auf und Ab dahin.

Die Rauchröhren sind vor uns, wir wählen den linken Steig, bei dem auch mal die Hände mit zupacken dürfen. Ein wahrer Genuss, gar nicht so einfach die Richtung zu finden. Wanderer Christian fragt uns, ob das hier so weitergeht und richtig ist. Nach ein paar Schritten können wir “Entwarnung” geben, der Weg wird wieder “normal”. Durch den “Schlot” hinunter, eng ist der Steig zwischen den Felswänden. “Wie soll ich da runterkommen”? meint Christa, “da sind meine Beine zu kurz”. Aber schon kommt Hilfe von unten, ein junger Mann nimmt ihr den Rucksack ab. Ohne ist es ein leichtes, sich auf dem Hinterteil hinabrutschen zu lassen. Christian hat keine Probleme beim Abstieg, unten angekommen entwickelt sich ein gutes Gespräch. Ob heute noch ein Gewitter kommt, ist die Frage. Gerade als ich ja sage, donnert es auch schon. Bäume und Felsen hatten die schwarzen Wolken verdeckt.

Lange wandern wir durch den Wald in Richtung Riedelstein, zwischendurch packen wir die Regenschirme aus, es gießt in Strömen. Auf der breiten Furt die wir beschreiten kommen wir gut voran. Mache noch einen Abstecher zum Kreuz des Großen Riedelsteins und erfreue mich an einem bemalten Stein. “Glückpilz” steht unter dem gemalten Fliegenpilz, gut getroffen, genauso fühle ich.

Bald nach einer Kapelle erreichen wir über einen Forstweg das stattliche Gebäude Berggasthof Eck. Gegenüber der Fahrsstraße liegt Christian auf einer Bank und schläft? Oder ist im nicht gut? “Nein, nein, alles ok” sagt er, “ich warte bis ich abgeholt werde”, erklärt er uns weiter. Bis dahin haben wir noch 10 Minuten Zeit zur Unterhaltung und stellen dabei fest, er tickt ähnlich wie wir.

Rein und eingecheckt, das läuft sehr professionell ab, ohne persönlichem “schnick-schnack”, das sind wir nicht mehr gewohnt. “Die soziale Pointe haben wir gerade mit Christian erlebt”, sage ich zur etwas enttäuschten Christa.
Ich entscheide mich für einen Fitnesssalat, Christa für Kasspatzen und beide sind wir sehr zufrieden.

06  15.08.2020  Samstag Eck   -   Chamer Hütte 14,2 km 1010 ^ 520
08:30 – 16:30                                Chamer Hütte      

Beim Frühstück endlich mal “Fachgespräche”, eine Wanderin ist von Passau her unterwegs, eine andere Frau “probt” Etappenweise ihr Können.

Es regnet in Strömen als wir zum Fenster rausschauen. Da kommt keine rechte Freude auf. Warten bis es aufhört? Nein, dann sitzen wir Mittag noch hier und überhaupt, die nächsten Übernachtungen sind ja schon gebucht. Es ist auch nicht das erste mal, bei Regen zu wandern, sind wir erst mal draußen, ist alles halb zu schlimm.

Die Schirme aufgespannt und los geht es, über die Straße, der Weg führt alsbald in den Wald hinein. Natürlich ist der Untergrund auch waschelnass, trotz allem haben wir Spass am Gehen.

Das schemenhafte Grau hat seinen Reiz, Gräser, Blätter, Blumen sind reingewaschen, das Moos leuchtet uns entgegen. Kommen wir Bäumen zu nahe, dreht sich der Schirm, so nach und nach kommen wir ganz gut damit zurecht. Die ständig ansteigende Furt ist anfangs noch breit, verjüngt sich später aber immer mehr. Zum Mühlriegel (1080) hinauf wählen wir den einfachen Weg und steigen den schweren wieder hinab. Wir erkennen eigentlich keinen Unterschied. Sind begeistert von der mystischen Stimmung hier oben.


Zwei Frauen hatten uns überholt, sie suchen nach dem Abstieg. Bei einem Unterstand  eindeutige Schilder, die beiden zweifeln aber immer noch. Die Orientierung ist bei diesem Wetter schon etwas eingeschränkt, die Goldsteigzeichen aber üppig angebracht.

Sehr eng, mit Felsen durchsetzt präsentiert sich der Weiterweg zum Ödriegel (1156). Besonders bei steileren Passagen hindert der Schirm sehr, er verdeckt die Sicht nach oben. Ich steige noch auf den vorderen der drei hausgroßen Felsbrocken und bewundere einmal mehr die gespenstische Gegend.

Ein Genuss der Weiterweg, eine Hochebene mit hohen Gräsern, bizzarren Bäumen und Sträuchern und spiegelnden Wasserlachen auf dem Boden. Der Regen wird leichter, bald nieselt es nur noch und schließlich hört es ganz auf. In mir keimt sogar die Hoffnung auf eine freie Sicht. Den Unterstand beim Waldmiesmarterl nützen wir für eine erste Pause. Die beiden Frauen sind auch da, zu viert haben wir aber genug Platz in der Hütte. Gerade noch rechtzeitig, auch andere Wanderer scheuen das Wetter nicht.

Weiter geht es an den “Hängenden Riegeln” vorbei, bis ein weiterer Anstieg wartet. Dieser ist relativ steil und felsig und bringt uns zum Gipfelkreuz des Schwarzecks (1238). Eine Schautafel erklärt uns was man hier aus alles sehen würde.

Etwas hinab durch Gestrüpp, über Felsbrocken und Baumwurzeln. Das Gelände wird im erreichten Wald etwas gehfreudiger auf dem weichen Waldboden. Der graue Nebel aber dichter, bei mehr als 100 Metern Abstand ist der Partner kaum noch zu sehen.

Wind läßt außerhalb des kleinen Waldes die Wolken etwas aufreißen, tatsächlich wird für kurze Zeit der Blick auf die Heugstatt zugelassen. In der Unterstandhütte am Reischflecksattel legen wir eine 2. Pause ein. Auf dem weitflächigen (eigentlich eher eine Hochebene) Gipfel des Heugstatt (1262) ist nur ein Schild angebracht.

Dann bewegen wir uns auf den Enzian (1287) zu, bizarre Bilder bieten die abgestorbenen Bäume und Äste, wild wuchern Heidelbeergestrüppe. Kalter Wind umweht uns, trotzdem nützen wir die Bank neben dem Gipfelkreuz für eine Pause. Eine dünne Alumatte wärmt uns. Tatsächlich, die Sonne wird freigeweht, was haben wir für ein Glück. Teilweise wird das Tal unter uns sichtbar, um dann wieder zu verschwinden.

Der letzte Abstieg führt zu einem Hochmoor, ein langer Steg geleitet uns darüber. Ein Abzweig zum Kleinen Arber links hinauf, der Weg rechts umgeht den Berg in Richtung Chamer Schutzhaus.

Wir trennen uns, ich noch rauf zum Kleinen Arber (1384), Christa nimmt den rechten Weg. In der Ferne zieht sich wieder was zusammen, Donnergrollen beschleunigt unsere Schritte, der Wind nimmt wieder zu. Nach einer halben Stunde habe ich das Gipfelkreuz erreicht, ein paar Selfies und den Weg nach unten gesucht. Wo ist der nur? Aha, in Richtung Norden verläuft der Steig durch hüfthohes Gras und Gebüsch. Weiter unten sehe ich Christa auf der Forststraße laufen, ein gutes Gefühl. Die Chamer Hütte kommt auch bald in Sicht.

Christa unterhält sich immer noch, den Rucksack auf dem Rücken mit anderen Wanderern, als ich ankomme. So um 16:30 Uhr kommt eine Bedienstete aus der Hütte und fragt; “Seid ihr die beiden die noch übernachten wollen?” “Ja”, ist unsere Antwort. “Dann aber schnell hinein mit Euch, wenn ihr noch was warmes zum Essen wollt”. “Es gibt Wiener mit Brot, oder Leberkäs mit Bratkartoffeln”, erklärt sie barsch” und “ab 17:00 Uhr ist die Küche dicht”!

Verblüfft, überrascht ob dieses Überfalls bestellen wir Leberkäs, dazu jeder gleich zwei Getränke und suchen uns einen Platz. Duschen oder waschen, bzw. das Zimmer belegen, dazu ist jetzt keine Zeit.

Beim bezahlen bestellen wir noch zwei Mars für den Nachtisch. Tatsächlich fahren die Wirtsleute ab, mit uns sind noch 2 x 4 Mann und eine junge Frau im Hause.

“Euer Frühstück ist im Kühlschrank, einen Kaffee könnt ihr euch selber machen”, sind die letzten Anweisungen und “wenn ihr geht, bitte der letzte die Türe zuziehen”. Gespräche mit den anderen Gästen ergeben sich nicht, die sind unter sich. So ziehen wir uns bald ins Zimmer zurück.

 
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