Großer Sankt Bernhard - Lausanne - Wandern so lange der Urlaub reicht

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via Francigena

Großer Saint Bernard  -   Liddes          
09:00 – 16:00    17,8 km   258 ^ 1378


Den Weiterweg haben wir schon erkundet, nicht weit vom Hospiz zweigt der Steig rechts von der Passstraße nach unten. Noch Briefmarken gekauft und den Pilgerstempel geholt, dann laufen wir auf der Schweizer Via Francigena weiter. Die Beschilderung ist hier etwas anders, auf gelben Schildern ist ein grün-blaues Viereck, mit der Nummer 70 darauf und einem kleinen gelben Pilger. Zwischendurch kann man auch gelben Wanderschildern vertrauen. Heute sind viele Wolken am Himmel, es zieht immer wieder zu, keine Fernsicht, windig und kalt ist es außerdem. Der Abstieg hat steiler ausgesehen als er tatsächlich ist, wir kommen gut voran. Auf einem größerer Platz sehen wir mehrere Leute mit Bernhardinerhunden. Man kann hier Hunde gegen einer Geldgebühr ausleihen und mit ihnen spazieren gehen. Wir warten und bald darauf setzt sich die Gruppe in Bewegung. Schön die edlen Tiere aus nächster Nähe zu sehen. Vor Bourg-Saint-Pierre überholen uns ein paar Biker auf diesem Pfad, der auch immer wieder “Schiebstrecken” aufweist, ansonsten blieben wir von Radfahrern verschont. Wieder mal Pause im Grünen, wir erreichen den Lac des Toules, an dessen Uferweg uns viele Schmetterlinge erfreuen und alle möglichen bunten Pflanzen wachsen. Vier Pilger kommen entgegen, kein Gespräch, nur Buon Giorno. Buon Giorno? Wir sind doch in der französischen Schweiz, dort sagt man Bonjour. Wir tun uns schwer, nach sieben Tagen in Italien, plötzlich anders sprechen zu müssen. Immer wieder treffen wir auf ein Schweizer Paar, das auch in unserer Richtung läuft, die Unterhaltung wird mit jeder Begegnung mehr. Besonders als wir vor einer Absperrung stehen, ein rotes Band über den Forstweg mit dem Schild “Schießübungen”. Heute am Samstag? Ganz trauen wir dem Frieden aber nicht und weichen doch auf eine Nebenstraße aus. Ein netter Ort mit altem Grenzhaus kommt und plötzlich hören wir laute Schüsse. Sie kommen aus dem Tal links unter uns, wo der Originalweg weitergeführt hätte. Was sind wir froh, die Warnung Ernst genommen zu haben. Später sehen wir von oben noch große Zielscheiben im Wald stehen und immer wieder fallen Schüsse. Ein wohlverdienter Cappuccino wird in Bourg-Saint-Pierre getrunken, das Schweizer Paar übernachtet in diesem Ort, wir wollen noch weiter, es ist erst 14:00 Uhr. Vielleicht kann man sich so eine Etappe sparen, die Schweiz ist sehr teuer. Ein Beispiel; Spagetti Carbonara, eine Pizza, zwei Getränke kosteten 51,- Schweizer Franken, das sind ca. 46,- Euro. Recht entspannt erreichen wir auf angenehmen Untergrund Liddes, hier soll es Übernachtungsmöglichkeiten geben. Ein Laden hat auf, hier frage ich und wirklich zwei Straßen weiter ist das Quartier das im Reiseführer steht. Bei einem späteren Rundgang bemerken wir noch andere Übernachtungsmöglichkeiten.


Liddes   -   La Croix             
09:00 – 19:00    25,0 km   623 ^ 1424


Der Wirt nimmt keine persönliche Notiz von uns als wir uns verabschieden. Ja die Schweizer, ob die alle so sind? Dieses Gefühl verhärtet sich vor allem bei Christa, ich bin da etwas vorsichtiger. Später wissen wir, es sind Ausnahmen, die Bevölkerung ist insgesamt sehr aufgeschlossen und nett. Schon heute erleben wir Leute die uns von ihren Häusern aus zuwinken oder auch das Gespräch mit uns suchen. Der Weg führt zum Ort Drance und von dort immer dem Bach entlang, etwas auf und ab bis eine Brücke über eine kleine Klamm führt und ein Steig bald darauf steil nach unten geht. Wilde Natur, herrlich. Später, bei den schmucken Ferienhäusern von Montatuay sehen wir weit ins Tal hinab nach Orsières. Erst mal Pause, diese Bank nicht zu nützen wäre frevelhaft, heute ist es sonniger und wärmer als gestern. Auf der naheliegenden steilen Weide grasen zwei schwarze Kühe. Einen Cappuccino gönnen wir uns im Ort und finden dabei auch Zeit uns einzucremen. Überhaupt scheint uns heute nichts anzutreiben, der Schritt ist eher gemächlich, Fotopausen bremsen zwischendurch. Bis Martigny scheint es zu weit zu sein, Sembrancher als Tagesziel realistisch. So schlendern wir weiter, treffen ein deutsches Paar das in der Gegend Urlaub macht, eine gesprächige Schweizer Pilgerin und noch ein Schweizer Pärchen, die ebenfalls auf der Via Fancigena unterwegs sind. Letzere schwärmen von einem wunderbar bemoosten Waldweg, der noch auf unserer Route kommen soll. Sembrancher, ein ausgestorben wirkender Ort, die beschriebene Unterkunft ganz am Ende hat geschlossen. Eine große Straßenbaustelle gibt Rätsel auf wo es wohl weitergeht. Nochmal zum Hotel, nein keine Klingel sichtbar, unser Klopfen hört auch niemand. Zwei Burschen gefragt nach Übernachtungsmöglichkeiten. “Nein, hier gibt es sonst nichts” und dieses Hotel hat am Sonntag Ruhetag, ist die Antwort.
Eine halbe Stunde haben wir hier verschenkt, wir müssen weiter. Ein Pärchen auf einer Bank macht wieder Mut, sie loben unser Vorhaben. Der besagte Steig im Wald kommt, wirklich ein Traum, den Christa aber nicht genießen kann. Ich “ordne” eine Pause an, die Ruhephase und vor allem die Kekse setzen wieder Kräfte frei, wir gehen weiter. Bovernier ist erreicht, die Wegführung gestaltet sich etwas unübersichtlich. Da, das Pilgerzeichen führt weiter, ja auch die Bahnstation ist im Wanderführer vermerkt. Aber müßte der Weg nicht auf der anderen Flußseite verlaufen? Egal, hier ist markiert. Doch dann stehen wir plötzlich an der Hauptstraße und kein Schild ist mehr zu sehen. Zurück? Nein! Den Berg hoch? Nein! Die Hauptstraße entlang? Ja, auch wenn da vorne ein Tunnel ist. Gott sei Dank, kürzer als angenommen und ein Seitenstreifen ist auch da. Zügig schreiten wir nun voran, nur noch eines ist wichtig, ankommen. Etwa 40 Minuten laufen wir die Straße entlang, dann haben wir La Croix erreicht und nehmen das erste Hotel das kommt. Später wird mir klar, der Pilgerweg führt wirklich auf der anderen Seite des Flusses entlang, die Beschilderung auf dieser Seite gilt den Radfahrern. Noch was gelernt! Die Idee aus Kostengründen schneller durch die Schweiz zu laufen, war grundfalsch. Es nimmt den Genuss und bringt einen so in die Breduille. Der verpasste Streckenabschnitt soll zu den schöneren auf der Via Francigena gehören.

La Croix  -   Saint Maurice       
09:15 – 16:45   22,3 km   255 ^ 310


Rechnet man das leckere Abendmenü hoch (wir hatten wieder Halbpension), war das Hotel gar nicht mal so teuer (im Vergleich zu manch anderen). Nicht weit vom Hotel finden wir das Pilgerzeichen. Ein Paar kommt uns entgegen, nach kurzer Unterhaltung frägt sie uns, wie schwierig die beschriebenen gesicherten Stellen wären, sie sei nicht ganz Schwindelfrei. Das weckt in mir wieder die schmerzliche Erinnerung an gestern, welche mich nach wie vor etwas ärgert und ich sagen muss; “tut mir leid, wir hatten uns verlaufen, diesen Streckenabschnitt kennen wir nicht”. Weiter die Straße runter, schöne historische Häuser säumen die Strecke, bald müssen wir uns nach rechts halten, wir wollen das Amphitheater besichtigen. Dort ist eine “Drohne” unterwegs, Hobbybastler lassen das summende Flugobjekt umherschwirren. Nichts ist es, kurz in die Büsche zu verschwinden um ein Geschäft zu machen, das Gerät könnte mit einer Kamera ausgestattet sein. Immer wieder suchen wir verzweifelt einen Wegweiser, dann ist die Beschilderung wieder üppig. Nach kleinen Umwegen verlassen wir Martigny endlich über eine Brücke die das Flüsschen Drance überquert, die in die Rhône fließt. Nach 1 km Teerstraßen zweigt nach rechts ein Pfad in den Wald ab. Ein toller Weg, vorbei an riesigen Felsblöcken, an Apfel- und Aprikosenplantagen und schön angelegten Rastplätzen. Hier wurde für den Wanderer, Spaziergänger einiges getan. Ein hoher Zaun erregt meine Aufmerksamkeit, er ist tatsächlich aus lauter aufgestellten Bettgestellen aus Eisen und Draht gebaut.
Vernayaz ist erreicht, links von der Rhôhne fasziniert mich die Landschaft. Der Fluß, die Brücken, die Felsen und besonders die Eisenbahn. Eine wohl stillgelegte Bergbahn schlängelt sich an den Felsen hoch, Tunnels mit Fenstern, ein Steg der irgenwohin führt, wie eine Modelllandschaft. Ich gehe etwas einen Steig hoch um einen besseren Überblick über Gegend und Städchen zu bekommen. Wieder führt der Weg über Wald- und Wiesenwege weiter, das lauter werdende Rauschen kommt vom Wasserfall Pissevache (Vache = Kuh), der über die Felsen herabstürzt. Ein sehenswerter Wasserfall, in dessen Nähe schöne Picknikplätze. Im nächsten Ort La Balmaz lädt ein überdachten Platz zur Pause ein. Am großen Brunnen gibt es frisches klares Wasser. Links und rechts ist der Weg von Bergen begrenzt, dazwischen eine Autobahn, die Eisenbahn, die Rhône, die Hauptstraße und der Pilgerweg. Verständlich, dass unsere Blicke immer wieder nach oben wandern zu den zackigen Felstürmen, die graue Wolken immer wieder verdecken wollen. Wir begrüßen einige Esel und in einem Freigehege sogar zwei Lamas die uns neugierig beäugen. Jacke an oder aus, mal warm, mal kalt, wie gerade der kalte Wind durchkann. Ca. eine halbe Stunde vor Saint Maurice fängt es an zu regnen, wir laufen durch Maisfelder und besichtigen die “Chapelle des Martyrs à Vérolliez” (Mauritius, Legionärshauptmann der Thebäer).
Ein Franziskanerorden soll hier Quartiere anbieten, die will ich suchen. Ein Hotel steht auch am Weg. Da bei einer Abzweigung kein weiterer Hinweis zu den Franziskanern ist, kehren wir wieder um und loggen im Hotel ein. Was für ein Prozedere, trotzdem wir die Ausweise abgegeben haben, wird verlangt einen Fragebogen auszufüllen, mit genau den gleichen Daten! Heute gibt es Obst beschließen wir und machen uns alsbald auf den Weg einen entsprechenden Laden zu suchen. Die Fußgängerzone ist schön aber kürzer als gedacht. Am anderen Ende sitzen zwei Leute bei einem Bier, der Tisch steht mitten im Weg. Pilger den Rucksäcken nach. Er kommt aus Pforzheim, sie aus Norwegen, beide sind auf der Via Francigena unterwegs. Ein lebhaftes Gespräch beginnt, sie haben sich bei den Franziskanern einquartiert, nicht weit weg von hier. Die schöne Kirche ist nicht weit, besichtigt, dann wird es Zeit einen Laden zu suchen, bevor er schließt.


Saint Maurice  -   Aigle          
09:20 – 18:00   20,7 km   587 ^ 591

Es regent und zwar richtig. Gerade sind wir dabei auf der Terasse unser Zeugs zu richten, als unsere zwei Bekannten von gestern kommen. Sie wären zum Abendessen hier gewesen meint er, um uns zu treffen. Und wir machen einen Obsttag. Meine Vermutung war, die bleiben sowieso bei den Franziskanern, haben dort womöglich Pilgeranschluss. Falsch gedacht. Richtige Regenkleidung haben die beiden nicht an, fällt uns auf. Sie sind mit einem Schirm unterwegs. Nach einem gegenseitigen bon Camino zieht jeder seine Bahn. Zuerst die Straße entlang, bis die Beschilderung scheinbar hoch zur ausgeschriebenen Felsenhöhle führt, welche sich über dem Schloss Saint Maurice befindet. Wir steigen hoch und höher, die Sicht wäre bei Sonnenschein sicher etwas schöner, aber auch der Regen und Nebel hat seinen Reiz. Oben dann die Feststellung es geht nicht weiter. Für den Eingang in die Höhle muß gezahlt werden. Wenn wir schon hier sind….. Wir haben es nicht bereut, besonders der 70 Meter hohe Wasserfall am Ende der Höhle ist sehenswert, man kann um den kleinen See und unter dem Wasserfall hindurchgehen. Beeindruckend auch das verschieden farbige Gestein und die Formen die durch Eis und Fels entstanden sind. Dann wieder hinunter und den richtigen Weg gesucht, der bald unter der Bahn und den Geleisen entlang führt. Irgendwie habe ich nicht die richtige Bekleidung an. Wegen des Fotoapparates den ich in der Jackeninnentasche habe und doch ständig aus und ein schiebe, ist mein T-Shirt an Brust und Bauch schon patschnass. Langsam wird das ganze etwas kalt, aber wo umziehen? Endlich ein Ort, Massongex, ob die Kirche Saint Jean-Baptist offen ist? Ja sie ist offen. Wie schon auf dem Jakobsweg festgestellt, bieten Kirchen einen guten Schutz. Bei Regen trocken und warm, bei Hitze schattig und kühl. Ich fühl mich umgezogen sehr wohl, es kann weitergehen, Danke. Wir überqueren die Rhône und laufen dann ewig auf einem Dammweg dahin. Die Richtung müßte stimmen, weiter vorne kommt uns ein Pilger entgegen. Genau unter einer Brücke treffen wir uns, wir können also im trockenen miteinander ratschen. Es ist ein Holländer so um die 35 – 40 Jahre alt, trotz Regen gut gelaunt, wie auch ca. eine halbe Stunde später die zwei Hamburgerinnen und der Franzose der sich ihnen angeschlossen hat. Sie sind von Reims losgegangen und habe schon eine lange Wegstrecke hinter sich. Der Franzose tut mir etwas leid, wir machen Witze und lachen und er steht daneben und versteht nichts. Herzlicher Abschied, dann gehen wir endlos lange einen begradigten Bach entlang, der über viele, viele “Treppen” von der langgezogen Erhebung herunterläuft und von den Treppen “entschleunigt” (ich hasse das Wort) wird. Schön langsam bekommen wir Hunger, ein passendes Plätzchen ist aber bei dem Regen schwer zu finden. Wandersandalen hängen an einem Baum, sie sind noch gar nicht kaput, scheinbar sind sie dem Wanderer zu schwer geworden. Über eine Kreuzung, dann links abgebogen, auf Teerstraßen auf ein Gehöft zu das unter Weinbergen steht. Dort vorne tatsächlich ein Häuschen für den Schulbus, das passt genau, da machen wir es uns gemütlich. Nach der Pause wartet ein Anstieg auf uns, erst auf Teerstraßen, dann führt der Pfad laut der Beschreibung mitten durch die Weinberge über langes Gras nach oben in den Wald. Vorsicht Schnecken! Die Wiese/der Weg ist voll davon. Die Socken die bislang noch einigermaßen trocken waren, sind durch das lange Gras nun endgültig nass. Der Wald lichtet sich, der Ort Ollon liegt unter uns, neben der Kirche lädt uns ein Café zum Cappuccino ein. Eine Ehrenrunde bis wir wieder auf das Pilgerzeichen stoßen und dann noch mal steil durch die Weinberge nach oben, wo ein herrlicher Wanderweg mit vielen Aussichtsoasen weiterführt. Hier macht das Gehen Spass, der Regen hört auf, es wird heller. Ein Bahngleis wird gequert, aber erst lassen wir den Zug vorbei. Die Leute die darin sitzen winken uns freudig zu. Das Chàteau d`Aigle, trohnt vor uns, ein bombastisches Gebäude, wie aus dem Märchen. “Clos du Paradis”, unter diesem Schild kann man in den Weinberg eintreten, nicht weit vom Chàteau. Das Museum besuchen wir nicht, wir sind müde und wollen eine Bleibe für die Nacht. Die Info in der Stadt hat noch offen, wir fragen nach dem Pilgerhotel das im Wanderführer steht und bekommen eine Beschreibung dorthin. Die Rucksäcke, Schuhe, Socken sind pitschnass, da ist es gut wenn man viel Platz hat. Zum Abendessen besuchen wir eine Pizzeria und bestellen uns dort die an anderer Stelle schon beschriebenen Speisen und Getränke für 51,00 Schweizer Franken.


Aigle   -   Vevey          
08:45 – 18:15   27,3 km   258 ^ 290

Zeitig zum Frühstück, die “Hotelmutter” bemüht sich sehr um uns, die hätte uns am Tag vorher eventuell überreden können, hier auch das Abendessen einzunehmen. Die “Tochter”? dagegen war etwas kühl und wenig interessiert. Den Weg zu finden ist bei dieser üppigen Beschilderung nicht schwer, wie geahnt geht die Strecke erst wieder hoch in die Weinberge, um dann später in einem weiten Bogen wieder herabzuführen. Es lohnte sich, immer wieder kommt die Sonne durch und taucht die Gegend in ein strahlendes Licht, Wolken verdecken und enthüllen immer wieder die Berggipfel. Wie es ist monoton in der Ebene dahinzugehen, erfahren wir später noch zur Genüge. Besonders Industriegebiete sind öde, auch die Luft läßt dort zu wünschen übrig –Entsorgungsfirmen für Plastik und anderem. Wieder keine Sitzgelegenheiten unterwegs, der nächste Ort hat aber einen Bahnhof und bei Bahnhöfen stehen bekanntlich Bänke. Die Überlegung war richtig, da ein kleiner Ort auch keine Menschenseele, wir können richtig entspannen. Auf dem Weiterweg ein Ratsch mit einem deutschen Pilgerpärchen, dann ist Villeneuve erreicht, noch etwas durch die unschönen Straßen dieser Stadt, eine Hauptstraße überquert und wir stehen am Genfer See. Das Gefühl ist überwältigend, das Blau des Wassers, die großen Raddampfer darin, die Uferpromenade, die Berge auf der anderen Seite des See´s, vor allem aber die Ruhe, die dies alles ausstrahlt und das Gefühl angekommen zu sein. Wohl wissend, Lausanne ist noch 1 ½ Tagesmärsche entfernt. Christa kauft im nahen Supermarkt ein paar Köstlichkeiten ein, ich fotografiere das Wasser, Spatzen und Blumen. Etwa eine halbe Stunde gönnen wir uns, bis es auf der Uferpromenade weitergeht. Bis Vevey sind noch einige Stunden zu laufen, das Wetter ist sehr warm, irgend jemand erklärt mit später, das Klima in Montreux (das erreichen wir bald), sei ca 5 Grad wärmer als in Vevey. Bald zieht das Château de Chillon unsere Blicke auf sich, ein beeindruckendes Wasserschloss, das auf einer Felseninsel steht. Dann können wir uns an der Blumenpracht kaum sattsehen, die subtropisch anmutende Vegetation ist unglaublich. Wo ist das Denkmal von Freddy Mercury? Der legendäre Sänger von Qeen`s (Karrierestart mit Deep Purple), soll zwischen Montreux und dem Château irgendwo ausgestellt sein. Haben wir das übersehen hinten bei der Eisbude und dem Café wo so viele Leute waren? Umkehren tun wir nicht, hat wohl so sollen sein, tut aber weh. Wir haben uns mit dem “Verlust” schon abgefunden, eine Biegung, viele Leute und die Place du Marché mit der übergroßen Statue von Freddy. Männer wie Frauen posieren mit dem Idol, es ist kaum möglich eine Aufnahme ohne “Menschen” von der Statue zu machen. Das Weitergehen wird immer zäher, ewig an der Strandpromenade entlang, immer wieder kleine Buchten, dann sehen wir endlich die riesige Gabel die im Genfer See steckt. Seit im Jahr 2007 eine Ausstellung zum Thema Tischbesteck (hier befindet sich das Ernährungsmuseum Alimentarium) stattfand, zieht die überdimensionale Gabel die Blicke auf sich. Für uns ein guter Anhaltspunkt, hier in der Nähe sollten wir unsere Übernachtung suchen. Auch eine Statue von Charlie Chaplin steht inmitten von Blumen an diesem Platz. Wo ist die Pension Burgle die in unserem Wanderführer beschrieben ist? Die Info hat schon zu, bei einer Infotafel schließlich können wir die Straße und unseren Standort feststellen. Gar nicht so weit von hier, wir finden die Pension tatsächlich. Rauf in den ersten Stock, alles verschlossen. Christa will schon gehen, ich rufe die angegebene Telefonnummer an und siehe da, der Besitzer ist im Haus und wir haben unser Zimmer. Stadtbummel, am Ufer sitzen, den Schwänen zusehen und Einkauf, kaltes Essen und viel Obst, was wir später auf dem Balkon im dritten Stock genüsslich verzehren. Ein schöner Ausklang einer anstrengenden Tour, auch bedingt durch die Hitze.


Vevey   -    Lausanne          
09:00 – 18:00    25,9  km  503 ^ 427

Die letzte Etappe, wieder ein traumhaftes Wetter. Wir gehen zum See, es ist noch relativ ruhig, die Sonne glitzert, bewundern die Nixen die auf Seepferdchen freudig dahinreiten (Statuen). Etwas an der Promenade entlang, beim riesigen Nestle-Konzern schließlich weist uns die Beschilderung ins Landesinnere, was gleichzeitig bedeutet wieder aufzusteigen. In stetem auf und ab pilgern wir schließlich in entsprechender Höhe zwischen unzähligen Weinbergen mit prächtiger Sicht auf den Genfer See, Lausanne entgegen. Immer wieder schweifen unsere Blicke hinüber und zurück zu den Bergen. Ein stetes Lüftchen hilft uns dabei, nicht „heiß zu laufen“, an windstillen Stellen kommen wir arg ins schwitzen. Lauben laden zu Pausen ein, wir bewundern Zahnradbahnen mit denen die Winzer zum Ernten durch ihre Weinberge fahren. Immer wieder thronen über uns alte Burgen oder ihre Ruinen, wir spazieren durch malerische Dörfer oder sehen Schiffen zu, die auf dem See ihre Bahnen ziehen. Menschen sind wenige unterwegs. Wir hören einen Gesang, nicht unbedingt schön aber laut. Dachdecker isolieren gerade ein Hausdach und sind scheinbar freudig bei der Arbeit. Ich winke ihnen von oben zu, sie werden auf uns aufmerksam. Einer von ihnen zieht sich daraufhin in gespielter Scham sein T-Shirt über den Kopf. Wir müssen alle lachen. Die letzten Kilometer führt der Weg wieder direkt am Genfer See entlang. Uferpromenden werden durchquert, Badegelegenheiten, dann wieder Schilf und verwinkelte schmale Gassen. Wieder kommt uns das alles endlos lang vor. Pause auf einer Bank mit riesigem Baum, um uns viele Badegäste, ein Kiosk der uns Eis und kühle Cola bietet. Wir rufen einen Freund an, dessen Tochter in der Schweiz wohnt. Aber sie sind nicht zufällig im Urlaub hier. Weiter geht es, wir erreichen das Olympische Museum, die Promenade ist gespickt mit großen Schautafeln welche an dieses Ereignis erinnern. Riesige pompöse Hotels reihen sich auf der anderen Seite der Straße. Irgendwann ist das Pilgerzeichen wieder verschwunden. Als ich im Wanderführer genauer nachlese, beginnen die Zeichen auch erst am See. Der Weg hoch zur Kathedrale ist nicht beschildert. Wir wählen einfach eine Straße, nach ca. 15 Minuten frage ich einen älteren entgegenkommenden Passanten nach dem „Gare“ (Bahnhof). Die Route ist richtig, er sieht uns die Erleichterung an. Vor der Quartiersuche kaufen wir noch die Fahrkarten für morgen, Anstellzeit ca. 20 Minuten. Das nahe Ostello ist komplett voll, teilt uns ein Angestellter unfreundlich mit. Also ein Hotel nahe Bahnhof, unser Zug fährt um 08:15 Uhr ab. Abendessen bei MC Donald`s, zurück ins Hotel. Ein Spezi ruft an und meint er wolle meiner Frau zum Geburtstag gratulieren, stimmt…  heute ist der 28.August, o Mann! Welches Datum ist, welcher Wochentag ist, bei unseren Fußreisen wissen wir das nie genau. Ein Tag kommt, der andere geht. Wir stehen auf, gehen los und sind am Abend wieder irgendwo anders, das wiederholt sich. Diese „Zeitlosigkeit“ ist es ja auch, die eine totale geistige Entspannung zulässt. Früher war es mir wichtig zu wissen wann Samstag ist, wegen der Bundesliga. Und heute? Unterwegs sein, sich treiben lassen, zulassen was geschieht, staunen über fremde und alte Kulturen, sich freuen über grandiose Landschaften und herrliche kleine Dinge am Wegrand (Blümchen, Schmetterlinge, Gräser, Libellen, Käfer usw.) und nicht zu vergessen, herzliche, unbeschwerte Begegnungen mit Menschen und sei es nur ein Gruß oder ein Lächeln. Die Nacht ist nicht so toll, im Zimmer ist es warm, das Fenster halten wir wegen ständiger quietschender Bremsgeräusche der nahen Bahn geschlossen. Die Klimanalage lassen wir wegen der Erkältungsgefahr nicht die ganze Nacht laufen.


Heimreise / Olang
07:30 – 17:30


Zeitig am Bahnhof noch Proviant und was zu lesen gekauft, die erste Bildzeitung und schon sind wir wieder informiert mit allem Wichtigen was so in der Welt passiert. Bahnsteig 12 der Zug kommt, wir fahren durch bis Verona. Schön den gelaufenen Weg so im „Schnellraffer“ noch mal stückchenweise zu sehen, bis der Zug bei Martigny eine andere Richtung einschlägt. In Verona muss eine neue Fahrkarte gekauft werden, bis Franzensfeste bzw. Bruneck war kein Kauf möglich. Wir wollen ja noch ein Teilstück des Weges von Verona über die Alpen nach Hause nachholen, es fehlt das Stück von Olang über Antholz Mittertal, Rieserfernerhütte, Rein in Taufers, St. Jakob im Ahrntal. Dazu wäre jetzt noch genug Zeit. Erfahrungen aus dem Vorjahr haben mich veranlasst zu reservieren. Keinerlei Platzproblem auf der Weiterfahrt, gute Verbindungen beim Umsteigen. Relaxt kommen wir in Olang an und buchen gleich für zwei Tage beim Hotel Moarhof, ein geplanter Puffertag dazwischen. Eine gute Wahl. Die Sauna nützen wir noch an diesem Tag, das Abendessen ist exzelent mit vier Gängen.


272,9 km sind wir gegangen und 8541 ^ 8265 Höhen- und Tiefenmeter haben wir in diesen 14 Tagen gemacht

 
 
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