Edling - Richterhütte - Wandern so lange der Urlaub reicht

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Von Edling in das Ahrntal

Edling    -  Ramerberg  „zur Umkehr bewegt“  
                                          

Ein turzinsches Prinzip lautet: ganz egal wo und was das Endziel der Reise ist, es beginnt bei der Haustüre. Sei es Santiago de Compostela, Venedig oder wie jetzt Rom, am Ende wurde insgesamt immer die gesamte Strecke gegangen oder so wie früher mit dem Rad gefahren. Wie viele Etappen dazu benötigt werden, ist egal, obwohl das nicht ganz stimmt; es sollte schon noch überschaubar bleiben und nicht zu zerrissen sein. Um Urlaubstage zu sparen, nutzen wir ein paar Sonntage dazu, nicht schon in der näheren Umgebung übernachten zu müssen. Heute ist das Ziel Rosenheim, mit knappen 30 km nicht ganz so ohne weiteres zu laufen. Um 9:30 kommen wir erst los und es ist schon gut warm, bzw. schwül. Natürlich fallen wir auf, als wir mit unseren großen Rucksäcken durch die Ortschaft marschieren, "Aha die Turzin´s wieder auf Wanderschaft" meinen ein paar Radler die uns entgegenkommen. Wenn man dann sagt, "Rom ist das Endziel", gucken manche Leute schon etwas komisch. Bis zur Eisenbahnbrücke geht es gut und fröhlich voran, dann aber wandern unsere Blicke öfters mal nach Westen, wo dunkle Wolken aufziehen. Unten in Bruck meinen wir ein entferntes Donnern zu hören. Als wir dann in Ramerberg sind, ist der Himmel über uns rabenschwarz und Wind kommt auf. Wir sitzen im Bahnhofshäuschen und machen erst mal Brotzeit, von einer Wetterbesserung aber keine Spur. Was tun? Weitergehen? Davor graust uns, heftige Unwetter in der letzten Zeit mit von Blitzen verletzten Personen, lassen die Entscheidung reifen, umzukehren. Gespenstisch sieht der Himmel aus, wir stehen in der prallen Sonne, im Süden und Osten dagegen ist es pechschwarz. Nach Westen verdeckt der Wald die Sicht. Erst als wir das Tal wieder verlassen haben, erkennen wir, dass der ganze Spuk schon vorbei ist und wir bedenkenlos bis Rosenheim hätten marschieren können. Was soll`s, so muss eben ein anderer Tag herhalten und es ist dann auch nicht mehr so weit.   


Ramerberg  -  Rosenheim  „bevorzugte Einfachheit“


Auf ein neues, mit dem Auto fahren wir zum Ramerberger Bahnhof und steigen wieder in unsere Route ein. Bei der letzten Rechtskurve vor der Ortschaft zweigt links der Jakobsweg Richtung Rott ab und führt auf einem gemütlichen Wald- und Wiesenweg an den Bahngleisen entlang. Bei Katzbach kommen wir am Hof eines alten Freundes vorbei, der uns neugierig nachschaut. Da wir uns lange nicht mehr gesehen haben, kehren wir um und befinden uns nach einem großen "Hallo" in einem ausgiebigen Ratsch. (Es gehört einfach dazu, solche Gelegenheiten zu nutzen). Entgegen meiner ursprünglichen Planung, über Hochstädt nach Schechen zu gehen, reift der Entschluss, doch bei Lengdorf über die Arge zum Innradweg zu gehen. Den langweiligen Damm wollte ich eigentlich vermeiden, beim Blick auf die Karte sind die Wege von Ort zu Ort aber auch nicht aufregender, zudem muss man sich immer wieder neu orientieren. Auf dem Damm aber zählt nur eine Richtung. Wie viele Radler werden wohl unterwegs sein? Um Abwechslung zu haben, zähle ich die entgegenkommenden und Christa die, die von hinten kommen. 104 zu 42 ergab die Zählung. Ca. ein Drittel der Radler trug einen Helm, ein Drittel waren Satteltaschenfahrer, die meisten waren gut gelaunt, die sportlichen grüßen so gut wie nicht (keine Zeit), bei mancher Miene fragt man sich, warum er/sie sich überhaupt aufs Rad setzen. Einer freudestrahlenden etwa Zehnjährigen folgten Mama und Papa mit grimmigen Gesichtern. Da hat sich die Tochter wohl durchgesetzt, eine Radltour zu machen, denken wir uns. So vergeht die Zeit doch recht rasch und Rosenheim ist erreicht. Ein

Volksfest an der Mangfall erklärt die vielen Leute, die hier unterwegs sind. Wir suchen den Bahnhof, ein Zug müsste gegen 15:00 Uhr Richtung Heimat gehen. Nach kurzen Orientierungsschwierigkeiten finden wir unser Ziel und sind tatsächlich schon um 16:00 Uhr zu Hause.

Rosenheim  -  Arzmoos     „Querfeldein“     

Mit großem Rucksack wandern wir nach Wasserburg/Inn Bahnhof / Ort Reitmehring, um mit dem Zug nach Rosenheim zu fahren. Wir wollen  bis ins Ahrntal gehen. So etwa 10 bis 12 Tage sind dazu eingeplant, die Etappen sind so ungefähr berechnet, trotzdem weiß man nie, was kommt. Über Aising, Pang gehen wir nach Westerndorf, dazu unterqueren wir erst die Bahn in Rosenheim und finden auch recht zügig die richtigen Straßen. Vor  Westerndorf führt ein Weg nach Süden, viele Radlfahrer treffen wir hier, Autofahrer sind selten, genau richtig für uns. Einiges Getier überquert die Straße, Christa schützt eine grüne Riesenraupe vor dem "Autotod". Sie wäre doch etwas zu langsam gewesen. Der etwas "ausgebremste" Autofahrer war über Christas "Heldentat" wenig begeistert und zeigt ihr den Vogel. Später lädt eine Bank zur Rast ein, gerade zur rechten Zeit mit Schatten und ruhiger Lage. Die Autobahn wird überquert, schadenfroh blicken  wir über den zähfließenden Verkehr, Schilder warnen vor Stau. Kann uns nicht passieren! Lange geht es "brettleben" geradeaus dahin bis Nicklheim, stimmt das noch? Ja, da vorne ist der Fußballplatz an dem wir vorbei müssen. Dann führt der Weg endlich etwas bergauf in einen Wald und wir erreichen schließlich die "Schwarze Lake". Am gut besuchten Gasthof genehmigen wir uns Kaffee und Kuchen und werden dabei über unser Vorhaben befragt. Zwei Radler wundern sich darüber, dass wir auch schon da sind, sie hatten uns weit vorher mal überholt. Einheimische geben Tipps für den Weiterweg, die wir gerne befolgen. Richtung St. Margarethen gehen wir nun, die Gegend ist buckliger, aber auch abwechslungsreicher und wir kommen gut voran. Am Fohlenhof vorbei, noch stimmt alles, über die Wiese, dann ein Weidezaun am Waldrand. Müssen wir da drüber? Ein Pfad lässt sich nur noch erahnen, egal, einfach durch, den Hang hoch, das Gras wird immer höher, der Weg ist versperrt, Wasserschutzgebiet! Umkehren? Nein, dort etwas unterhalb scheint ein Pfad weiterzuführen, der sogar über ein Betonrohr führt. Viele Leute laufen hier nicht, wieder geht es hinauf, es wird steiler, dann stehen wir auf einer Forststraße, der wir froh folgen. Eine Abzweigung, später eine zweite, keine Beschilderung. Unsicher geworden, welcher Weg wohl der richtige ist, zumal es wieder den Berg runter zu gehen scheint, beschließen wir, zu einem einsamen Hof zurückzugehen, welchen wir vorher gesehen haben. Gesagt, getan. Der Bauer meint "die Richtung stimmt schon, nach einer Kurve führt der Weg wieder nach rechts oben". Nachdem es donnert meint er noch, "es ist wohl besser ihr steigt wieder ab, ein Gewitter kommt! Wo habt ihr denn euer Auto?" Wir schauen ihn verdutzt an und erklären dann, "das geht schlecht, es steht nämlich bei uns zu Hause in der Garage und wir wären aus Wasserburg". Eine halbe Stunde verbraucht, ein Gewitter naht, es wird immer finsterer. Noch haben wir Zweifel ob der Weg stimmt, aber der beginnende Wald schützt zumindest etwas. Bald darauf kracht es auch schon rund um uns und es gießt in Strömen. Die rot-weisse Schranke beseitigt zumindest Christas Zweifel um den richtigen Weg, später sehen wir sogar ein Schild mit der Aufschrift Arzmoos! Stetig steigen wir nach oben, das Gewitter lässt etwas nach, wir erreichen die "Steinerne Stiege", (in den Fels geschlagene Stufen), ein Drahtseil sorgt für zusätzliche Sicherheit. Das Stück ist nur kurz, bald erreichen wir den Waldrand und das Ende des Aufstiegs. Hier kenne ich mich wieder aus, in ca. 25 Minuten müssten wir unser Ziel, die Wasserburger Alpenvereinshütte, erreicht haben. Was sind wir froh, aber auch geschafft. Einheizen, umziehen, warmen Tee trinken und köstliche Spaghetti essen, was geht es uns gut. Zwischendurch sitzen wir noch in der Sonne.

Arzmoos   -  Bäckeralm  „nicht streiten auf dem Traiten!“     

                                 
Wir haben geschlafen wie die Murmeltiere, die Hütte für uns alleine, keiner da der uns stört. Kaffetrinken, Frühstücken, Aufräumen und weiter geht`s, nachdem ich den Schlüssel beim Nachbarn abgegeben habe. Erst mal steigen wir zu der Sudelfeldpassstraße hinunter und treffen auf eine Wanderin mit großem Rucksack. Logisch das wir da Fragen nach dem wohin und woher stellen. Sie komme aus Brannenburg und wolle in dem Gebiet drei Tage unterwegs sein, ist ihre Antwort. Dann überlegen wir, wo der beste Einstieg zur Überquerung des Traiten ist. Ich will ihn von Westen nach Süden queren und später durch das Nesseltal zur Bäckeralm gehen. Also gehen wir die Teerstraße ein Stück hoch und dann über das obere Sudelfeld zum Vogelsang und zum kleinen Traiten. Als ich beim kleinen Traiten später die Seilsicherung sehe, fällt mir etwas früher Gelesenes wieder ein: der kleine Traiten sei schwieriger als der große. Bis hierher haben wir schon länger gebraucht als geplant, ob der andere Gipfel noch drin ist? Beim Abstieg zur Fellalm begeistert uns ein Schild "bitte mitgelaufene Ziegen, Schweine und Katzen wieder zurückbringen". Bei der Alm stärken wir uns, umringt von all den genannten Tieren. Das Wetter ist trübe, es nieselt manchmal, die Steine sind rutschig. Jetzt um 14:30 noch auf den großen Traiten steigen und dann den ganzen Kamm entlang? Nein, beschließen wir und steigen bei der Fellalm ab, gut das wir schon einmal hier waren und den Weg kennen. Der Abstieg wird ein nicht zu gewinnender Kampf gegen Morast und Sumpf. Wir sind  froh nicht in die Brühe zu stürzen. Es strengt ungemein an, den Weg vorsichtig abzusteigen, aber dann haben wir es geschafft und uns erwartet die eintönige Teerstraße durch das Ursprungstal, die ich so gerne vermieden hätte. Je weiter wir dem Ziel kommen, desto mehr schmerzt meine Achillessehne, diese Bergschuhe sind für Straßen nicht besonders geeignet. Mir graut vor dem Weitergehen. Das Quartier ist gut, das Essen sehr fein und üppig, ich glaube es war Hirschgulasch. Kurz nachdem wir im Haus sind, schüttet es wie aus Kübeln. Glück muss man haben, zwei andere Wanderer hat es noch voll erwischt.

Bäckeralm   -  Bucheckernhütte  „Adlerweg + Adlerhorst“    

                       
Beim Frühstück werde ich gefragt, ob denn die heutige Strecke auch so lange werden würde wie die bisherigen. Ja ja, ich habe schon verstanden, meine Berechnungen bisher waren wirklich "großzügig", in den Bergen sieht es doch etwas anders aus als auf den Karten, die Höhen sind nur schwer einzuschätzen. Aber heute sollte ich mit meiner Berechnung ganz gut liegen. Meine Schuhe binde ich nicht bis ganz oben, lasse Luft so gut es geht, um meine Sehne zu schonen. Die Straße führt nach Landl und dann steil den Berg hoch nach Hintertiersee. Erst eine Forststraße, später ein Wirtschaftsweg sorgen für Abwechslung unter unseren Schuhsohlen. Die Köglalm ist erreicht, von hier wollte ich eigentlich über das Köglhörndl den Höhenweg bis zum Hundsalmjoch gehen. Aber 1 Std. bis zum ersten Berg und dann noch mal 2 ½ Std. bis zum zweiten, ihr ahnt richtig, wir sparen uns das. Dieser Weg wäre zudem teils ausgesetzt gewesen und hätte eine hohe Konzentration erfordert. So schlendern wir genüsslich die Forststraße entlang und kommen zu einem Stand des Adlerweges, der hier unsere Spur kreuzt. Ausgestellt sind geschnitzte Figuren, überwiegend Adler und der gesamte österreichische Wegverlauf. Zur Bucheckernalm ist es nun nicht mehr weit, an einem sonnigen windgeschützten Plätzchen trinken wir noch Kaffee, bis wir später unser Zimmer beziehen. Beim späteren Spaziergang zum nahen "Gipfelkreuz" ziehen wir gerne Handschuhe und Mütze an, der Wind pfeift grausam kalt. "In dieses Tal da unten gehen wir morgen", erkläre ich Christa, "das

dort hinten müsste die Kundler Klamm sein". Beim Abendessen erzählt der Wirt, es müsse die nächsten Tage immer schön sein, er selber fahre morgen früh für 3 Tage zum Bergsteigen ins Venedigergebiet.

Bucheckernalm  – Oberau Dorferwirt    „Kundler Klamm + Bockerlbahn“

Die Wirtin fährt ins Tal um eine Helferin zu holen, ihr Mann ist ja weggefahren. Das Haus könnten wir, wenn wir mit dem Frühstück fertig sind auf der Rückseite verlassen, erklärt sie uns, die Tür wäre offen. Beim Abstieg über die vielen Serpentinen kommt sie uns schon wieder entgegen. Auf der Karte habe ich einen Weg / Pfad entdeckt, der über "Schrecken" bis nach Schönau führt. Wir gehen so dahin, da ragt doch tatsächlich ein Wegweiser aus dem Boden und zeigt über die breite Wiese in den Wald. Wo ist die nächste Markierungen? Keine Spur. Wir gehen trotzdem querfeldein und sehen später (Gott sei Dank) weit weg gerade noch sichtbar am Waldrand wieder einen Wegweiser. Oft wird hier nicht gegangen, teilweise müssen wir die Richtung erahnen, aber es macht noch Spaß. Später dann nicht mehr, immer wieder verstecken umgestürzte Bäume den Steig und müssen mühsam umgangen werden. Auch irritieren Schleifspuren von abtransportierten Bäumen, die in verschiedene Richtung führen. Irgendwann ist gar keine Markierung mehr sichtbar, was tun? Wir folgen einer Schleifspur und kommen somit ein ziemliches Stück weiter oberhalb als gewünscht auf die Straße. In der Nähe des Gasthofes Kaiserblick steht eine Bank am Waldesrand. Ca. 6 km sind es noch bis nach Breitenbach am Inn, zumindest führt ein gemütlicher Fußweg dorthin. Wir überqueren den Inn und mogeln uns durch Kundl der Klamm entgegen. Ein Supermarkt, es gibt Cola und Süßes zur Stärkung. Der Motorradfahrer neben mir auf der Bank lehnt meinen Vorschlag, uns nacheinander nach Oberau zu fahren, lachend mit der Begründung ab, "ihr habt keinen Helm". Der Tag ist gut warm heute, der Weg durch die Klamm führt stets aufwärts und schlaucht uns ganz schön. Das reißende Wasser und die farbigen hohen Felsen können schon begeistern, für uns zählt  heute aber nur: durchkommen (die Klamm haben wir schon 3 mal besucht). Es ist nicht unser Tag, für Christa habe ich aber eine Hoffnung parat, die ich erst ausspreche, als ich Gewissheit habe. Es fährt ein Bummelzug das letzte Drittel des Weges und wir nützen das gleich bis Oberau, wo beim Dorferwirt ein Zimmer auf uns wartet. Ich melde mich an, sehe auch unseren Namen auf einem Tischschild und bin erstaunt darüber, dass die Chefin geholt wird. Grund der Aufregung; "Ich habe für morgen reserviert, nicht für heute". Wir dürfen aber bleiben. Morgen wartet ein "Monsterweg" auf uns, zumindest sieht das auf der Karte so aus. Christa ist schon ganz aufgeregt und fragt die sehr nette Wirtin um Rat. "Ja, da habt ihr euch schon sehr viel vorgenommen" meint sie, "aber da gäbe es schon Alternativen. Ich ruf mal schnell eine Bekannte an, dann sehen wir weiter". Das Ergebnis dieser Beratung: wir fahren mit dem Bummelzug bis Niederau, dort mit dem Lift hoch zum Marbachjoch. Aufstiege sind noch genug dabei, hatte die Wirtin betont. Das beruhigt, in den guten Betten schlafen wir hervorragend.

Oberau  –  Tiefentalalm (Kelchsau)  „Schimmelpilz + Rettungsdecke“

Bei Dunst und Nebel machen wir uns wie schon beschrieben auf den Weg und haben keinerlei schlechtes Gewissen dabei. Ziel ist die Tiefentalalm, die wir auf einem langen Höhenweg erreichen wollen. Zwischendrin gibt es nirgendwo eine Übernachtungsmöglichkeit (es sei denn man steigt wieder ins Tal ab). Eine schöne Sicht ist hier oben, zumindest nach Norden und Osten, die anderen Himmelsrichtungen werden immer wieder von Nebelschwaden verdeckt. Somit bleibt es spannend was uns hier erwartet. Erst einmal führt der Weg am Roßkopf vorbei, stetig ansteigend auf breiter werdendem Weg, bei der Holzalm kaufen wir noch Brot – ich glaube zu wenig dabei zu haben - , später wird mit dem Feldalphorn der erste Gipfel erklommen. Zwischendrin erfreuen uns Fliegenpilze mit ihrem kräftigen Rot, Blaubeeren sind über den ganzen langen Weg zu finden. Immer wieder müssen wir davon kosten. Dabei treffen wir eine Beerenpflückerin, sie meint: "ich hab heut frei, da hat mich der Chef heraufgeschickt zum Blaubeeren holen. Ich arbeite in Oberau in der Gastronomie, komme aber aus Aham bei Eiselfing", erzählt sie weiter. Ja, die Welt ist klein. Der Höhenweg führt weiter zum Schwaigberghorn, zwischenzeitlich setzen wir uns in die Latschen und genießen das bisschen Sonne, die sich gerade unser erbarmt. Zwei ältere Wanderer kommen des Weges. "Die sind von hier", denke ich und frage, wie weit es denn ungefähr noch sei zur Tiefentalalm. Die Antwort ist nicht gut, erst überlegen sie wo die wohl sei, dann: "So weit über 4 Stunden werden es noch sein". Besser ich hätte nicht gefragt, etwas Unsicherheit wird wieder spürbar. Dann warten mit der Breiteggspitze, dem Hengstkogel und dem Siedeljoch noch drei Gipfelkreuze. Bei letzterem zweigt der Weg nach rechts ab zum Sonnjoch, unsere Route ist nicht mehr beschrieben. Die massigen Felsen des großen Beils und des Sonnjochs sind nur halb zu sehen, oben sind sie von Wolken verdeckt. Ein wunderschöner Weg, schon die ganze Zeit über, weich und Gelenk schonend, durch niedrige Wälder oder Latschen führend und immer wieder an kleinen Seen vorbei. Die Großdostalm ist erreicht, hier führt bald eine Forststraße hinab zur Erla-Brennalm. Dort wollen wir nicht hin, das wäre ein Umweg. Also den Pfad weiter suchen, der immer schmaler und bewachsener wird und kaum noch zu sehen ist. Markierung? Manchmal kann man sie nur erahnen. Es wird sumpfig, hohes Gras und Spuren von Kühen lassen uns bald gar nichts mehr erkennen. Doch noch umkehren, bevor wir im Nirvana stehen? Halt, ist das nicht eine alte Zigarettenkippe? Und da, gefärbte Eierschalen? Dann muss ein Mensch hier gewesen sein, noch bis zum Waldrand, dort könnte wieder eine Spur sichtbar sein. Und wirklich. Wieder ein Abzweig, ich denke eher rechts den Hang entlang, springe voraus quer über die Wiesen und komme froh zu Christa zurück. Es stimmt, dort vorne ist die kleine Kapelle wo wir im Winter schon einmal waren. Christa kann sich zwar nicht daran erinnern, lässt sich aber von meiner Euphorie mitreißen. Bald kommt die Neubergalm, auf dem Forstweg erreichen wir dann glücklich die Tiefentalalm, eine überaus urige Hütte. Dort wird noch Fleisch geräuchert und Käse gemacht. Das Omelett mit Schinken ist ein wahrer Genuss. Im Nebengebäude soll das Matratzenlager sein. 10 Leute haben dort Platz, aber Schlafsäcke muss man mitbringen, habe ich bei der Reservierung erfahren. Der Wirt ist weg, wir stehen vor dem Schuppen und versuchen eine Tür zu öffnen: verschlossen. Ein betrunkener Gast und die Bedienung rätseln, hat er sein Handy dabei? Liegt irgendwo der Schlüssel auf? Ich erkunde weiter das Gebäude und öffne eine Luke in etwa 1 Meter 20 Höhe. Tatsächlich, das ist das Lager, erfreut klettern wir rein und schauen uns um. 10 Matratzen, einige Steppdecken, die aber beim Hochheben einen unangenehmen Modergeruch verströmen. Pfui Daife no a moi. Wir sind geschockt. Aber es hilft nichts, wir suchen uns die besten 2 Matratzen aus und legen sie vor den Eingang, so dass Frischluft gewiss ist. Christa hat die rettende Idee, ihre Rettungsdecke zu opfern, die

wir um die Matratzen legen. Noch Isomatten darauf, Handtücher, rein in den Seidenschlafsack, noch in den großen Schlafsack, dann fühlen wir uns vor "Ansteckung" gesichert. Die Türe steht einen Spalt offen, die Luft ist rein. Der Wirt hat für sein Lager nichts verlangt, war auch sein Glück.....

Tiefentalalm  –  Oberhof (Gerlos) „Torhelm + wilde Krimml“


Ein gutmütiger Mensch, der Wirt, der gern von seiner Arbeit hier auf der Alm berichtet und welche Leute alles kommen, um hier zu kaufen. Er bereitet uns das Frühstück, nachdem er die Gläser und Flaschen, die von gestern übrig sind, aufgeräumt hat. Ein Zwölfender wurde geschossen, das wurde noch richtig gefeiert und begossen, das hat man nicht alle Tage. Da waren wir aber schon in der Koje, sind nur ein paarmal wach geworden wenn Motoren angeworfen wurden. Das kleine Kind neben uns im Raum (separat – privat), musste lange schreien, bis die feiernden Eltern es hörten. Nach dem Frühstück starten wir, es regnet nicht, die Sonne ist aber auch nicht da. Über den Torhelm 2494 (auf der Seite der Kelchsau – es gibt 2 solcher Berge), wollen wir ins Tal der wilden Krimml, bekannt für sein Skigebiet und von dort weiter nach Gerlos. Zunächst geht es zügig auf Forststraßen dahin, ab der Oberkaralm wird ein Steig daraus, der dann wieder knapp 400 hm später in stetige steile Kehren übergeht. Trinken nicht vergessen, gerade an Tagen an denen es nicht so warm wird, vergisst man das schnell. Ein junger dynamischer Mann überholt uns. Weiter oben hören wir immer wieder Schreie, die wir erst später zuordnen können. Eine Kuhherde hatte sich verstiegen, Frau, Mann und Sohn brachten sie mit viel körperlichen und verbalen Einsatz wieder auf den rechten Weg. Von der Öfelescharte ein begeisternder Blick auf zwei kleine Seen unter uns, die Gipfel sind von dunklen Wolken verhangen, ab und zu nieselt es, aber immer vor uns scheint es hell zu bleiben. Die vielen rot-weißen Markierungen sind nicht zu übersehen und ungemein wichtig, in diesem losen Schottergestein kann man sich schnell verirren. Der junge Mann ist schon wieder auf dem Abstieg, wir wünschen uns gegenseitig alles Gute. Dann ist der Gipfel erreicht, Sonne und Nebel tun der Kamera nicht gut, auf alle Fälle sind die Bilder viel zu hell geworden. Toll hier oben zu sein, wieder trinken, für eine Brotzeit ist es uns zu windig. Vorsichtig machen wir uns an den Abstieg, das fällt anfangs immer etwas zäh aus, bis sich die Beine und die Knie wieder etwas daran gewöhnt haben. Das Gröbste ist geschafft, ein windstilles Plätzchen gefunden und die Jause des Wirtes ausgepackt. Da hat er sich wirklich Mühe gemacht, ausgezeichnet, wie das schmeckt! Herrlich der Weiterweg, weniger schön die Liftstationen. Wasser rauscht, Blumen blühen, der Boden ist weich. Vor uns Donner, er kommt aus dem Krummbachtal, aber eher abziehend. Kaffee ist leider keiner fertig in der Krimmlalm, so wandern wir nach dem Rat des Almherrn, "ihr steigt am besten über das Krummbachtal ab", weiter abwärts. Immer noch 2 ½ Stunden bis Gerlos, das wird wieder ein harter Tag. Die Natur, die Luft, das Gezwitscher der Vögel, die reinen Farben von Wiesen und Felsen, Bäumen und Steinen, genießen wir aber trotzdem mit allen Sinnen. In der Krummbachalm kehren wir dann gegen 16:00 Uhr zu einem wohlverdienten Kaffee ein. Weiter, dem größer werdenden Bach folgend, erreichen wir schließlich Oberhof (Gerlos). Etwa zehn Minuten bevor wir das Quartier erreichen, beginnt es zu regnen, was sich stetig steigert. Triefend nass erreichen wir das Haus. Der Empfang ist herzlich, Fernwanderer hatte sie noch nie in ihrer Pension meinte die Pensionswirtin. Zum Abendessen suchen wir uns ein Restaurant, davon gibt es genug. Ratet mal wie wir in diesen wunderbar weichen Betten geschlafen haben, verglichen mit der letzten Nacht....

Oberhof  –  Zittauerhütte        „Fernwanderer haben großen Hunger“     

                              
Ab 8:00 h Frühstück, wir lassen uns Zeit. Obwohl heute einige Höhenmeter zu überwinden sind, ist die Strecke "überschaubar". Ab hier gibt es berechnete Routen, die im Internet dargestellt sind. Mit allen Angaben wie Höhenmeter, ungefähre Gehzeit usw.. Die bisherige Strecke war ja über die Landkarte gewählt und im Nachhinein schon ganz gut berechnet. Dabei ist man noch mehr auf sich gestellt, es ist etwas spannender,  intensiver und das schon in der Vorbereitung. Die Ortschaft Gerlos finde ich im Sommer schäbig, total ohne Flair – außer ein paar kleinen alten ursprünglichen Häusern am Rande. Sonst ist alles dem Tourismus gewidmet, natürlich auch die Kabinenbahnen, an denen wir auf dem Weg zum Stausee vorbeikommen. Erst als wir in den Wald eintauchen, freut sich unser Wanderherz wieder so richtig. Der Stausee (Durchlassboden) ist erreicht, ein Produkt von Menschenhand errichtet, wieder vermarktet, was bedeutet, viele Autofahrer halten hier um zu schauen. Auch diesen Rummel lassen wir bald hinter uns, am rechten Seeufer entlang lässt es sich gut marschieren. Malerisch liegt der See unter uns, aber zappenduster ist es, wenn wir dem Wildgerlostal entgegensehen. Am Gasthaus Finkau stehen wieder zahlreiche Autos (die andere Seeseite ist befahrbar), eigentlich wollten wir hier einkehren, finden aber keinen passenden Platz und gehen weiter. Und wirklich, nicht weit ist ein eingezäunter kleiner Platz, mit schönem Feldkreuz auf einem Felsen und daneben Bank und Tisch. Ein paar Regentropfen erschrecken uns etwas, sie tun uns aber nicht viel. Hier darf auch das Mitgebrachte verspeist werden. Einige Spaziergänger laufen hier vorbei, die sich wohl die Leitenkammerklamm ansehen. An der kommen wir später auch vorbei. Es ist schon gewaltig, wie sich das Wasser seinen Weg durch die Felsen bahnt und tosend den Berg herunter springt. Nach der Trisslalm wird es wieder ruhiger, die Leute werden weniger. Die Forststraße zieht sich lange stetig aufwärts dahin. Die Wände rundherum rücken näher und näher, Gipfel sind noch keine zu sehen, ganz oben ist alles voller Nebel. Die Hütte, ja das muss sie sein, auch sie kommt immer näher, wo der Steig hochführt ist noch nicht zu sehen. Die Forststraße hört auf, nochmal trinken, ein Ratsch mit entgegenkommenden Wanderern, dann folgen wir dem Steig in stetem Zick-Zack. Behutsames, aber stetiges Gehen haben wir im Laufe der Jahre gelernt, auf den Atem achtend, Zeit ist relativ, wir wissen, wir kommen oben an. Das Blockgestein wird immer mehr, darunter läuft Wasser, was man nur hört, nicht sieht. Der Wasserfall weiter oben dafür ist wieder gut zu sehen, die Hütte dagegen dahinter verschwunden. Der Steig wird steiler, Seilsicherungen helfen über Hürden hinweg. Schließlich ist das steilste Stück überwunden und Eis / Gletscher in Sicht. Wir schwitzen, obwohl die Temperaturen vielleicht bei 8° liegen. Grandios die Gegend hier oben, ein Pfad quert, darauf eine einsame Wanderin, sie kommt vom Schanachtal herüber. Noch etliche Meter, ein Bach über eine Plattenbrücke gequert, dann haben wir die Zittauer Hütte erreicht. Der See daneben ein Traum in dem sich die Bergwelt spiegelt, daneben wunderschöne Blumen. Herzlich werden wir empfangen und eingewiesen was hier so alles geboten ist. Berghütte? Berghotel! Mit Salatbuffet am Abend, Frühstücksbuffet am Morgen und warmen Duschen. Fast schon zuviel des Guten für meinen Geschmack. Aber halt auch reichlich frequentiert. Beim Abendmenü gibt es nach der Suppe Kartoffel und Schnitzel, zwei  Riesenfladen, Wahnsinn! Hinterher fragte der Wirt; "Na, seid ihr satt geworden? Ich habe die Küche extra beauftragt viel Fleisch auf den Teller zu geben, Fernwanderer brauchen Kraft!" Beim Ankommen hatte er uns wegen unseren großen Rucksäcken sehr neugierig nach dem Woher und Wohin befragt.


Zittauerhütte  –  Richterhütte        „Mineraliensucher“

Im Gegensatz zu gestern, stehen wir heute zeitig auf, in den Bergen gelten andere Regeln. Frühstück bis 8:00 h, dann sollte man das Haus verlassen. Macht auch Sinn, zum Einen ist die Luft noch besonders klar, zum Anderen die Gewitterneigung noch gering. Aber es ist kühl, besonders im Schatten. Gut eingemacht steigen wir los, immer wieder auf den See unter uns blickend und zu den vergletscherten Bergen über und neben uns. Strahlend blauer Himmel, eine wahre Pracht. Längliche Felsbrocken sind hier zu Wegmarkierungen aufgestellt, fest verkeilt im Blockgewirr. Beim oberen Wildgerlossee zweigt der Weg ab, wir gehen die rechte Variante des Drei-Länder-Wegs Richtung Richterhütte. Unterwegs wollen wir noch den Roßkopf besteigen, ca. eine Stunde Auf- und Abstieg wären dies zusätzlich, wurde uns gesagt. Diese Zeit nehmen wir uns. Vorsicht ist bei diesem Plattenzeugs allemal angesagt, ausgesetzte Stellen dagegen, nur ein paar und relativ kurz. Die Sicht von diesen 2845 Metern ist traumhaft, gerade bei diesem Wetter. Es ist eiskalt, sogar die "Wasserpfützen" im Steingeblock sind gefroren. Ist von hier oben der Abstieg zu erkennen? Das da drüben? Na Mahlzeit, in einer sehr steilen Schotterpiste erkenne ich eine Spur. Aber erst müssen wir wieder zurück, dann ist bald die Roßkarscharte erreicht und hier fällt mir ein Stein vom Herzen. Der Abstieg verläuft ganz woanders, dicht an die Wand gedrängt (von oben nicht sichtbar), schlängelt er sich nach unten. Vorsicht ist trotzdem angesagt, bald aber wird es leichter, die Erde wird wieder bewachsener. Da es auf dem Gipfel zu kalt war, suchen wir hier ein sonniges Plätzchen zum Faulenzen. Nur selten kommt ein Wanderer vorbei. Als wir nach guten 45 Min. aufbrechen wollen, kommt die 70 jährige Roswitha vorbei, eine Bergsteigerin durch und durch. Später auf der Richterhütte wird sie uns von ihrem Mann erzählen, der früher ein guter Wanderpartner war, jetzt aber nicht mehr kann. Sie haben bei Gerlos schon mehrere Jahre eine "Hütte", ihr Mann bleibt dort alleine, bis sie wieder nach drei, vier Tagen zurückkommt. "So hat es sich eben entwickelt", meint sie, "ohne Berge kann ich nicht mehr sein". Genussvoll ziehen wir weiter, tief links unter uns, sehen wir einen Weg der ins Krimmler Achental führt. Der Pfad macht einen Bogen nach rechts, weit hinten erkennen wir die Richterhütte. Wie vorher geahnt, müssen wir absteigen, um drüben wieder aufsteigen zu können. Dem Gelände nach ist das auch logisch. Zwei Bäche sind zu queren, auf ca. 20 cm breiten Stegen. Anfangs stelle ich mich furchtbar an, will die Stöcke nützen, finde natürlich keinen Widerstand, die Stöcke gehen bei dieser Breite von den Stegen ins leere. Ist der Schritt dann gefunden, flutscht es wunderbar. Auch diese Hütte erreichen wir und sind froh darüber. Kleiner, aber auch uriger als die große Hütte Tags zuvor. Roswitha schläft auch hier, sie beansprucht sogar ihr "eigenes" Zimmer (immer die Nr. 5).Ein Pärchen, zwei junge, etwas wortkarge, scheue Burschen, eine holländische Familie und zwei "Steinexperten". Letztere wohnen schon knapp 3 Wochen hier oben und suchen seltene Metalle bzw. Gestein. Ein paar Stücke davon zeigen sie uns. Um 20:00 werden wir eingeladen, bei einer "Expedition" teilzunehmen, als ich merke wie kalt es ist (Gefrierpunkt), verzichte ich darauf und bleibe in der kuscheligen warmen Hütte.


 
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