Olang/Rasen-Antholz - Neukirchen am Großvenediger - Wandern so lange der Urlaub reicht

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Rom - Edling

16.08.2015 – 04.09.2015

Teil 5 unserer Fußreise von Rom nach Hause


1  16.08.2015  Sonntag  Olang   -   Antholz Mittertal  

   14:15 – 17:30    382  ^  163   14,4 km

Um 9:00 h fährt unser Zug im Wasserburg Bahnhof in Reitmehring ab. Umsteigen in Rosenheim und Franzensfeste, 5 Euro pro Kopf kostet die Weiterfahrt bis nach Olang, welche wir im Zug lösen können. Die Zugfahrt ist sehr entspannt, ein weiterer “Rucksackreisender” erzählt vom Karnischen Höhenweg.
Um 14:00 Uhr kommen wir in Olang an und folgen der Hauptstraße, bis später ein Wanderweg nach Rasen führt. Auf beschaulichen Wegen wandern wir nach Antholz Niedertal, das wechselhafte Wetter zwingt uns zu mehreren Kleidungswechseln – Regenjacke an und wieder aus.

Einen trockenen Wetterabschnitt nützen wir für eine Pause und begehen dann den wunderschönen “Müllerkofelweg” für den Weiterweg zu unserem Ziel – Antholz Mittertal, wo wir beim Bruggerwirt nächtigen. Die nasse Kleidung kann im Heizungsraum trocknen.

Im Vorfeld beschäftigten mich die Frage nach den richtigen Schuhen, bzw. der Regenjacke. Leichte Trekkingschuhe, die wirklich gut sitzen? Oder doch die schweren Bergschuhe, welche ich aber in letzter Zeit selten anhatte! Bei der Jacke auch die Frage ob leicht oder etwas schwerer.
Ich entschied mich für die schwerere Variante und  tat gut daran, an den zwar wenigen Regentagen war es doch relaiv kühl, besonders in den höheren Regionen und in den Schuhen habe ich einfach einen besseren Halt, keine Blasen, keine Druckstellen, was will man mehr.


2   17.08.2015  Montag  Antholz Mittertal  -  Rieserfernerhütte  
    09:00 – 15:00    1548  ^   42   8,1 km


Schon beim weggehen regnet es, nicht kräftig aber fortwärend und das den ganzen Tag über, nicht die besten Voraussetzungen für den Aufstieg zur Rieserfernerhütte. Stetig steigen wir nach oben, erst lange Zeit durch Wald, bis diesen dann bei einer gewissen Vegetationsgrenze Latschen abwechseln. Dabei queren wir mehreremale herabtosende Wasser und Schuttreisen und freuen uns an den wenigen Ausblicken die uns die grauen Nebel- und Wolkenfelder ab und zu gewären. Das schlechte Wetter kann uns nichts von unserer guter Stimmung nehmen, wir steigen und steigen die Serpentinen höher und höher. Ein Baum bietet notdürftigen Schutz bei einer Pause, Stärkung muss sein.

So nach ca. zwei drittel des Weges wird es etwas lichter und wir können auf ein dichtes Wolkenmeer hinabblicken. Imposant die plötzlich frei werdenden Gipfel, wo werden wir da wohl drüber müssen? Erst aber sind weitere Serpentinen zu bewältigen, die nicht zu steil hochführen.

Ein Felsenkomplex kommt immer näher und bei genauerem hinsehen sind auch Stufen und Sicherungsseile zu erkennen. Vorsichtig steigen wir hinauf, die Holzstufen sind nass. Nicht enden wollend, verlangen sie uns schon etwas ab, die Rucksäcke sind auch nicht gerade leicht. Aber mit jedem Schritt nach oben wird die Aussicht besser, der Blick nach unten gewaltiger und unser Ziel kommt immer näher. Eine Scharte ist erreicht und..... die Hütte vor uns sichtbar, vor ihr ein Eissee. Meine Handschuhe ziehe ich nun doch nicht mehr an, obwohl es  kalt geworden ist.

Um den Eissee linkerhand herum geht es dann weiter der Hütte zu. Ein Holländer kommt uns entgegen, wir ratschen und kommen dabei auf alle möglichen Wanderungen zu sprechen, das sollten wir besser später in der gemütlichen Stube tun, als hier in der Kälte.

Wir bewohnen das Zimmerlager Nr: 4, frisch machen und runter, ein Tee soll uns von innen erwärmen. Der Holländer erzählt von der Via Francigena und weiteren Unternehmungen die er jährlich macht. Ein Leichtzelt bietet ihm dabei die so wichtige Freiheit, da könne er an schönen Stellen einfach bleiben.

Nach dem Abendessen ist die Sicht noch besser geworden, der Magerstein ist zu sehen, die schwarze Wand und ein paar entfernte Dolomitengipfel. Das weckt Begehrlichkeiten für den morgigen Tag bei einigen Bergsteigern. Die Braunschweiger sind schon das zweite Mal hier oben, um einen bekannten  4 Tage Rundweg (DAV Zeitung Panorama, Ausgabe 2/2014) zu machen.
20:00 Uhr, der Hüttenwirt dreht das Radio auf, alle können den Wetterbericht für morgen mithören. Nach diesem erklärt er nach seiner eigenen langjährigen Erfahrung (35 Jahre) die Lage für die Anwesenden. Übergang zur Kassler Hütte vorbei am schneebigen Nock, “nur mit Kletterausrüstung zu empfehlen”. Aufstieg zum Magerstein, “nur mit Eisschuhen und klarer Sicht, morgen ist dort oben (3200 Meter) sicher etwas Neuschnee und es wird neblig!”
Aufstieg zum Fernerköpfl, “eigentlich ein Spaziergang, aber bei Nebel kann man sich verirren und dann besteht Absturzgefahr!”
Er erwähnt noch Alternativen, bezeichnet den Artikel im “Panorama” als “irreführend, da als zu einfach beschrieben” und ist bald darauf in viele Gespräche verstrickt. Wir wollen nur nach Rein in Taufers absteigen, obwohl mich das Fernerköpfl schon reizen würde!

3  18.08.2015  Dienstag  Rieserfernerhütte - Rein in Taufers  
    08:20 – 15:30    272  ^  1404   14,1 km


Schönes Wetter überrascht uns am Morgen, die Gipfel sind frei, unter uns dicker Nebel, ein Gedicht. Sofort spüre ich meinen Drang, doch aufs Fernerköpfl zu steigen, zumal der Weg runter nach Rein in Taufers mit nur 3 Std. beschrieben ist.

Und schon werden die Vorboten eines Streits sichtbar, Christa hat die Warnungen des Wirtes noch wesentlich mehr im Kopf als ich. Ich handle einen halben Kompromiss mit ihr aus, eine halbe Stunde zumindest will ich “höher hinaus”. Natürlich in der Hoffnung dass das Wetter hält und meine Frau überzeugt. Ich düse los, will die halbe Stunde ausnützen, sie kommt langsam nach, für mich natürlich viel zu langsam. Nach der halben Stunde immer noch kein Nebel, nur mühsam halte ich die Vereinbarung ein und gehe langsam zurück.

Sie läßt sich nicht überzeugen, murrend, brummend, angefressen trete ich den Abstieg an.

“Hätte ich doch heute früh noch mal den Wirt gefragt”, hadere ich mit mir. Diese Stimmung dauert an, bessert sich nur langsam, da tatsächlich der Nebel aus dem Tal hochsteigt und die Gipfel darin versteckt. Ein junges Paar erzählt bei einem späteren Treff, sie wären oben gewesen, hätten aber nichts mehr gesehen, zudem war schon etwas Schnee gefallen.

Der Abstieg, ein Gedicht, trotzdem ich angesäuert bin, kann ich die Reize der Landschaft geniesen, zu einer Unterhaltung reicht meine Stimmung aber noch nicht. Muss auch nicht sein, wir sind noch lange genug auf unserem Trail zusammen. Schöne Platenwege haben fleißige Leute gebaut, die steileren Stücke – sie wechseln immer wieder mit flacheren Passagen – mit Serpentinen entschärft. Rundherum laufen oder stürzen Wasser über die Felsen und vereinen sich weiter unten im Tal zu einem rauschenden Bach.

So 7 – 9 Personen kommen uns entgegen, zuviele sind also nicht unterwegs. Aus einer Hütte weit unten kommt Rauch, sie ist aber nicht öffentlich bewirtschaftet, also kehren wir nicht ein, sondern suchen uns etwas davon entfernt einen gemütlichen Platz.

Mitten in der Brotzeit spricht uns überraschend ein Schäfer an (so bezeichnet er sich später), der für uns unbemerkt aus der Hütte herüberkam, er wolle wissen ob bei uns alles ok sei. “Ist es”, versichern wir, es entwickelt sich eine nette Unterhaltung. “Zwei Schafe haben sich gestern verstiegen”, erklärt er, “sie werden wohl nicht mehr herunterkommen”, seine Befürchtung.

Der Weiterweg in der Hochebene entpuppt sich als malerisches Gedicht. Üppiges Gras, das Rauschen des Baches, die grünen Bäume und der blaue Himmel. Hinter uns Wolken und Nebelschwaden die die Gipfel der Berge mehr und mehr verdecken.

Noch ein steiler Abstieg ist zu meistern, diesen mit vielen Steinen “gepflasterten” Weg finden wir viel mühsamer zu begehen, als einer natürlichen Pfad. Auch der Stockeinsatz wird erschwert. Weiter unten ist ein Weg gebaut ähnlich der “Via Cassia”, ein alter Römerweg, der durch Wiesen verläuft.

Der Holländer sitzt gemütlich auf einer Bank, sonnt sich und freut sich auf eine Unterhaltung mit uns. Dazu muss Zeit sein, nichts drängt uns weiterzugehen und das Angebot uns zu setzen abzulehnen. “Ich gehe weiter bis Sand in Taufers, fahre morgen mit der Bahn auf den Speikboden und will dort oben wieder zelten”, erklärt er uns seine Pläne, “das Wetter würde wieder besser werden”.

Unser Ziel ist der Pichlerhof in Rein in Taufers, wo wir für 2 Nächte reserviert haben und wollen morgen den Franziskusweg gehen. Zur Reservierung; schon im Februar habe ich die Ziele in Rein in Taufers und im Ahrnthal reserviert und damals schon 5 – 6 Absagen bekommen. Um den 15. August ist in dieser Gegend immer sehr viel los, auch die Italiener haben um diese Zeit Ferien. Nach dem Abstieg ist noch ca. eine Stunde bis Rein zu laufen, der Pichlerhof liegt am oberen Rande und hat eine Sauna, welche wir ausgiebig nutzen.

4   19.08.2015  Mittwoch  Rein in Taufers  -  Franziskusweg  
    09:50 – 14:30   96  ^   859   13,2 km

Am gestrigen Abend schon haben wir uns vom Wirt Fahrkarten besorgt, wir wollen mit dem Bus nach Sand in Taufers fahren und von dort den Franziskusweg hochgehen. Um 9:30 h ist die Abfahrt lesen wir, das passt prima, noch ausgiebig Frühstücken, dann zum nahen Busplatz.

Wir sind überpünktlich, aber der Bus nicht, schlimmer noch, er kommt gar nicht. Beim genauen Studium der Abfahrtszeiten entdecken wir, um diese Zeit fährt er erst ab Mitte September. Was tun? Wir gehen zu Fuß, anfangs versuche ich es noch per Anhalter, gebe aber schnell auf. Die Straße zieht sich, drei “Halbtunnels” werden durchlaufen, endlich sind wir am Eingang zum Franziskusweg, den wir dann eben von oben nach unten gehen.
Wir haben schon einiges gehört darüber und auch Bilder von Skulpturen gesehen, lassen wir uns überraschen, wie das alles in Wirklichkeit aussieht. Der erste Höhepunkt für uns ist die Kapelle, diese Stimmung und Ruhe darin, besonders im unteren Raum, den wir tatsächlich einige Zeit ganz alleine auf uns wirken lassen können, tut gut. Es sind etliche Besucher innerhalb der Anlage. Tafeln, Schaubilder, Gedichte, religiöse Worte und die umgebende Natur wirken auf uns. “Tod wo ist dein Sieg?” auf diesen Spruch sollten wir noch öfters stoßen.

Dann der Wasserfall, gewaltig, die Wassermassen stürzen herunter, die Gischt sprüht hoch bis über die Brücke, Regenkleidung schadet nicht! Tosend fließt das Wasser ins Tal hinab. Weitere Figuren, alle mit Sinn gestaltet, “Leute helft einander”, lese ich daraus immer wieder.

Den Bus in Sand in Taufers schaffen wir gerade noch, so können wir zumindest hochfahren. Ein Kaffee, drei Saunagänge, dann stillen wir unseren Hunger beim leckeren Menü.


5   20.08.2015  Donnerstag  Rein in Taufers  –  Prettau  
    9:15 – 17:00  1133  ^   1258   11,1 km

Mit Spannung gehen wir die heutige Tour an, welche uns wieder auf 2500 Meter hoch kommen läßt. Im Vorfeld konnte ich nur ungefähre Daten über den Fuldaer Weg erfahren, den späteren Abstieg wollen wir unterwegs festlegen. Das Wetter meint es wieder gut mit uns, war gestern nachmittag noch Regen, so scheint heute wieder die Sonne.

Über Teerstraßen erreichen wir den großen Parkplatz, wo links der Steig zur Duraalm hoch führt. Diesen Steig gehen nur wenige, bis rauf zur “Weisen Wand” sollten uns nur 8 Personen begegnen. Mit steten Schritten voran, immer höher. Der Blick reicht immer weiter, das Tal wird tiefer und tiefer. Blumen, Bäume, blauer Himmel, wir sind glücklich.

Die Alm ist zu sehen, wir gehen still an ihr vorbei, wollen weiter die Ruhe geniesen, nicht am Gelächter und Geratsche der Gäste teilnehmen. Einige Bilder werden geknipst, die Landschaft eingefangen, beim späteren ansehen der Bilder können wir die besondere Stimmung die uns gefangen hatte, wieder spüren. Wir machen Pause, sitzen in der Wiese und verzehren das mitgebrachte. Vier junge Leute ziehen vorbei, die “Weise Wand” ist ihr Ziel, dort oben treffen wir sie wieder.

Gestärkt geht es weiter, die besagte Wand kommt näher, ganz oben ist wenig später das Kreuz zu sehen, die vier jungen Italiener/innen sitzen windgeschützt unter dem Grad. Einige Serpentinen sind noch zu meistern, der Wind der hier oben immer wieder zu spüren ist, bläst uns kalte Luft entgegen.

Dann habe ich`s geschafft, stehe auf dem Grad und suche mir auch bald ein windgeschütztes Plätzchen, brrrr. Wenig später ist auch Christa oben, wieder werden die Augenblicke, die grandiose Landschaft auf Bildern festgehalten. Erst am Grad entlang und dann an der steilen Wand entlang führt der Steig auf der anderen Seite in ein weites Tal. Die vier Italiener/innen schauen etwas ungläubig, als wir nach kurzer Pause hier absteigen. Bedächtig und vorsichtig, der Schotter ist etwas unangenehm zu gehen.



Plötzlich ein Pfiff, sicher ein Murmeltier. Kein weiterer folgt, komisch. Ich stelle mir vor wie das Murmeltier in ein “Pfeiferl” im Mund bläst und dieses aufgrund der Energie herausfällt. Beide lachen wir über meine bildliche Vorstellung.

Später erreichen wir eine Forststraße, beim Blick zurück denke ich immer wieder, waren wir wirklich dort oben? Den nächsten Abzweiger wollen wir nehmen, ein Pfad der Richtung Prettau führt, sonst müßten wir in endlosen Kehren auf der Forstschotterstraße ins Tal hinab. Dieser Pfad entpuppt sich als wunderschöner einsamer Weg in abwechslungsreichem auf und ab und weichem Untergrund.

Ohne großen Höhneunterschiede erreichen wir einen alten verfallenen Schuppen, daneben eine Bank. Der Himmel hat sich wärend des Abstiegs zugezogen, die Wolken stehen aber sehr hoch. Das da drüben könnte der Speikboden sein, ein Skigebiet das wir von früher kennen, ob der Holländer noch oben ist? Es fängt doch tatsächlich zu tröpfeln an, noch in die Regenklamotten, dann hört es auch schon wieder auf. Vorbei an der Alprechalm und später über Wiesen steil hinunter nach Prettau. Im Weiherhof  kommen wir zufrieden an, ein gelungener Tag.

6    21.08.2015  Freitag  Prettau   –  Birnlückenhütte
 09:00 – 15:00   937  ^  36   11,4 km

“Wie lange braucht man denn bis zur Birnlückenhütte”, frage ich die Wirtin nach dem Frühstück, die Antwort ist etwas schockierend, “8 Stunden schon, das ist sehr weit”, sagt sie. Ich kann es nicht glauben, habe so an die 5 Stunden höchstens geschätzt.

Erst mal auf Teerstraßen bis nach Kasern, dabei beobachten wir einen Bauern auf einer steilen Wiese beim Gras mähen – mit der Sense. Ist schon ein hartes Stück Arbeit. Es ist schön gemütlich dahinzulaufen und in den Dörfern die blumengeschmückten Häuser zu bewundern, bei einer Schnitzerei erfreuen uns allerlei Figuren.




Am großen Parkplatz geht es dann rund, wie vor ein paar Jahren sind wieder jede Menge Leute unterwegs, fast schon wie eine Prozession.

Erfreulicher Weise entdecken wir nicht weit abseits einen Kreuzweg, der nur wenig frequentiert wird, was mich etwas verwundert. Bis zum Heilig-Geist-Kirchlein führt dieser inmitten prächtiger Landschaft. Kirchenbesuch und eine erste Pause, dann wieder hinein in das Getümmel. Einfach gehen, irgendwann werden die Leute dann schon weniger. Ab der unteren Tauernalm dann der erste größere Aufstieg, viele kehren in der Alm hier ein.

Nach der Kehreralm eine wunderbare Hochebene, wo das Bächlein Ahr / Aurino gemütlich seine Kurven zieht. Nochmal Pause und Brotzeit um für den Aufstieg gerüstet zu sein. Die Serpentinen die sich ewig den Berg hinauf ziehen sind schon zu sehen und danebem das weis/grau der Gletscher.


Tatsächlich sind es gute 450 Höhenmeter am Stück, bis die Birnlückenhütte erreicht ist, hätte ich nicht gedacht und bin auch entsprechend kaputt, die Beine sind von gestern noch etwas schwer. Der Blick aber entschädigt für alles, dieser wunderschöne sonnige Tag sorgt für eine traumhafte Sicht. Logisch dass wir uns erst mal auf der Terrasse Platz nehmen bei Cappucino und Strudel. Nur der Wind stört etwas, er pfeift eiskalt um die Ecke.

Das Zimmerlager Nummer 5 besteht aus einem Stockbett, kleines Nachttischchen und Platz für zwei Rucksäcke, man kann sogar noch nebeneinander stehen – sofern man sich nicht bewegt, da ist eine gute Logistik gefragt.
Klar das man am Abend mit anderen Bergwanderern ins Gespräch kommt, der Abend ist kurzweilig.


7  22.08.2015  Samstag  Birnlückenhütte –  Warmsdorferhütte   
    
08:00 – 13:20  1220  ^  1258   11,2 km


    inklusive Besteigung des Gamsköpfels 3 Std  14:00 – 17:00


Der Zimmerschlüssel vom Weiherhof fällt mir am Morgen aus der Hosentasche, na so was, den sollten wir nicht mit nach Hause nehmen. Der Hüttenwirt meint, kein Problem, sie kämen öfters in das Tal hinab und würden in abgeben.


Die Sonne blendet als wir um 8:00 Uhr aus der Hütte treten, bereit die Birnlückenscharte zu überschreiten. Die mächtige Dreiherrnspitze bedeckt das unter ihr liegende Eis mit ihrem Schatten. Ein schöner Steig führt hoch, beim Blick zurück wird die Hütte immer kleiner, der Gebirgsbach der durch das Ahrntal fließt, blinkt silbern herauf. Aufgestellte rot-weis bemalte Felspfeiler weisen den Weg, in ca. 45 Minuten haben wir die Scharte erreicht. Was uns wohl auf der anderen Seite erwartet? Voller Begeisterung blicken wir auf eine grandiose Gletscherwelt, die Sonne blendet, tief unten glaube ich einen See zu sehen, später entpuppt sich der “See” als Schatten von hoch aufgetürmten langen Furchen, die wohl mächtige Eismassen gegraben haben. Über grobes Blockgestein führt ein Steig den linken Hang entlang gemächlich nach unten. Später geht er in vielen Serpentinen in einen mit Fels durchsetzten Wiesenweg über. Rundherum blüht es in vielen Farben, die Gletscherwelt kommt näher und näher. Ca. 700 Höhenmeter steigen wir hinab, queren dann die breiten Furchen, viele Stege führen über die Rinnsale die zuhauf den Berg herab glucksen.


Pause bei einer einladenden Bank, die wir dann für weitere Wanderer räumen. Die Warmsdorfer Hütte war schon längere Zeit zu sehen, was oft zu falschen Einschätzungen der Gehzeit führt. Ständig müssen Bergeinschnitte ausgelaufen werden, was besonders Christa zunehmend frustriert. Sie meint, die Hütte entferne sich von Biegung zu Biegung. Dann aber haben wir es geschafft, sitzen in der Sonne mit vielen anderen Berggehern. Es ist erst 13:00 Uhr, kurze Stärkung, dann will ich rauf zum Gamsköpfl, heute hindert mich kein Nebel daran.
Christa zieht den Eissee vor, der ist nicht so weit, gerade richtig um etwas zu relaxen.

Nur das nötigste im Rucksack mache ich mich an die 1 ½ Stunden Aufstieg. Wenige Leute kommen mir entgegen, der Eissee ist von weiter oben einsehbar. Der Steig ist nicht zu steil, gut zu gehen, später wechselt der Untergrund über in Schotter und vielen gebrochenen farbigen Platten. Auf dem Gipfel sind Leute zu sehen, drei steigen gerade ab, zwei weitere räumen bald darauf den wenigen Platz neben dem Gipfelkreuz. Ich bin überwältigt, Eis soweit das Auge reicht. Mein Blick wandert von der Dreiherrnspitze zur Westlichen Simonyspitze, zum Vorderen und Mittleren Maurerkeeskopf, zum Hinteren und Kleinen Maurerkeeskopf, weiter zum Großen Geiger, mir gegenüber türmt sich gewaltig der Großvenediger auf. Links grüßt der Hohe Sonntagskopf und die Schliefertürme. Krimmler Kees und Obersulzbachkees bedecken die Steinwüste unter mir mit ihrem “ewigen” Eis.
Noch ein paar Selbstaufnahmen von mir mit Gipfelkreuz, fünf Minuten Gipfelruhe, dann steige ich wieder ab und bin gegen 17:00 Uhr bei der Hütte.

Vier wild aussehende Personen sitzen beim Abendessen mit uns am Tisch. Ich vermute Kletterer mit ihrem Führer. Weit gefehlt; der “Führer” ist der Vater von drei Söhnen, welche auf Biketour sind, aber nicht extrem (die Räder stehen unten). Einer der Söhne hat die Tour geplant, sie machen das öfters. Kernige Burschen, lange Haare oder Rastazöpfe, bzw. andere eigenwillige Frisuren und extravagante Kleidung verleihen allen etwas exotisches. Sie sind gut drauf und erzählen von ihren Abenteuern, ohne dabei zu prahlen. Sie sind aus Dresden und haben auch vom Malerweg schon etwas gehört.

8   23.08.2015   Sonntag  Warmsdorferhütte –  Krimml  
     08:00 – 16:00   156  ^   1401    22,4 km

Ein langer Hatscher erwartet uns heute. Nach dem Abstieg ins Krimmler Achental, laufen wir die Fortstraße raus bis zu den Krimmler Wasserfällen. Der Blick auf die Gletscherwelt bannt mich heute nicht weniger. Was hatten wir gestern für ein Glück, heute ziehen immer mehr dunkle Wolken herbei und verdecken bald die mächtigen Gipfel.

Die Radler sehen wir leider nicht mehr, sie wollten heute weiter über den Drei-Länder-Weg. Einkehr beim Krimmler Tauernhaus, wir ärgern uns über sehr teure Preise – die Schorle in der Warmsdorferhütte war billiger, obwohl diese Hütte schwieriger zu beliefern ist!


Fröhlich marschieren wir weiter, Kühe verstellen den Weg, ein genervter Radler schafft sich einen Weg hindurch. Der erste Wasserfall ist erreicht, schon vorher wuchs die Zahl von Wanderern und Touristen. Hier bei den Wasserfällen und noch dazu am Sonntag ist der Andrang natürlich groß. Kehre für Kehre führt die Straße zum Teil recht steil den Berg hinab, immer wieder mit schönem Blick auf die imposanten Wasserfälle. Einige unserer Bilder werden wohl oder übel zu Hause wieder vernichtet werden, der Nachteil der Digitalisierung.
Eintritt bezahlen? Oben war ein Hinweisschild, wir kommen aber ohne hindurch, niemand hält uns auf. Kaffee und Strudel, dann weg vom Trubel. Eine relativ moderne Frühstückspension hat Platz für uns, wir bleiben gerne.

9    24.08.2015   Montag  Krimml  –  Neukirchen a.G.    
      09:30 – 14:30   192  ^   466  12,2 km


Den Plan heute schon auf das Wildkogelhaus zu steigen, haben wir gestern schon verworfen. Es soll ein etwas entspannterer Tag werden. Den Akku wieder aufladen, wenn möglich mit einer Sauna am Nachmittag ist unsere Überlegung. So schlendern wir erst auf dem Krimmler Tauern Radweg dahin, wechseln später auf einen gemütlichen Waldsteig und erfreuen uns an netten, wohl von Kindern gebauten “Krippen”, bzw. “Ställen” für Kuscheltiere. Zwischenzeitlich sonnen wir uns auf einer Bank und erreichen später Neukirchen am Großvenediger. Das erste Hotel gleich? Nein, das schaut mir zu nobel aus, weiter in den Ort in eine Info. Diese schickt uns dann doch wieder zurück, mit Sauna hat nur das Hotel Steiner noch ein Zimmer. Aber, es wird ein guter Preis verhandelt, inbegriffen auch eine Bergfahrt auf den Wildkogel. Bald schon geniesen wir die Sauna – die Anlage ein wahres Gedicht – und später ein vorzügliches Menü. Noch eine halbe Stunde bei lauer Luft auf der Terrasse, dann aber ab ins Bett.

 
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