Caoria - Rasen/Antholz - Wandern so lange der Urlaub reicht

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Rom - Edling

Caoria - Passo Rollo   „auf einsamen Pfaden“              


Der Mann der aus dem Auto steigt sagt das gleiche, wie die Frau vorher im Ort; "puh, da habt ihr heute eine lange Tour vor euch". Auf alten Steinplatten steigen unsere Füße gemächlich nach oben, froh diesen uralten Weg gefunden zu haben. Immer wieder stoßen wir auf die Teerstraße, welche in großen ausladenden Serpentinen verläuft. Gut dass wir nicht dort laufen müssen. An einer Weggabelung treffen wir auf 6 Radler/innen, eine geführte Tour. Freuen uns wieder in unserer Landessprache sprechen zu können – in dieser abgeschiedenen Gegend ist deutsch, Mangelware. Christa geht dann links weiter, während ich meine Jacke ausziehe. "Halt rechts geht´s rüber", rufe ich, sie hört mich nicht. Der Blick in die Karte zeigt, auch links kommen wir ans Ziel, ein Friedenswegzeichen werden wir aber nicht finden. So orientieren wir uns an den Namen "Bus di Sotto", "Malga Valzancetta" und "Forcella Valzanchetta". Wieder ein Weg wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Wir steigen höher und höher, in wunderbarer Landschaft, irgendwann verblüfft mich ein Motorengeräusch, ein Flieger? Nein, auf diesem holprigen Weg kommt tatsächlich ein Kradfahrer daher – keine Motocrossmaschine! Wasserläufe werden gequert, die Fels- gipfel der Lagoraikette treten immer größer und imposanter hervor. Die Alm ist erreicht, langer Stall und ein in der Mitte des Dachstuhls eingeknicktes Haus, eine Lawine? Schafe mit ihren frisch geborenen Kindern erfreuen uns. Weiter hoch, immer weiter, sehr nass und schlüpfrig ist es hier, auch das wird überwunden. Dann endlich stehen wir auf 2251 Meter und genießen wieder einmal diese unglaublichen Momente, der Blick in ein neues Tal, in eine völlig neue Bergwelt. San Martino grüßt aus dem Tal, darüber die ganze Gebirgspracht. Eine schroffe Felszenerie die gen Himmel ragt, die Paledi San Martino. Das zu sehen ist die Belohnung für unsere Mühen. Wer rauf geht, muss auch wieder runter, der sehr nasse Pfad wird weiter unten zur Skipiste, die unangenehm steil wird. Der Friedensweg ist wieder da und führt mit der Markierung Nr. 10 zum Rifugio Colbricon. Bis dahin ist aber noch ordentlich zu laufen. Noch eine Scharte, hinüber zum See, auf der anderen Seite steht das Rifugio. Es wird gerade rausgewischt, die Frage nach einer Übernachtung wird verneint. Diese Hütte hat keine Betten, nur Gastronomie. Was ich da wohl wieder gelesen habe. Noch knapp eine Stunde zum Passo Rollo und ins erste Hotel, es ist spät genug.



Passo Rollo - Passo Pellegrino     „Gipfel versus Passo“             

Das deutsche Ehepaar aus Remmingen hat uns gestern beim Abendessen schon Gesellschaft geleistet. Sie sind neugierig auf unsere Erlebnisse, sie wandern selber gern. Passo Rollo, im Wanderführer steht: Weiterfahrt mit Bus zur Statione Forestale. Das gefällt uns gar nicht. Recherchen in der Karte haben mich eine andere Möglichkeit finden lassen, auf die ich stolz bin. Nach der Panoramastrecke "Campigolo della Vezzana, führt der Weg 749 zum Passo Valles und mündet in den Dolomiti 2. Dieser bringt uns weiter zum Passo Pellegrino. Packen wir´s an, Abkürzer (keine Verbotenen – meine Frau würde schimpfen)  bringen uns der Traumstraße näher, manche sind sehr steil. Die Sonne sendet ihre Strahlen durch den aufsteigenden Nebel, und lässt die Bergriesen mystisch erscheinen. Die Speicherkarten unserer Fotoapparate werden voll und voller. Trotzdem lässt sich nicht alles so einfangen, wie man momentan fühlt. In einem See spiegelt sich die Baita Segantini, die Wiesen blühen in voller Pracht. Auf dem breiten schottrigem Spazierweg der über viele Serpentinen abwärts führt, tummeln sich eine Menge Leute. Weiter unten in einer breiten Senke plätschert ein Bach in vielen Kehren gemächlich dahin. Auf den saftigen Weiden grasen eine Menge braun gelber Kühe. Die geben sicher eine gute Milch. Ein entgegenkommender Passant ruft, "schau Jakobspilger", er hat unsere Muscheln am Rucksack entdeckt. Ich kläre in auf, dieses Stück Weg gehört zur Gesamtstrecke Rom -  Wasserburg. Der Abzweig ist erreicht und gleich ist es ruhiger, wir sind wieder alleine unterwegs. Eine Notunterkunft steht am Wegesrand, der Blick hinein bestätigt meine Ahnung. Warum können manche Leute ihr Gerümpel nicht wieder mitnehmen? Wir stehen auf der Forcella die Venegia auf 2373 und sehen runter zum Passo Valles. Der gut angelegte Steig bringt uns später zu gewaltigen Murenabgängen, der Weg ist aber schon wieder hergerichtet oder umgeleitet. In der nahen Kapelle wird es Zeit mal danke zu sagen. Danke, für das bisher erlebte und dass wir ohne Blessuren durchgekommen sind. Dann erst gibt es Kaffee und Strudel. Ein paar Tropfen fallen vom Himmel, umziehen brauchen wir uns aber nicht beim Weiterweg. Der Himmel ist bewölkt, die meisten Bergspitzen aber frei. Rechts vorne kann ich die Civetta ausmachen, auf diesem Band müsste die Tissihütte stehen. Erinnerungen zu unserer Venedig Wanderung werden wach. Und jetzt steigen wir hier herum. Geradeaus, rechts oder links, das ist die Frage. Am Wegweiser deutet ein Zeichen zu einer Alpenvereinshütte, aber ohne Zeitangaben. Oben auf dem Berg ist ein Gebäude zu erkennen. So entsteht die Idee, es könnte die Alpenvereinshütte sein Also links weiter, gesagt getan, rauf zum Col Margherita. Ein gutes Stück Arbeit. Das Gebäude entpuppt sich als Liftstation, sonst ist nichts zu sehen. 5 Italiener kommen gerade vom Gipfel herunter, ich frage nach dem Rifugio. Die Karten raus, reingeschaut, hin und her überlegt, dann die Antwort: "hier leider nicht, ca. 2 Stunden weiter hinten, oder wieder absteigen bis zur Scharte". Jetzt wo ich meine Karte genauer ansehe, leuchtet mir mein Fehler ein, das Rifugio ist am Passo Pellegrino, nicht auf dem Berg! Jetzt um 16:30 noch ganz absteigen? Nein, wir nehmen die letzte Talfahrt. Für mein Gewissen; dieser Aufstieg war genauso lang wie der verpasste Abstieg und sicher anstrengender, also sind wir quitt! Menschenmassen über Menschenmassen als wir die Gondel verlassen. Der schiere Wahnsinn. Was soll das, was bedeutet das, heute ist Freitag. Wir fürchten um eine Unterkunft und doch, im Hotel Cristallo ist was frei, sogar mit Sauna. Eine unscheinbare ältere Dame wird auf uns aufmerksam, wie wir da so stehen mit unseren Rucksäcken, "Domire?" fragt sie Christa; "Ja, bitte". "Uno Momento", und weg ist sie, dafür kommt ihr Sohn, der Besitzer.

Passo Pellegrino  -     Rif. Contrin   “chatten statt sprechen”     

                
Die gewaltige Menschenmenge gestern hat mich veranlasst das nächste Quartier reservieren zu lassen, welches am Marmolada liegt, das Rifugio Contrin. Da wussten wir noch nichts von der Ursache der Völkerwanderung, ein Open-Air Konzert mit zwei bekannten italienischen Sängerinnen sei gewesen, erklärte der Wirt nach Befragung. Traumwetter und warme Temperaturen lassen uns fröhlich los marschieren, wieder eine selbst gewählte Strecke, entgegen unserem Wanderführer. Eine Forststraße führt nach Fuchiade, in diesem kleinen gemütlichen Ort war gestern das Konzert. Die Lage dazu ist einmalig, ein weites Tal, umringt von Bergen. Überhaupt dieser Ort, ob beim Brunnen, der Kapelle, an jedem einzelnen Gegenstand, kann man die Liebe zum Detail erkennen. Dann beginnt der Pfad, erst in Wiesen, bald danach den Felsrand erreichend. Schotter und nochmals Schotter, in weiten Kehren geht es nach oben. Mal grobe Steine, mal feine, ich weiß nicht was besser ist zu gehen. Einige Leute kommen entgegen, manche überholen uns. Auch zwei jüngere Italiener, die sich die ganze Strecke über angeregt unterhalten, die müssen Puste haben. Gemächlich den Berg hoch, gemütlich, nicht eilig, Schritt für Schritt. Für wen eigentlich? Für mich, Körper, Geist und Seele kommen dabei zur Ruhe. Der Schritt wird automatisiert, die Augen nehmen wahr. Diese ganze prächtige Kulisse, die Farben, das Tal das immer weiter wird. Die Berggipfel die immer näher kommen. Nach weiteren Serpentinen im Geröll stehen wir schließlich oben, Forcella Cirelle, 2683 Meter. Die Pause ist wohlverdient. Ich aber bin unruhig, habe noch nicht genug, noch weiter hinauf? Es wären Wege vorhanden, aber geht es sich von der Zeit her aus? Umwerfend diese Atmosphäre hier oben, diese karge Vegetation, von dort drüben leuchtet es weiß herüber – der Gletscher - , aber es ist zu weit. Christa ist schon beim Abstieg, ich wurstle noch im Rucksack rum, plötzlich Bremsgeräusche. Tatsächlich ein Biker, ich glaub´s nicht. Weit kann er aber nicht gefahren sein. Später sehen wir in noch weiter oben, sein Rad´l tragend. Feines Geröll auf glattem Felsen fordert erhöhte Vorsicht. Neue Aussichten werden frei, dort hinten, das könnte der Sella- stock sein. Verrostete Blechdosen, Stacheldraht und Kreuze erinnern auch hier an alte Kriegszeiten. 2 Bergsteiger  kommen von unten entgegen, gleich müssten sie wieder sichtbar werden, ich hör was rumpeln, was war das? Kurz darauf wissen wir was es war, ein dickes Schneebrett, zwischen Felsen gelegen, ist beim besteigen abgebrochen. Wir, die gerade darauf gehen, überlegen wie am besten runterzukommen ist. An die Kante gesetzt, brr. kalt und runter gesprungen, ist doch ganz einfach. Weiter unten plötzlich Schreie, ein Kind ruft, wir verstehen Papa, Papa. Entwarnung, keine Gefahr, der Papa turnt in den Felsen herum und der Sohn sieht in nicht. Die weitere Familie hat es sich auf einer Decke gemütlich gemacht. Rifugio Contrin, viel zu früh sind wir angekommen – wir haben ja reserviert. Ein weitergehen nach Penia wäre schon noch möglich gewesen, der Nachteil einer Reservierung. Aber, schönes Zimmer, gutes Essens. Unterhaltung? Wenig. Eine "Engländerin?" kann ihren Laptop nicht einmal beim Essen ausschalten, mit der rechten Hand schiebt sie die Nudeln in den Mund und mit der linken muss sie ständig chatten, zwei 4 er Gruppen sind mit sich selber beschäftigt.
PS. zweimal flog ein Hubschrauber ins Marmoladagebiet.

Rif. Contrin    - Pieve di Livinalongo “unbekannter Glücksweg”
                    

Kühe begrüßen uns, sie haben ihre Jungen dabei. Ich merke schon denen sollte man nicht zu Nahe kommen, die Mütter stellen sich schützend vor sie. Eine gesunde frische braune Farbe haben alle, denen geht´s gut. Erst wandern wir gemütlich die Forststraße entlang, bis dann rechter hand ein Steig steil hinab führt. Beim Blick auf die Sella rätsle ich, ob das Haus dort oben das Rifugio Viel dal Pan am Bindelweg sein kann, auch eine Etappe des Weges von München nach Venedig: Heute am Fedaia See kreuzt sich ohnehin der Weg mit dem von vor zwei Jahren. Bis wir das Rifugio Castiglione (damalige Übernachtung) erreichen, ist viel Wald zu durchqueren, lange Zeit an einem idyllischem Bach entlang. Den Riesen Marmolada ständig vor Augen ist auch noch ein Anstieg von etwa 400 Höhenmetern zu bewältigen, zum Schluss an einem schön angelegten Kreuzweg. 12:30 Uhr, gerade recht zum Mittagessen. Zu unserem Tisch gesellt sich ein Motorradfahrer mit seiner Frau, eindeutig bayerische Töne. Sie sind aus Rosenheim. Berti und Bärbl unsere damaligen Begleiter, schicken wir eine SMS. An meinem Geburtstag wieder an der Stelle von damals zu sitzen ist gut getimt. Ich freue mich auf den Aufstieg Richtung Monto Padon, wir genießen die traumhafte Sicht zum Marmolada, der über dem Fedaia See trohnt. Hoch droben, gerade noch nicht von aufziehenden Wolken verdeckt, die Seilbahnstationen über dem "ewigen" Eis. (Auch hier schmilzt der Gletscher). Oben angekommen ist guter Rat teuer, wo geht es runter. Ich frage eine Gruppe Radfahrer, einer kann uns Tipps geben. Den Bikern gehen wir gerne aus dem Weg, als sie in halsbrecherischem Tempo vorbei sausen, nur zwei Mädeln haben etwas "Respekt" und eine verbremst sich leider. Dann werde ich irgendwann ärgerlich, ständig wechselt die Wegnummer, 698 sollen wir gehen, 699 heißt es immer wieder. Dieser führt aber nach Arabba und da wollen wir nicht hin. Immer weiter und weiter geht es bergab, dort drüben wieder hoch? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen, ich will ja nicht auf den Passo Padon (2309 Meter). Querfeldein über Wiesen, einen Hügel hoch, dort sehe ich einen Karrenweg der in einem Wald verschwindet. Das probieren wir, die Richtung stimmt. Christa ist nicht begeistert. Keinerlei Wegweisung über zwei Stunden. Nur gehen und gehen, Gott sei Dank keine Sackgasse. Die Richtung weiß ich, stimmt. Das andere ist auch Glück, tatsächlich nach extrem steilem Abstieg wieder auf die richtige Fährte zu stoßen. Pieve steht auf einem hölzernen Schild, ich atme durch. 18:00 Uhr ist es mittlerweile und Pieve noch ein Stück entfernt, aber der Kirchturm ist bereits sichtbar. Es liegt ein Bach dazwischen, was einen erneuten Abstieg und natürlich drüben einen Aufstieg bedeutet. Trotzdem – obwohl beide schon kaputt – wird nicht lamentiert, sondern noch die Natur bewundert. Herbstzeitlose so weit man sieht. Dann ist es geschafft, ein Albergo gibt es in Pieve di Livinallongo; heute Ruhetag. Heute an meinem Geburtstagssonntag. Klopfen, keiner hört, außen rum, private Glocke, Sprechapparat, der Hausherr kommt, wir werden aufgenommen. Sehr herzlich bietet uns die Hausherrin noch eine Gemüsesuppe und eine kalte Platte an. Vielen Dank.

Pieve   -   Rif. Col Gallina       „überfüllter Lagozuai“
                   

Col die Lana, Monte Sief, im Buch des Friedensweges beschrieben, lasse ich sausen. Das wäre heute noch mal eine sehr anspruchsvolle Tour und mein Wunschziel Rifugio Lagazuoi noch nicht mal erreicht. Wir gehen Richtung Castello, dann Falzarego Pass. Die Dolomiten sind einfach ein Genuss, ich kann mich kaum satt sehen, erst ruht der Blick auf den Wänden der Civetta die sich vor uns aufbauen, links davon der Monto Pelmo, nicht minder mächtig und dass bei strahlendem Sonnenschein und tiefblauem Himmel. Irgendwann tauchen wir in einen Wald ab, von der Forststraße zweigen Steige ab. Nicht unser Tag heute, zweimal kehren wir reumütig wieder um. Erst ist der Steig nicht richtig, dann die Forststraße. Schließlich stehen wir doch beim Castello und bewundern die alten Mauern, rein können wir aber nicht. Wir freuen uns wieder einen Steig gefunden zu haben, die Markierungen führen über nasse Wiesen nach oben, dann in den Wald und weg sind sie wieder. Umkehren tu ich gar nicht gerne, also schlage ich mich quer Feld ein nach oben durch und habe Glück bei einer Kehre des Passes herauszukommen. Rucksack abgeschnallt, meine Frau gesucht und auf Teer weitermarschiert. Ein paar Kehren und wieder – diesmal aber überschaubar – einige Abkürzer. Passo Falzarego, das ist er also, Parkplatz, Liftstation, Hotel und ein Cafe das dermaßen voll mit Antiquitäten und sonstigem "Gerümpel" ist, dass wir rückwärts wieder raus gehen. Lieber keine Kaffee als hier bleiben. Den Weg gesucht, ein paar "Wurzelseppen" fotografiert, der Aufstieg kann beginnen. Kehre für Kehre geht es nicht zu steil nach oben. Meter für Meter gewinnen wir an Höhe, zum Vergleich sind hier viele Leute unterwegs. Ausgerechnet jetzt muss Christa pinkeln, weit und breit keine Möglichkeit sich zu verstecken, was tun? Schnell, momentan sind keine Leute in Sicht, also Hose runter, unterm bieseln biegt eine große Gruppe Leute um die Ecke. „Wasserhahn“ zu, Hose provisorisch hoch, so tun als würde sie fotografieren. Husten oder Lachen darf sie jetzt nicht. Gott sei dank ist die Gruppe vorbei, Wasserhahn wieder auf. Die Bergkulisse um uns herum wird immer imposanter. An der Forcella Lagazuoi – 2571 Meter - bleiben wir stehen und blicken ehrfürchtig in die Runde. Dann halten wir uns links, Richtung Rifugio, das noch ca. 250 Meter höher liegt. Ein eisiger Wind lässt uns bald Handschuhe und Stirnband anziehen. Der Felsen links vom Aufstieg ist ausgehöhlt. Stellungen wurden in den Fels geschlagen. Die Menschenmenge macht mich unruhig, ob da oben eine Übernachtung möglich ist? Ich werde schneller, nicht noch überholen lassen. Die Hütte ist erreicht, einige stehen an und fragen. Die Antworten alle gleich; "reserviert?" Ja. „Ok, bitte da rüber.“ Ich bin an der Reihe; "Reserviert?" Nein. "Tut uns Leid, alles bis zum geht nicht mehr ausgebucht". "Was tun?" frage ich, "runter fahren und unten was suchen oder weitergehen, die Bahn schließt um 17:00 Uhr". Schock, Christa kommt gerade und ich winke ab, sie versteht sofort. Während ich noch Bilder mache, ruft sie mich; "komm, die Bahn fährt gleich!" Ja wirklich, kurz vor 17:00 Uhr. Unten angekommen sind wir erst mal ratlos, ein Schild, Bett in 2 km Richtung Valparola Pass. Mir ist das zu weit. Christa schlägt schon die Richtung dazu ein. Eine Hütte mit Klettersetverleih, ich frage und habe Glück, die Frau versteht deutsch. Richtung Cortina käme ein Rifugio, sagt sie, ca. 500 Meter. Es werden ein bisschen mehr, aber egal, wir bekommen ein Quartier. Überteuert und die schlechtesten Betten – "Hängematten" - auf dem ganzen Weg. Ja hier können sie das verlangen, stellen wir sauer fest. Der Abend wird aber gemütlich, mit einem Kletter- pärchen und vier kernigen Wanderern, gibt es lebhafte und lockere Gespräche. Hatten wir schon lange nicht mehr.


Rif. Col Gallina   - Rif. Pederü                 „unnötiger Abstieg“                

Was tun, fragten wir schon gestern Abend, hier das ganze abbrechen, oder einfach weitergehen, wohl wissend dass die Hütten Lavarello und Fanes schon überfüllt sind? Noch mal in die Karte geguckt, Pederühütte ca. 2 Std. weiter als Fanes, müsste machbar sein, denke ich. Der Wirt ruft an und wirklich, die haben noch was! Das schlechte Gefühl ist erstmal weg. Dann schauen dass wir die erste Bahn nach oben kriegen, schaffen wir. Zapfig, aber wunderschön, wieder stahlblauer Himmel. Abstieg zur Forcella und wieder etwas zurück, nicht Weg 20 a ist unserer - das ist ein Klettersteig - sondern 20. Ja, ja wenn man die Karten nicht lesen kann...  Stetig geht`s bergab, gut zu gehen, das man im Schotter aufpasst versteht sich von selber. Ein Pärchen kommt entgegen, kurzer Ratsch, der lang und länger wird. Zum Schluss noch die Mitteilung der Übergang über die Forcella di Lago sei gesperrt, Erdrutsch. Wir müssen wohl oder übel über das Rifugio Scotoni absteigen und später wieder hoch. Na Mahlzeit, wo der Weg so schon lang genug ist. Ein überaus steiler Weg führt zur Hütte hinunter, erhöhte Vorsicht. Unten gönnen wir uns eine herzhafte Mahlzeit und fragen die Wirtin, wie lange der Übergang denn schon gesperrt ist. 1 Monat ist die Antwort, wir schauen uns verdutzt an und sie spricht weiter, "Ihr hättet schon drüber gehen können, ist schon wieder gespurt, Sicherheitshalber ist das Schild halt noch angebracht". Ein schwacher Trost. Noch mal 300 Höhenmeter runter zur Caspanna Alpina, um dann wieder 600 rauf steigen zu müssen. Genug gehadert, wenn man so was macht, muss man auch mit solchen Dingen rechnen. Und ist bisher nicht alles blendend gelaufen? Der Dolomiti 1 hat uns wieder, zäh war der Aufstieg bei dieser Hitze, jetzt aber führt der breite Weg in dieser Hochebene fasst schon wie eine Autobahn dahin, wunderbar zu laufen in wunderbarem Gebiet. Jetzt kann ich verstehen, warum hier so viele Leute sind. Nicht nur Wanderer wie wir, auch für Biker ist dass ein Eldorado. 4 Radler kommen entgegen, bitte ein Bild von uns machen vor dieser prächtigen Kulisse, tun wir gerne und werden im Gegenzug auch abgelichtet. Der Limosee ist da, auf der Karte sind nicht zu weit weg die Refugios Lavarello und Fanes abgebildet. Ich kann sie nirgends sehen. Später weiß ich warum, sie sind weit unten in einem Tal neben dem Vigiliobach eingebettet. Die Faneshütte ist ja riesig, irgendwie schon zu groß, unpersönlich, ein Cappuccino muss aber sein. Jetzt um ca. 16:45 Uhr begehen wir wieder die Schotterstraße, die schon sehr steil zu dieser Hütte geführt hat. Von 10 Bikern, sind höchstens 2 hochgefahren, alle anderen mussten schieben. Ein paar davon lagen oben entkräftet am Straßenrand. Jetzt ist es flacher, weiter unter dann wechseln wir auf einen Abkürzer, der sich wunderschön durch die Landschaft windet. Wo ist Pederü? Fragen wir uns, um dann endlich an einer Kante stehend das Rifugio noch weit, weit unten zu erblicken. Rechts die Forststraße die sich in vielen Kehren hinunterschlängelt, hier der doch wieder sehr steile schotterige Steig. Ein komisches grüngrau hat hier der Untergrund, Licht und Schatten zaubern vielfältige Farben. Eine noble Unterkunft, gutes Essen, zwei geführte Radlergruppen sind mit uns im Speisesaal.

Rif. Pederü -   St. Veit           „Telefon oder Megafon?“

        
Die Kehren, teils asphaltiert mit Querrillen weil sie so steil sind, haben wir gestern Abend schon gesehen. Die steigen wir heute morgen nun hoch, einige Leute kommen schon entgegen, Frühaufsteher die wohl im Rifugio Fodara-Vedla oder aber auch in der Senneshütte übernachtet haben. Letztere nützen wir so nach 2 Stunden für ein kühles Cola, das gibt Kraft. Eine Variante bringt uns durch eine mondähnliche Landschaft immer weiter dem Seekofel entgegen. Wir bewundern die neuen schräg gestellten Felsformationen und mächtigen Wände. Über dem Grün einer Wiese ragt ein diamantenähnlicher bombastischer Berg, das könnte der Monte Cristallo sein denke ich und habe recht. An der Forcella Sora Forno ist viel Platz für eine verdiente Rast, den Seekofel schenke ich mir, wohl wissend, die zwei Std. würden hinterher fehlen. Nicht, das er mich nicht reizen würde. Auch hier herrscht reger Verkehr, der Pragser Wildsee – noch ca. 3 Std. entfernt – ist eben ein Touristenparadies. Es hilft nichts, wir müssen weiter und wenn es hier in der Sonne noch so schön ist. Über grobes Geröll steigen wir ab, gelangen später in einen Kessel und passieren eine Wand die mit Ketten gesichert ist. Wir und das Pärchen das gerade herauf- kommt können uns da gut festhalten, aber nicht der Hund den die beiden mitführen. Der tut sich etwas schwerer, er wird geschoben und gezogen. Ein Mann aus Neumarkt St. Veit verwickelt uns in ein Gespräch, es geht über Fernwandern und die besten Urlaubszeiten. Als er sagt; "das können sich nur Paucker leisten, wissen wir, er ist in einem Schulberuf tätig". "Meine Familie ist heute mit dem Auto schon nach Hause gefahren, ich will noch auf den Seekofel steigen. Hinterher fahre ich mit dem Motorrad heim" erzählt er weiter. Riesige Geröllfelder, abgeschwemmt bis ins Tal, queren wir immer wieder, unten leuchtet uns das Grün des Sees entgegen. Unsere Knie jammern und sind froh endlich unten angekommen zu sein. Eingegliedert in die Menschenmassen marschieren wir Richtung Hotel und trinken in den Nähe gemütlich Kaffee. Ca. 45 Minuten entfernt ist St. Veit, da gibt es sicher was zum schlafen für uns, hier ist es uns zu unpersönlich. Noch ein schöner Marsch durch einen Wald, dann beim ersten Hotel anfragen. Nein, alles voll ist die Antwort, das gleiche beim zweiten und beim dritten. Weiter Richtung Ortschaft. Bei der Eggerstube schließlich haben wir Glück, wir bekommen ein Zimmer das sonst wohl ein Familien- angehöriger hat. Vier Familien sitzen beim Abendbrot, zweimal Italiener, zweimal Deutsche. Erst spricht jeder nur für sich. Dann beginnt es; ein Handy bimmelt, lautstark wird angenommen. Sagenhaft wie die Frau in das Telefon brüllt. Der deutsche Gast sagt gerade so laut das ich es hören kann; "das ist ein Telefon und kein Megafon". Ich kann mich vor lachen kaum noch halten, nur es soll nicht auffallen. Das andere italienische Pärchen telefoniert und SMS`t das ganze Abendessen über und von wegen junge Leute, nein aufgetakelte Leute zwischen 50 und 60 Jahren. Die Reserviertheit des deutschen Paares verliert sich, nachdem die Italiener den Speiseraum verlassen haben, wir reden über Gott und die Welt.

St. Veit -   Olang            „Achtung Gefahr!“           


Hier keinen selbstgemachten Speck mitzunehmen, wäre eine Sünde. Da es der letzte Tag ist, ist das auch kein Problem. Christa wollte schon noch weiter. Um bis ins Ahrntal zu kommen, sind noch 3 Nächte notwendig, rechne ich ihr vor. Dann ist erst am Sonntag die Heimfahrt möglich. Zu spät um noch regenerieren zu können. Anfangs ist der Weg noch angenehm, an einem Bach entlang und über Teer einen der Hügel hinauf. Im Dorf dort oben zweigt ein Wald und Wiesenweg ab, noch mal die Pracht von gelben Blumen überall. Die Beschilderung wird spärlich, den Höhenweg weiter oder zum Hof hinab? Wir gehen oben weiter, auch weil ein Hund dort unten ständig bellt. Weiter und weiter und der Weg zieht sich immer höher hinauf, keinerlei Schilder. Doch wieder umkehren, obwohl uns das gar nicht freut. Der Hof kommt näher, der Hund auch. Wild bellend versperrt er den Weg, wir müssen aber da durch. Es scheint niemand da zu sein, darum wohl auch das aggressive Verhalten des Hofhundes. Ganz vorsichtig, ruhig und so unaufgeregt wie möglich gehen wir am zähnefletschenden Ungetüm vorbei, unsere Stöcke sind ein guter Schutz. Puh, geschafft, so etwas hatten wir schon lange nicht mehr. Die Straße, der Weg wird eben und immer langweiliger. Auch der Olanger See heitert uns nicht besonders auf. Ich kann mich zwar erinnern hier schon mal vorbeigekommen zu sein, damals als wir mit unserem Sohn nach Venedig geradelt sind. Olang ist erreicht, unsere Körper rebellieren schon, das Hirn hat gesagt, letzter Tag. Die Muskeln stellen sich schon auf Erholung ein. In Mittelolang steigen wir schließlich in einen Bus ein der uns zum Bahnhof nach Bruneck bringt. Was noch fehlt für die komplette Tour; Mittelolang bis Rasen-Antholz, Rasen-Antholz bis Riesenferner Hütte, Riesenferner Hütte bis Rein in Taufers, Rein in Taufers bis St. Jakob im Ahrntal. Zwei Stunden Aufenthalt bei Franzensfeste, geschafft und genervt suchen wir einen Laden, Proviant gekauft für die weitere Zugfahrt, das Obst essen wir gleich. Im Zug sitzen wir auf Klappstühlen im Gang, da er übervoll ist. Erst in Innsbruck wird es bequemer, um 21:30 schließlich, sind wir zu hause.

Olang- Rasen Arnholz

 
 
 
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